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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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beraubt. Wer hätte denn gedacht, daß man dazu einen
Kundigen als Kanal und einen als Empfänger braucht!«
  »Die Hrogi waren schon immer etwas langsam im Denken«, spot-
tete Kelf.
    Thros würdigte den Bundkrieger nur eines flüchtigen Blicks und
versetzte gelassen: »Aber selbst wenn dem so wäre … wir lernen
schnell, wenn uns einer etwas lehrt.«
    »Ich werde euch gar nichts lehren«, knurrte Reila.
  »Ah, dir hat es also nicht die Stimme verschlagen!« lachte Thros.
  »Aber du weißt wohl nicht, was du da sagst.«
  Damit schlenderte er zu Kelf, kniete sich neben ihm nieder, faßte
mit Daumen und Zeigefinger der gepanzerten Hand sein Ohrläpp-
chen und quetschte es, bis das Blut spritzte. Kelf zuckte zusam-
men.
    »Du kannst dir ausmalen, wie ich ihm sonst noch Schmerzen zufü-
gen könnte«, sagte Thros darauf und erhob sich. »Höre, ich bin
nicht etwa darauf versessen, ihn zu foltern! Aber du wirst früher
oder später, um deines Mannes willen, vernünftig werden und
sprechen. Du hast es nicht über dich gebracht, ihn sterben zu las-
sen, und wirst es ebensowenig über dich bringen, ihn leiden zu
lassen.«
    Reila konnte ihre Gefühle nicht verbergen - ihre Miene sagte ih-
rem Feind alles, was er hatte wissen wollen.
    »Nein, bestimmt nicht«, fuhr Thros fort. »Ich muß euch beide nur
gut gefesselt halten und verhindern, daß dein Gefährte sich etwas
antut.«
    »Es ist ein langer Weg nach Hrog«, versetzte Kelf.
  »Oh, du wirst dich wundern, wie schnell wir dort sind«, spottete
der Häuptling. »Beim nächsten Einfall in dies schöne Land treten
wir gegen eure Hrolf-Krieger mit unseren Hrolf-Kämpfern an.
Mein Herr hatte schon daran gedacht, diese so verlustreichen Feld-
züge aufzugeben. Nun dürfte er es sich wohl anders überlegen.«
  Er faßte Reila am Kinn und versuchte, sie zu zwingen, ihm in die
Augen zu sehen, das triumphierende Leuchten darin zu erblicken
… Als sie jedoch die Lider schloß, kicherte er bloß, stieß ihr den
Kopf nachlässig zur Seite und ging zum Feuer, um seinen Teil des
Siegesmahls zu genießen.
    Reila fühlte, wie ihr die Galle hochkam, eine Galle so bitter wie der
Sud der Herzwurz. Diese Schlacht hätte kaum schlimmer für uns
ausgehen können! dachte sie niedergeschlagen.
  In ihrer Not blickte Reila zu Kelf hinüber. Die Dämmerung hatte
seine Pupillen völlig gefülllt. Sie sah wie durch Fenster in sie hin-
ein und geradewegs in seine Gedanken. Ja, er hielt es nun auch für richtig, daß sie ihrer beider Tod nicht zugelassen hatte. Ihr Überle-
ben hatte jetzt einen Sinn und ein Ziel, das klar vor ihnen lag.
  Sie durften nur sterben, wenn sie Thros mit in den Tod nähmen.
    Die Hrogi wollten bei Kelf offenbar sichergehen. Ganz gründlich
prüften sie die Knoten an seinen Fesseln und banden ihn so fest an
den toten Großkrieger Fonis, daß er sich nicht mehr umdrehen,
geschweige denn losmachen konnte.
    Bei Reila gaben sie sich weniger Mühe. Sie war so zierlich gebaut
und so augenfällig durch ihre Zaubereien erschöpft, daß sie ihnen
keine Bedrohung und Gefahr schien. So sahen sie ihr nur die
Hand- und Fußfesseln nach und rollten sie einfach zur anderen
Seite des Schlafplatzes. Ihre Fessel war ja so raffiniert geknotet
und ihre Bewegungsfreiheit, mit fest auf den Rücken gebundenen
Händen, so eingeschränkt, daß sie sich ganz bestimmt nicht be-
freien konnte, und sie lag nun auch so weit von Kelf entfernt, daß
sie ihm nicht helfen könnte, seine Bande zu lösen.
  Die Krieger verhehlten so wenig, was sie nun noch gern mit Reila
gemacht hätten, daß Thros sie anherrschte: »Spart eure Kraft auf!
  Ihr braucht sie für den harten Eilmarsch morgen.« Da zuckten sie
nur die Achseln. Sie waren von dieser zweitägigen Verfolgungs-
jagd und dem Gefecht offensichtlich so mitgenommen, daß sie
keine Lust zu Widerworten hatten - aber doch wieder nicht so
erschöpft, daß sie es aufgegeben hätten, lüstern zu Reila hinüber-
zuschielen.
    Thros brachte den wenigen der schwerverwundeten Kampfgefähr-
ten, die nach Sonnenuntergang noch lebten, höchstselbst die Reste
des Festmahls. Er fütterte sie, sprach beruhigend auf sie ein und
gab ihnen von dem widerlichen Hrogi-Branntwein zu trinken, so-
viel sie schlucken konnten. Und als das darin enthaltene Gift bei
Einbruch der Nacht dann sein Werk vollbracht hatte, murmelte er
ein Gebet und ließ die Toten allein.
    Die Hrogi legten sich sehr früh schlafen. Aber Thros versäumte es
nicht, einen von ihnen

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