Lichtraum: Roman (German Edition)
entschlossener Miene. »In diesem Fall müssen wir uns an Bord des Schiffs begeben, ehe diese Leute aktiv werden. Wir müssen den Mos Hadroch an einen anderen Ort schaffen.«
»Und wohin?«
»Tief ins Zentrum des Territoriums der Emissäre«, erwiderte sie. »Weit, weit weg.«
»Zu den Emissären willst du ihn bringen?« Corso klappte die Kinnlade herunter. »Du machst Witze!«
»Wir müssen einen Technologiehort ansteuern, der quasi im Herzen ihres Imperiums liegt. Dieser Hort hat bestimmte, einzigartige Schwachstellen, und der Mos Hadroch ist darauf geeicht, diese verwundbaren Punkte auszunutzen. Aber wir sind nicht wehrlos. Uns stehen Hunderte von hochwirksamen Waffen zur Verfügung, Kriegsgeräte, die von Aliens konstruiert wurden. Wenn es auf eine Konfrontation hinausläuft, womit ich fest rechne, haben wir eine reelle Chance, am Leben zu bleiben.«
»Wenn ich dich fragen würde, wo du diese ›Waffen‹ aufgetrieben hast … bekäme ich dann eine Antwort?«
Sie lächelte matt. »Jetzt noch nicht.«
Stöhnend schickte er sich an, aus dem Bett zu steigen.
»Ist das nicht unvernünftig?«, meinte Dakota.
»Verdammt nochmal, ich liege hier seit … seit zwei Tagen, glaube ich.« Er verzog gequält das Gesicht, als er die Füße auf den Boden stellte. »Wer weiß, was in der Zeit alles passiert ist.«
Nackt tappte er zu einem Schrank und brummte zufrieden, als er darin seine ordentlich gebügelte Kleidung fand.
Mit langsamen, bedächtigen Bewegungen begann er sich anzuziehen. Ihm war anzusehen, dass er immer noch starke Schmerzen hatte. »Jetzt sage ich dir, was ich denke, Dakota. Ich schickte eine Fregatte, die zufällig auch noch einen der wenigen Vermögenswerte darstellt, die die Freistaatler besitzen, nur auf dein Wort hin an einen verflucht entlegenen Ort. Der Zweikampf, den ich gerade nur mit Müh und Not überlebt habe, war eine direkte Konsequenz dieser Entscheidung. Und jetzt faselst du davon, in das Zentrum einer extrem aggressiven, feindseligen, aber uns technologisch weit überlegenen Zivilisation zu fliegen und etwas anzugreifen, das wahrscheinlich zu ihren wichtigsten Ressourcen gehört. Lass mich ehrlich sein: Das klingt nach glattem Selbstmord.«
»Ich weiß selbst, wie sich das anhört, aber es ist die einzige Möglichkeit, um den Mos Hadroch dazu zu bringen, dass er seine beabsichtigte Funktion ausübt.«
»Und was genau soll man sich darunter vorstellen?«, hakte er nach und trat näher an sie heran. »Wenn ich dich richtig verstanden habe, sprachst du von ›gewissen Schwachstellen‹, von ›verwundbaren Punkten‹.«
In diesem Moment sah Dakota selbst so klein, zerbrechlich und verwundbar aus, wie er sie noch nie erlebt hatte. »Das ist schwer zu erklären.«
»Ich habe kürzlich einen Mann getötet und das Leben der Crew unseres Flaggschiffs auf Spiel gesetzt, weil ich sie auf eine Expedition durch die halbe Galaxis schickte, um dieses Ding aufzustöbern, und mehr hast du mir nicht zu sagen?«
»Erlaube mir, dass ich dir die Fakten ins Gedächtnis zurückrufe«, erwiderte sie trotzig. »Die Emissäre sind bereits hierher unterwegs. Der Schwarm befindet sich noch irgendwo da draußen und sucht nach dem Mos Hadroch. Vorerst musst du mir einfach vertrauen, denn ich bin auch noch nicht am Ende aller Weisheit angelangt, sondern immer noch dabei, je nach Stand der Dinge Lösungen zu erarbeiten.«
»Vorausgesetzt, wir haben tatsächlich den Mos Hadroch geborgen und nicht nur den Leichnam eines Aliens«, hielt er entgegen.
Sie schwieg, während er sein Hemd zuknöpfte. Ein paar Sekunden lang schloss er die Augen und dachte angestrengt nach, ehe er sich wieder an sie wandte.
»Wer weiß sonst noch, dass du hier auf Redstone bist?«
»Außer dir und Ted Lamoureaux weiß es keiner.«
»Gut. Und das soll auch so bleiben.«
»Warum willst du ein Geheimnis daraus machen?«
»Je länger ich überlege, umso stärker wächst meine Überzeugung, dass uns noch einiges bevorsteht. Es könnte verflucht gefährlich werden. Wenn meine Feinde auch nur ahnen, dass du dich hier aufhältst, könnten sie es als Beweis auffassen, dass ich einen Angriff auf die Fregatte plane.«
Sie rutschte vom Bett herunter und ging auf ihn zu. »Und? Hast du so was in der Art vor?«
»Lass es mich so ausdrücken: Ich hatte bereits Alternativpläne ausgetüftelt, für den Fall, dass nicht alles so laufen würde, wie ich es mir wünschte.«
»Und wann gedenkst du diese Pläne in die Tat umzusetzen?«
Corso
Weitere Kostenlose Bücher