Lichtraum: Roman (German Edition)
gegenüber eindeutig gespannt. »Es handelt sich also definitiv um Sabotage?«
Sie nickte und versuchte, ihre Müdigkeit wegzublinzeln. »Meiner Meinung nach hat jemand viel Zeit darauf verwandt, dieses Ding durchzuziehen. Der Datenraum hat sich so weit erholt, dass ich in den Hauptspeichern Software-Routinen aufspüren konnte, die ich bis jetzt noch nicht einmal ansatzweise
zu erklären vermag. Vielleicht handelt es sich um Viren, möglicherweise ist es auch etwas völlig anderes. Ich tippe auf Viren, doch sie wurden mittlerweile vernichtet oder isoliert.«
»Und das war der Grund für diesen Systemabsturz?«
Dakota zuckte die Achseln. »Ich denke schon.«
Martinez verschränkte die Arme und blickte von einem zum anderen. »Und von Olivarri immer noch keine Spur?«
»Nein.« Dakota schüttelte den Kopf. »Die Spinnen sind nach wie vor dabei, das gesamte Schiff zu durchsuchen, aber die Fregatte ist ja sehr groß. Es könnte Wochen dauern, um in jeden einzelnen Winkel zu spähen.«
»Na schön, was macht der Händler?«, erkundigte sich Corso.
»Lass uns für einen Moment vergessen, dass keiner von uns ihm auch nur im mindesten traut. Aber mir fällt beim besten Willen nicht ein, wie er so etwas hätte zustande bringen können.«
»Es wäre nicht das erste Mal, dass er Tricks auf Lager hat, mit denen keiner gerechnet hatte«, beharrte Corso. »Er ist erwiesenermaßen ein Lügner, und wir beide wissen, dass Maschinenköpfe wie du anfällig sind für …«
Dakota setzte sich aufrecht hin und funkelte ihn wütend an. »Weißt du, ich bin es verdammt leid, behandelt zu werden, als wäre ich eine Bombe, die jeden Augenblick losgehen könnte. Warum fragst du nicht …«
Ein lauter Piepton ertönte, und sie brach mitten im Satz ab.
»Das ist Dan auf der Notfrequenz«, erklärte Willis, an eine angrenzende Konsole tretend. »Ich leite ihn um auf den Schirm.«
Auf einem Monitor neben der Couch erschien Dan Perez’ Gesicht. Dicht hinter ihm sah man Nancy Schiller in einem rot beleuchteten Korridor schweben.
»Es geht um Olivarri«, keuchte Perez. »Wir haben ihn gerade gefunden, unten in der Nähe eines Fusions-Wartungshangars. Er ist tot.«
Kapitel Fünfundzwanzig
Als Corso und Martinez den Wartungshangar erreichten, hatte Perez bereits eine undurchsichtige Plastikplane gefunden, um Olivarris Leiche damit zuzudecken. Schiller hatte zwischenzeitlich den Rückweg zur Brücke angetreten.
Corso zuckte zusammen, als Perez die Plane von Olivarris Kopf und Oberkörper wegzog, denn der hintere Teil des Schädels war zertrümmert. Getrocknetes Blut hatte sich um den Mund verkrustet, und die Nase war plattgedrückt.
Er ist kaum noch zu erkennen, dachte Corso.
Martinez beugte sich tief über den Toten und blickte dann zu Perez hinauf. »Wo genau haben Sie ihn gefunden?«
»Da drüben.« Mit dem Kinn deutete Perez auf eine Stelle, an der sich eine große Stahlplatte von der Wand gelöst hatte. »Wer immer ihm das angetan hat, klemmte ihn hinter dieses Wartungspaneel, doch dadurch wurde in einer der Kontrolleinrichtungen ein Alarm ausgelöst. Ich bekam den Schock meines Lebens, als ich die Tür aufmachte, um nachzuschauen, was los war.«
»Ich frage mich«, sinnierte Corso, »warum man ihn ausgerechnet hier versteckt hat. Warum hat man ihn nicht einfach in eine Luftschleuse geschleift und die Leiche nach draußen befördert? Dann hätten wir nie erfahren, was ihm zugestoßen ist.«
Martinez schüttelte den Kopf. »Das Risiko, von den Sensoren der Außenhülle erfasst zu werden, wäre viel zu groß. Sie besitzen ihre eigene Energieversorgung und Kontrollsysteme, und der oder die Täter wussten wahrscheinlich, dass sie bei dem Versuch, Olivarri in den Weltraum zu schleusen, entdeckt würden. Ehrlich gesagt, verdanken wir es nur einem Zufall, dass
wir Olivarri überhaupt gefunden haben. Dieses Schiff ist so geräumig, dass es unter Umständen sehr lange hätte dauern können, ihn zu finden, wenn nicht diese Alarm losgegangen wäre.«
Perez blickte von Olivarris bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten Zügen hoch. »Hören Sie, es ist natürlich reine Spekulation, aber wäre es denkbar, dass die Sabotage und der Ausfall so vieler Systeme nur dazu dienen sollten, diesen Mord zu vertuschen?«
Die drei Männer tauschten Blicke. »Derselbe Gedanke kam mir auch schon«, gestand Corso. »Die meisten Hauptsysteme sind wieder online. Zuerst glaubten wir, dieses Systemversagen käme einer Katastrophe gleich, aber letzten Endes
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