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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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kleine Figur einer jungen Frau vervollkommnete, bis sie ganz
lebensecht aussah.
    »Du meinst also«, hob er wieder an, »daß deine Figurkerzen genug
Magie enthalten, um als Smili dieser Menschen dienen zu können?«
    »Ja, wahrscheinlich … ich habe mir noch nie so Gedanken darüber
gemacht«, erwiderte Eirthe unsicher und musterte das Figürchen
in ihren Händen. »Lythande? Meinst du, der Vulkan würde das
hier als Jungfrau annehmen?«
    »Das Material ist jedenfalls jungfräulich. Etwas Jungfräulicheres
als frische Lava wirst du nie finden!« versetzte der Magier, nahm
Eirthe das Standbild behutsam ab und musterte es sinnend. »Und
es steckt so einiges an Leben darin, von der Essenz des Vulkans wie
von deiner formenden Hand.« Damit gab er ihr die Figur wieder
und meinte achselzuckend: »Es ist einen Versuch wert, denke ich.
  Faß deinen Wunsch in Worte, aber wähle sie gut… Unser Vulkan dürfte zwar kaum so schwierig und boshaft sein wie das Gros der
Dämonen, aber in der Wortwahl sollte man immer sehr präzise
sein.«
    »Überleg dir genau, worum du bittest, denn dein Wunsch könnte
in Erfüllung gehen«, sagte Eirthe leichthin.
    »Wird in Erfüllung gehen, da bin ich fast sicher«, verbesserte Ly-
thande.
    Eirthe nickte. »Ich werde mich bemühen!« versprach sie. »Aber
das ist wenigstens eine Jungfrau, die dem Vulkan wohl kein Sod-
brennen bereitet!«
    So stiegen sie denn zum Kraterrand empor und starrten alle drei,
auch Alnath auf Eirthes Schulter, in die brodelnde Tiefe hinab.
  »Hast du dir deinen Wunsch überlegt?« fragte der Vulkan.
  »O ja«, sagte Eirthe und wählte ihre Worte mit Bedacht: »Ich bin
Kerzenmacherin und stehe unter einem Fluch, der bewirkt, daß
mir das Feuer unter den Händen ausgeht und meine Kerzen nicht
brennen wollen. Ich möchte davon befreit werden, aber nicht so,
als ob es diesen Fluch nie gegeben hätte. Er soll nur von nun an
aufgehoben sein, aber für alle Kerzen weitergelten, die ich früher
gefertigt habe.«
    »Sehr gut«, antwortete der Feuerberg. »Gib mir die Jungfrau, und
ich erfülle dir deinen Wunsch!«
    Da warf Eirthe die kleine Figur, die sie aus Lava geformt, in die
Tiefe, schloß die Augen, hielt den Atem an und begann, auf Teufel
komm raus zu allen Gottheiten zu beten, die ihr zuhören mochten.
  Trotzdem war ihr, als ob man sie plötzlich in die Hölle gestoßen
hätte. Zuerst dachte sie, der Vulkan sei doch noch ausgebrochen.
  Roten Schein sah sie durch ihre geschlossenen Lider, ein Donnern
und Röhren, von Alnaths Schreien durchsetzt, drang in ihre Oh-
ren, und jeder Quadratzentimeter ihrer Haut schien in hellen
Flammen zu stehen… Erst Minuten später ging ihr auf, daß je-
mand sie auf der Schulter eilends bergab trug. Dann spürte sie, wie
sie wieder durch die Schranke gezogen wurde, und dann war
schlagartig Schluß mit Lärm und Licht, der Hitze auf ihrer Haut
und der beklemmenden Luft.
    Lythande ließ sie sanft auf den Boden gleiten, kniete sich rasch neben sie und fragte besorgt: »Was ist denn geschehen ?«
    »Ich weiß nicht recht«, sagte Eirthe zögernd, zitternd, und sah nervös zum Krater empor. »Der Vulkan ist doch nicht explodiert, oder?«
    »Nein, bestimmt nicht«, beruhigte Lythande sie. »Er hat das
Opfer angenommen, und der Lavastrom versiegte. Aber dann be-
gann Alnath zu schreien, und du bist zusammengeklappt und um-
gefallen. Da habe ich dich gepackt und rausgebracht.«
  Eirthe erschauerte. »Ich glaubte schon, ich wäre statt der Figur
hineingeworfen worden«, sagte sie und wandte den Kopf zur Seite,
um Alnath anzusehen - und da spürte sie zum erstenmal die Hitze,
die von der Feuersalamanderin ausging. »Alnath, ist bei dir alles in
Ordnung?«
    »Ja, sicher«, erwiderte die, »aber ich fühlte mich wirklich wie im
feurigen Schlund des Vulkans!«
    Nun nickte Eirthe. »Vielleicht, weil in der Figur zu viel von mir
war oder … hoffentlich … weil das zur Reinigung von dem Fluch
gehörte!« sagte sie und richtete sich etwas wackelig auf. »Wo ist
nur mein Gürtelbeutel geblieben? Ah, da ist er ja!« Sie holte den
Feuerstein und den Stahl heraus und schlug sie gegeneinander. Da flogen die Funken nur so, und einige landeten auf dem Saum ihres Umhangs … Eirthe schlug sie hastig aus, fuhr dann aber mit einem Schrei zurück. »Autsch! rief sie und besah die kleine Brandwunde an ihrer Hand. «Nun, der Fluch ist offenbar aufgehoben, und ich muß mich wohl wieder an den Umgang mit Feuer gewöhnen.«
    Lythande lächelte und

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