Lichtraum: Roman (German Edition)
Die anderen können wir dann gemeinsam befragen.«
Martinez fixierte ihn mit einem Blick, bei dem Corso sich fragte, ob er dieses Mal zu viel von ihm verlangte.
»Also gut.« Martinez zeigte mit dem Kinn auf Olivarris Leiche.
»Vorläufig werde ich mich nach Ihnen richten, aber nur vorläufig, wohlgemerkt. Beweisen Sie mir, dass Sie hier der Boss sind.«
»Danke, Eduard. Zurzeit muss Dakota mit Ted zusammenarbeiten, um den Rest des Datenraums wieder online zu schalten, aber sobald sie damit fertig sind, führe ich mit ihr ein Gespräch.«
Martinez schüttelte bedächtig den Kopf. »Sie brauchen sich nicht bei mir zu bedanken. Finden Sie nur heraus, was sich hier abspielt, bevor wir alle so enden wie Olivarri.«
»Ist das dein Ernst?« Dakota schaute gekränkt drein. »Du glaubst wirklich, ich hätte was mit Olivarris Tod zu tun?«
Corso lehnte sich gegen ein Schott und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Sie befanden sich wieder im Besprechungszimmer in der Zentrifuge. Dakota ließ sich in ihrem Sessel nach hinten sinken; ihre Augen waren von zu viel Stress und zu wenig Schlaf rot und verquollen. Sie alle hatten lange und hart gearbeitet, um auch das letzte der Systeme online zu bekommen.
Seit man Olivarri vor knapp zwölf Stunden tot aufgefunden hatte, herrschte an Bord eine gespannte Stimmung, und weite Teile der Fregatte waren zu Sperrzonen erklärt worden. Die Leute verrichteten ihre Arbeit oder unterhielten sich bei den Mahlzeiten in einer der Kantinen miteinander, aber es fiel auf, wie alle ständig über die Schultern blickten und sich gegenseitig mit argwöhnischen Blicken musterten. Auch Corso war von der allgemeinen Nervosität betroffen, dem zermürbenden Gefühl, nirgendwo sicher zu sein.
»Du weißt, dass ich dich fragen muss, denn außer dir und Ted verfügt keiner über diesen High-Level-Zugang, den man braucht, um so eine Aktion durchzuziehen.«
Sie strafte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Es ist schön
zu wissen, dass du außer mir noch einen anderen Verdächtigen im Visier hast.«
»Jesus und Buddha, Dakota, ich konnte Martinez nur mit knapper Not davon überzeugen, dass es besser ist, wenn ich mit dir allein spreche. Eigentlich sollte diese Unterredung in seinem Beisein stattfinden.«
»Aber du wolltest ihn nicht dabeihaben? Was soll er deiner Ansicht nach denn nicht hören?«
»Zuerst einmal finde ich, dass er nicht alles zu wissen braucht, was in Nova Arctis passiert ist. Es ist allgemein bekannt, dass die Uchidaner in Port Gabriel dich über deine Implantate steuerten. Aber wenn er erfährt, wie der Händler dich ein zweites Mal manipuliert hat, würde er dich einsperren oder durch die nächste Luftschleuse rausschmeißen. Ich könnte es vermutlich nicht verhindern, und was aus dem Mos Hadroch wird, wäre ihm unter diesen Umständen scheißegal.«
»Deinen Worten entnehme ich, dass du glaubst, ich würde schon wieder fremdgesteuert.«
Corso spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. »Ich wäre ein Idiot, wenn ich diese Möglichkeit ausschließen würde.«
Sie stand auf, lehnte sich gegen den Tisch und sah ihn mit einem schrägen Blick an; die Hände hielt sie wie abwehrend über der Brust verschränkt. »Dann lass dir von mir sagen, dass ich diese Möglichkeit ausschließe. Und um deine nächste Frage vorwegzunehmen: Mit Olivarri habe ich kaum ein Wort gesprochen, bis auf das eine Mal, als wir draußen auf der Außenhülle waren und zusammen mit Dan Reparaturen durchführten.«
»Und der Händler könnte deine Implantate nicht infiltriert haben, ohne dass es dir bewusst wurde?«
»Was der Händler mir damals antat, kam einer Vergewaltigung gleich. Doch ehe er mir seinen Willen aufzwingen konnte, musste er körperlich in meine Nähe gelangen. Ich würde es
merken, wenn er etwas in der Art noch einmal versuchte, und das weiß er ganz genau.«
»Aber du sagtest doch, du seist ihm persönlich begegnet, als er dir die Kontrolle über die Meridianischen Waffen gab.«
»Das stimmt«, bestätigte sie. »Allerdings fand weder ein direkter noch ein indirekter Körperkontakt statt. Auf gar keinen Fall hat er mir irgendetwas Gegenständliches überreicht.«
»Aber es gehört doch nicht immer die Berührung eines konkreten Objekts dazu, um eine Gedankenkontrolle zu bewirken, oder?«
»Nein, doch dieses Mal hätte ich es gewusst. Jede Form von Beeinflussung wäre dem Schiff der Weisen aufgefallen, und es hätte mich informiert.«
»Schon möglich … nur existiert
Weitere Kostenlose Bücher