Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)
seine Hüften gepresst. „Du denkst wohl, du bist der Einzige, der sich einfach nehmen kann, was er will und wann immer es ihm passt!“, spie sie aus und rieb ihren Schoß an seiner Erektion, während sie seine Hände mit ihren am Boden fixierte.
„Es –“
Elín verschloss seinen Mund mit harten Lippen und küsste ihn, als wäre er die Luft, die sie zum Atmen bräuchte. Ihre erschreckend kräftigen Hände gaben seine frei und schlangen sich um seinen Nacken. Ju hatte das Denken längst aufgegeben. Er umklammerte ihren Körper, so fest, wie er konnte, und sie stöhnte wie zum Dank. „Mehr!“
Mit Schwung rollte er sich zur Seite und begrub sie unter sich, ohne von ihrem Mund abzulassen. Ihre Hände wurden fordernder, drängender, zerrissen seinen Pullover und fuhren gierig über die nackte Haut seiner Brust und seines Bauches, der sich unter ihren Krallen unwillkürlich zusammenzog. Die Bestie langte in seine Hose und ergriff sein Glied.
Ju brüllte. Ein gewaltiger Schauder durchzog seinen Körper, als würde die Anspannung etlicher Jahre von ihm abfallen. Er warf den Kopf in den Nacken und ergab sich ihren harten Liebkosungen, wagte es nicht mehr, sich zu bewegen, zu schockiert war er über sich selbst.
Über das, was er wollte.
Was sie ihm gab.
Wonach er sich schon immer gesehnt hatte, ohne es anzuerkennen.
Eine tiefe Verzweiflung erfasste ihn.
Elín musste ihm die Resignation ansehen. Ihre Augen erloschen und ihre Hand wanderte wieder hinauf zu seinem Nacken, zog ihn zu sich hinunter und schenkte ihm einen verletzend sanften Kuss.
„Entschuldige“, murmelte sie und umarmte ihn. „Ich hab mich noch nicht ganz unter Kontrolle.“
„Ich weiß“, keuchte er. „Aber dafür musst du dich nicht entschuldigen.“
Ju fühlte sich wie ein Versager und wusste nicht, warum. Weil sie abgebrochen hatte? Weil er es nicht hatte genießen können? Oder weil sie ihn gerade so umarmte, als hätte er … versagt?
„Ju?“
„Mhm.“
„Ist das immer so bei zwei Akkadiern? Werde ich über jeden herfallen, der mir in Zukunft begegnet?“
Während dieses Bild in seinem Kopf Gestalt annahm, stieg ein Kichern in seiner Kehle empor, bis er es nicht mehr unterdrücken konnte und an ihren Hals geschmiegt gluckste.
Elín schlug ihm spielerisch auf den Rücken. „Du sollst mich nicht immer auslachen!“
Er stützte sich nach oben und sah auf sie hinab. „Das würde ich zu gern sehen. Wie du dich völlig unberechenbar und deinen Gelüsten ausgeliefert über einen nach dem anderen hermachst“, grinste er.
Sie spitzte ihren Mund und stemmte sich gegen ihn. Wenn sie nur Elín war, verlor sie eigenartiger Weise die Stärke, die sie ihm voraushatte, wenn ihre Bestie ans Licht drang. Und Ju würde nicht behaupten, dass ihm das missfiel.
„Also nicht?“, setzte sie nach.
„Nein. Ich schätze nicht.“
„Dann … ist es zwischen uns doch etwas … anderes.“
Ju merkte, wie sich seine Augenbrauen zusammenzogen. Schätze ja, wollte er ihr sagen und brachte doch kein Wort heraus. Um ihretwillen wünschte er sich, dass dem nicht so wäre. Dass sie ihm rein gar nichts bedeuten würde.
Aber –
„Du musst hungrig sein“, lenkte er ab und stand auf, konnte den plötzlichen Schmerz in ihrem Gesicht nicht ertragen. Dass es bei ihr überhaupt eine Hoffnung gab, die er zerstören konnte, beunruhigte ihn.
„Allerdings!“, antwortete sie giftig. Die Kälte in ihrer Stimme langte direkt in seine Brust und traf ihn, doch er ignorierte es. Das konnte er. Hatte es gelernt. Fühlte sich sicher damit.
Ju warf den kläglichen Rest seines Pullovers weg, zog sich stattdessen den Mantel über und drehte sich zu ihr um, während sie den Sand von ihren Kleidern abklopfte.
„Dann kommen wir zu Lektion Nummer Eins. Wird Zeit, dass du Blut trinkst!“
Elíns Augen weiteten sich und in ihrem Mund wurden die Fänge sichtbar größer, doch Ju wandte sich ab und schluckte sein aufkommendes Verlangen hinunter.
Sie stöhnte genervt. „Darf ich dir bitte, bitte wieder wie ein Hund nachlaufen?“, rief sie ihm hinterher.
Er antwortete nicht. Brauchte seine Konzentration voll und ganz dafür, nicht rückfällig zu werden, nicht daran zu denken, wie gut sie sich unter ihm angefühlt hatte, und nicht darauf zu hoffen, dass es wieder geschah.
Angst. Angst vor dem Unbekannten. Angst um ihren Bruder. Angst vor sich selbst und dem, was sie vorhatte zu tun. Nie in ihrem Leben hatte Jolina solche Angst verspürt.
In kalten Schaudern
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