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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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zur Nachtwache abzuordnen… und Reila
zu versichern, daß sie vor Sonnenaufgang allesamt zum Lan-
dungsplatz ihrer kleinen Flotte aufbrächen. Bald hörte sie von den Hrogi nur noch die rhythmischen, tiefen Atemzüge derer, die
dicht neben ihr schliefen, und die schweren Schritte des jetzt ein-
sam seine Runde gehenden Wächters, und selbst die gingen in dem
Konzert, das die Frösche und Grillen gaben, fast unter.
  Der Wächter deckte schon bald das Lagerfeuer mit Soden ab, so
daß es nur noch schwach weiterglomm. Und da senkte sich die
Nacht nun vollends über das Lager, eine Nacht schwer von den
Ausdünstungen der Schlafenden und einer feuchten Hitze, die
über der Heide lag. Wolken schoben sich langsam vor die Sterne,
und der Mond, bereits im letzten Viertel, würde erst nach Mitter-
nacht aufgehen.
    Jetzt, dachte Reila, wo ihr Schlaf und die Nacht am tiefsten ist!
Sie fühlte, wie nun ihre Müdigkeit wich. Die Kraft der Erdgöttin
strömte in sie ein, kam in hohem Bogen von der anderen Seite des
Lagers geflossen. Von Kelf.
    Die Energie kurierte weder ihre Blutergüsse noch die Schürfungen
an ihren Handgelenken … Kelf formte den Zauber auf seine
Weise, seinen Fähigkeiten gemäß. Sie empfing ihn auf ihre Art,
wie sie es in der Halle ihrer Sekte gelernt und getan hatte.
  Nun sah sie sich langsam nach dem Wächter um: Seiner Silhou-
ette nach zu urteilen, starrte er ins Dunkel hinaus … Da rollte sie
sich leise zu dem von einem Schwert durchbohrten Leichnam
eines der ihrigen hin, dessen Lage sie sich bei Tageslicht eingeprägt
hatte. Denn da war ihr aufgefallen, daß die Hrogi, als sie die her-
umliegenden Waffen einsammelten und auf einen Haufen warfen,
diese Klinge übersahen.
    Es fiel ihr schwer, die auf dem Rücken gefesselten Hände über die
Schwertspitze zu heben, die eine Fingerlänge aus dem Toten ragte.
  Aber dann schaffte sie es und machte sich daran, ihre Handfesseln
an deren schartiger Schneide durchzuscheuern.
  Mit einemmal sah sie, daß der Wächter sich umdrehte. Sie erstarrte.   
  Vielleicht hatte er sie gehört. Aber auch wenn nicht – er könnte ja auf den Gedanken kommen, nach ihr zu sehen. Und dann fände er sie nicht an ihrem Platz…
    Aber der Hrogi reckte und streckte sich nur, gähnte ein paarmal,
drehte sich wieder um und beobachtete ein Fledermauspärchen, das da eben vorbeiflatterte und bald in Richtung Moor ver-
schwand.
    Reila machte behutsam weiter. Und endlich ging das Leder ent-
zwei! Sie massierte ihre blutig gescheuerten Handgelenke, trennte
rasch ihre Fußfesseln durch und wartete ab, bis alle Taubheit aus
ihren Armen und Beinen gewichen war.
    Dann erhob sie sich geschmeidig und sicher, schlich katzengleich
zu dem Hrogi hin, der in ihrer Nähe schlief - dem Amuletträuber,
der ja auch seine Waffen vor dem Einschlafen neben sich abgelegt
hatte. Sie sah sie in dieser Dunkelheit zwar nicht, fand sie aber mit
dem Instinkt einer Kriegerin - ein leichtes Schwert und eine kleine
Keule, die für ihre nicht so kräftigen Arme wie geschaffen waren!
  Und sie griff entschlossen danach.
    Aber das Geräusch beim Blankziehen weckte den Schläfer. Reila
hob die Keule und zerschmetterte ihm - Lärm hin, Lärm her - den
Kopf, bevor er auf die Beine kam.
    Der dumpfe Laut ließ nun den Wächter herumfahren und nach
seinem Schwert greifen. Reila warf sich auf ihn und stieß ihm,
noch ehe er blankgezogen hatte, die Spitze ihrer Klinge in die
Kehle. Er röchelte, hob sein Schwert wie zum Hieb, verlor aber die
Balance.
    So einen Stoß genau in den schmalen Spalt zwischen Halsbeuge
und Kinn hätten auch bei Tageslicht nur die geübtesten Schwert-
kämpfer führen können - sie war jetzt offenbar von noch besserem
Schlag.
    Der Wächter taumelte noch, als sie sich schon dem dritten Hrogi
zuwandte. Er war aus seinen Decken aufgefahren und starrte jetzt
mit weit aufgerissenen Augen zu ihnen her, war sich aber bei dem
Dunkel unsicher, welcher dieser Kämpfer denn sein Feind sei.
  Aber als sie sich auf ihn stürzte, hob er seine Streitaxt.
  Geschickt parierte er Reilas Schwertstoß. Da schlug Stahl gegen
Stahl, daß die Funken stoben. Und jetzt stürmte er auf sie ein.
Aber sie sprang leichtfüßig, in ihrer Bewegung von keiner Rüstung behindert, zur Seite, stellte ihm ein Bein und versetzte ihm, als er dann zu Boden ging, mit der Keule einen gewaltigen Hieb in den Nacken.
    Da streckte er alle viere von sich und blieb reglos im Heidegras
liegen. Reila hätte nicht sagen

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