Lichtschwester - 8
Kraut.
Und Reila sah im schwachen Licht der Sterne, das durch die leicht
aufreißenden Wolken fiel, wie sich auf dem Gesicht des besiegten
Gegners Verblüffung und fassungsloses Staunen malten.
Nun, da die Gefahr überstanden war, erlaubte sie sich Mitleid mit dem Feind. Seine zu große Siegesgewißheit war ihm zum Ver-hängnis geworden - seine Verblendung. Er hatte geglaubt, bereits all ihre Geheimnisse gelüftet zu haben.
Der Häuptling seufzte tief. Das Seufzen wurde zum Röcheln.
Dann Stille. Da wandte sich Reila von dem Toten ab und schnitt ihren Bundgefährten los.
ELISABETH WATERS
Elisabeth war bereits in einigen Bänden der Magischen Geschichten vertreten — zuletzt, glaube ich, in Band V mit der schönen Story »Im Schattenreich«. Mit dieser Geschichte nun kehrt ihre Serien-Heldin Eirthe zurück, die ihr Debüt ganz woanders hatte: in Andre Nortons Magic in Ithkar (Magie in Ithkar). Lisa ist für den Roman Changing Fate (Wechselhaftes Schicksal) mit dem begehrten Gryphon Award geehrt worden. Dieser Roman entstand aus ihrer großartigen Erzählung »A Woman’s Privileges (Das Privileg einer Frau) in Band III dieser Reihe - und wird von Daiv Books verlegt. Wir freuen uns wie die Schneekönige, daß Lisa so zu einer Romanschriftstellerin avanciert.
Elisabeth Waters ist Ende Dreißig, wurde in Rhode Island geboren und hat außer einem Magistertitel des Randolph-Macon College in Ashland auch einen Magistertitel der University of New Haven — letzteren in Computerwissen-schaften. Was für mich sehr günstig ist, wenn mein PC mal wieder, und das nur zu oft aus mir völlig unerfindlichen Gründen, plötzlich streikt. Ich bezweifle jedoch, daß sich das mit Lisas Studienmotiven deckt.
Eine der größten Freuden einer Herausgeberin ist es zu sehen, daß junge Autorinnen, deren erste Geschichten sie veröffentlichte, zu bekannten, eigenständigen Schriftstellerinnen werden. Dazu fallen mir auf Anhieb zwei Beispiele ein — Diana L. Paxson und Mercedes Lackey. Schön, daß nun auch Elisabeth Waters zu dieser illustren Gemeinde gehört! — MZB
ELISABETH WATERS
Feuerkur
Eirthe verfluchte die unsichtbare Wand, gegen die sie da geprallt war. »Wie soll ich bloß die überwinden?« grollte sie und warf den langen, schwarzen Zopf, der sich bei dem jähen Halt gelöst hatte, über ihre rechte Schulter.
Die Feuersalamanderin, die auf ihrer linken Schulter saß, beugte sich weit vor und beschnüffelte vorsichtig das Hindernis. Hmmmm, ich würde sagen, du brauchst eine Zauberin oder einen Zauberer, verkündete sie dann.
»Zauberer?« stöhnte Eirthe und sah sich ratlos um. Vor ihr ragte der Vulkankegel auf, den sie ersteigen wollte, und der Boden, auf dem sie stand, war ein grauschwarzer erkalteter Lavastrom - wobei >erkaltet< als relativ gelten muß … Denn noch strahlte diese Masse eine Hitze aus, die Eirthe selbst durch ihre dicken Stiefelsohlen spürte. Aber sie war nicht mehr heiß genug, um ihr den Saum des Rocks und Umhangs zu versengen. Alnath machte diese Hitze natürlich überhaupt nichts aus: Für Salamander ist sogar das Innere aktiver Vulkane ein angenehmes Milieu. Aber der ständig frierenden Eirthe konnte weder die Hitze unter ihren Füßen noch das orangefarbene Feuer, das Alnath dicht neben ihrem linken Ohr spie, ihr Kältegefühl nehmen. »Wirklich, Alnath, wo soll ich denn hier einen Zauberer oder eine Zauberin finden?« Das war selbst-verständlich nur eine rein rhetorische Frage. Aber Alnath nahm sie wörtlich und beantwortete sie denn auch: Versuch es doch mal in dem Dorf am Fuß des Vulkans, durch das wir vorhin gekommen sind.
Eirthe seufzte, trat aber doch den Rückweg an. Sie hielt es zwar für ziemlich ausgeschlossen, daß sich in einem so kleinen Weiler ein Zauberer - ob Mann oder Frau - finden ließe, wußte jedoch aus Erfahrung, daß Alnath oft mehr wußte als sie.
Das fand sie erneut bestätigt, als sie bald darauf - nachdem sie
Alnath, der Leute wegen, unter ihrem Umhang versteckt hatte -
die Gaststube der einzigen Schenke dieses Dörfchens betrat. Denn
dort am Kaminfeuer saß der Zauberer-Krieger Lvthande, ein guter
alter Bekannter von ihr. Er war dabei, für die versammelte Gäste-
schar - vermutlich auch für sein Abendessen - mit seiner hellen,
klaren Tenorstimme das eine oder andere Liedchen zu singen und
dazu die Laute zu schlagen.
Eirthe war froh, daß jetzt alles nur Augen und Ohren für
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