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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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dich jetzt, Ieran?« »Du Wahnsinnige!«
    »Ah ja, du erinnerst dich! Du hättest sie verschonen können. Sie waren keine Gefahr für dich, Tierel hatte dir sein Wort gegeben, deine Geheimnisse zu bewahren. Ja, du hättest es gut sein lassen können und ihr Glück achten. Aber Ieran hat ja kein Herz. Ieran kehrt nicht unverrichteterdinge von einer Hetzjagd zurück. Oh, du erinnerst dich an diese Hatz, an dieses scheußliche, schreckliche Schlachten. Du erinnerst dich gut.« »Verdammt sollst du sein, Frau, wer bist du?« »Der Tod, Lord Ieran. Dein Tod.«
    Da hob sie den dünnen Arm, und der Wind kam. Sie wies auf Ieran, und der Wind fuhr herab und riß ihn von dem bröckligen Halt, und da sah ich für einen Moment seine ungläubig aufgerissenen Augen. Dann fiel er, und ich beobachtete aus den Augenwinkeln, wie die Frau seinen langen, tiefen Sturz mit ruhigem Blick verfolgte. Und in ihren Augen zeigte sich auch jetzt weder Gram noch Freude, nur … Erleichterung. »Rache«, keuchte sie nach einer Weile. »Oh, wie süß!« Sie wurde sich meiner Gegenwart bewußt und sah mich an. Aber der Ausdruck ihrer geweiteten Augen ließ mich zusammenzucken, und ich stammelte: »Der Wind … der Nebel … Die waren dein Werk!« »Ja.«
    »Dann … oh, Große Mutter! Und dieser Wind, der mich erfaßte und mich den Kerl töten ließ? War der auch dein Werk? Ja?« »Ja.«
    »Du … du … hast mich benutzt! Aber weshalb? Was habe ich dir denn getan?«
    »Nichts, mein Junge.« Nun endlich lag eine Spur von Mitgefühl in ihrer Stimme. »Mir sind Grenzen gesetzt … Wenn ich meinen Berg verlasse, verliere ich meine Macht über den Wind. Ierans Männer konnte ich von hier nicht anrühren, weil sie ein Herz so kalt und hart wie Eis haben. Aber dich … Du bist jungen und offenen Sinns und empörst dich über jedes Unrecht. Verstehst du?
    Ich benötigte jemanden, der meinen Feind aus seiner sicheren, warmen Ebene auf diesen Berg locken konnte, wo der Wind ihn zu erfassen vermochte. Hierher, wo ich seinen Fall mit eigenen Augen beobachten konnte.« »Wer bist du? Und was?«
    »Dieser Traum … denk an den Traum, den ich dir sandte.« »Ich verstehe das nicht. Du bist… Tierels Mutter?« »Nein, Junge, ich bin Tierels Frau.«
    »Sarai-ye! Aber das ist unmöglich … Sie hatte dunkle Augen …«
    »Der Wind hat sie mir ausgebleicht.« »Und sie war jung, so jung, und du bist doch so …« Mir versagte die Stimme. Denn wie ich sie so anstarrte, vermeinte ich, in ihrem steinalten Gesicht einen Hauch von Jugend zu sehen, denselben Augenschnitt, denselben Wangenschwung … »So alt?« schloß die Frau sanft an meiner Statt.  
    »Oh, Junge, die Macht hat ihren Preis. Und so gab ich Ai-Chan meine Jugend, gab ihm all die Jahre des Hätteseinkönnens… und sah zu, wie sie in Stücke gerissen und vom Wind verweht wurden.«  
    Da muß ich vor Entsetzen oder Mitleid leise gestöhnt haben, denn die alte Frau rief unwirsch aus: »Genug davon! Ierans Bluthunde werden nicht hier herauf finden. Du umgehst sie, wenn du auf dem Weg dort, an der Nordseite des Bergs, ins Tal hinabsteigst.« Dann fuhr sie mit milderer Stimme fort: »Hör mir gut zu! Du warst mein Werkzeug und bist daher genausowenig zu tadeln wie eine Axt oder ein Schwert. Denk daran, auf dir lastet keine Blutschuld. Gehe zu einem Priester oder einer Priesterin, so du es mußt, und entblöße deine Seele. Lebe dann aber in Frieden.« »Aber … deine Jugend hinzugeben…«, stammelte ich. »Warum nicht? Ich brauchte sie nicht mehr, da ja meine Lieben tot waren. Verstehst du das nicht? 
    Und jetzt liegt mir gar nichts mehr am Leben«, schloß sie und sah mich ruhig und gelöst an. Dann trat diese alte Frau, die einmal die junge Sarai-ye gewesen war, vor meinen Augen leichtfüßig ins Leere hinaus und ließ mich ratlos auf dem kalten Gipfel zurück.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

LINDA GORDON
     
    Den Teilnehmerinnen meiner Schreibkurse sage ich immer: »Leute, es gibt im Grunde nur zwei Plots oder Handlungsmuster … beim einen bekommen die Guten, was sie sich ‘wünschen, und beim anderen kriegen die Bösen, was sie verdienen.« Diese Geschichte hier zählt eindeutig zur zweiten Kategorie.
    Linda Gordon ist in dieser Reihe keine Unbekannte mehr. Sie hat es aber leider versäumt — vielleicht, weil sie Knall auf Fall aus ihrer Wohnung ausziehen mußte —, für diesen Band ihre Biographie auf den

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