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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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inzwischen war er ja auch hellwach -, ihre Pferde seien gut untergebracht und für die Nacht bestens versorgt. Als er das erledigt hatte, ließ er sich in einen Sessel vor dem Ofen fallen und schlief im Handumdrehen wieder ein.
    Sharik musterte ihn mit keckem Lächeln. Die warme Mahlzeit hatte ihre Stimmung doch sehr gehoben. Emry war offenbar auch gar nicht so jung, wie sie anfangs gedacht hatte, und er sah recht gut aus. Vielleicht …
    Aber nein, o nein! Sie war im Dienst, und der endete erst mit der Ablieferung der Depeschen, die in ihren verdammten Satteltaschen staken. Wenn Trin das mitbekäme, und das würde sie sicher, würde sie es Hring melden, und dann wäre die Hölle los, müßte sie teuer dafür bezahlen … Also fand Sharik sich mit der Aussicht auf eine eisige Nacht ab und nahm sich zum Trost noch eine Portion von dem herrlichen Eintopf.
    Jetzt setzte sich Trin lächelnd zu ihnen an den Tisch und begann, sie ein wenig darüber auszufragen, was sie auf der Landstraße so alles erlebt und gesehen hätten. Die Fragen waren in scherzhaftem Ton gestellt, richteten sich aber zumeist an Ressa. Sharik wußte gleich, daß sie Ressa auf die sanfte Tour auszuhorchen versuchte, und verfolgte fasziniert ihre Manöver … Obwohl Trins Auftritt in der Küche sie noch immer wurmte, konnte sie doch nicht um hin, ihr schauspielerisches Geschick zu bewundern. Statt einer Falkin mit einer Klinge als Rückgrat war sie nun wieder ganz jene gutmütige Wirtin, der nur an herzhaftem Essen, zufriedenen Gästen und ein klein wenig harmlosem Tratsch lag. Ein braungebrannter Alter, der so hart wie Stahl wirkte und von Trin als der Pferdeknecht vorgestellt wurde, kam herein, um die Fremden in Augenschein zu nehmen, und weckte gleich noch seinen schlummern-den Lehrling mit einem Tritt gegen das Schienbein. Als er wieder fort war, erschienen zwei Mägde - Zwillinge wohl -, um den kleinen Dreyan zu bestaunen und die eine oder andere Frage zu stellen. Als aber eine von ihnen Ressa ganz ungeniert anstarrte, räusperte sich Trin so drohend, daß sie alle beide erschrocken in ihre Schlafkammer zurück huschten. Ressa tat, als bemerkte sie die neugierigen Blicke nicht, redete nur, wenn sie angesprochen wurde, und antwortete auf alle Fragen entweder mit »Ja« oder »Nein« oder »Ich weiß nicht«. 
    Als sie nun mit Dreyan, der zu weinen begonnen hatte, zum Ofen ging, um ihn trockenzulegen, gab Trin auf und begann, den Tisch abzuräumen. Auf einmal hielt sie jedoch inne und rief: »Wach auf, Emry!« Und als der Stalljunge, der gleich wieder eingenickt war, auffuhr und schuldbewußt um sich sah, sagte sie zu ihm: »Ich glaube, ich höre die Pferde… Geh und sieh nach, ob du die Stalltür richtig verriegelt hast.«
    Der Junge erhob sich maulend, warf sich den Umhang über und nahm die Laterne vom Haken. Trin griff sich derweil den Geschirrstapel und sagte zu Sharik: »Ich stell das eben mal in den Ausguß, damit die Mädchen es in der Frühe gleich spülen können, und bin gleich wieder da, um euch eure Zimmer zu zeigen.« Sharik überlegte gerade, ob sie dem Stallburschen zur Hand gehen sollte, als der Wind die Läden so rattern ließ, daß sie sich doch lieber zu Ressa an den warmen Ofen stellte. Und als der Junge nun hinausging, kam durch die offene Tür eine so kalte Bö herein, daß sie sich zu ihrem weisen Entschluß beglück-wünschte. Da gähnte sie herzhaft und blickte Ressa neugierig über die Schulter. »Bäh!« raunzte sie und zog eine Grimasse. »Das vor allem verbinde ich mit Babys. Das und den Geruch.«
    »Wenn es deines wäre, würde es dich nicht so stören«, versicherte Ressa ihr lächelnd.
    »Oh, verschone mich damit, junge Frau«, versetzte Sharik lachend.  
    »Ich habe meinen Teil davon schon als kleines Mädchen abbekommen. Ich mußte ja nicht nur auf mein Brüderchen aufpassen, wenn meine Mutter zu viel zu tun hatte, sondern auch jedesmal die Gören der Nachbarn hüten, die zu uns zu Besuch kamen. Nie wieder!«
    »Hier«, sagte Ressa nur und hielt ihr Dreyan hin. »Halte ihn, bis ich das Zeug hier weggebracht habe.«
    Sharik zögerte kurz und nahm den jungen dann. Aber es verging ein peinlicher Moment, ehe ihr wieder einfiel, wie man einen Säugling richtig hält. Dreyan strampelte und wand sich in ihren Armen und fuchtelte mit seinen Fäustchen nach ihr, schmiegte sich aber dann doch an sie, schloß die Äuglein und schlief ein. Und Sharik hielt ganz still, damit er bloß nicht wieder aufwachte und zu schreien

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