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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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dazu will er mich machen!«
    Ihre braunen Wangen glühten düsterrot. »Diese Münze hat meiner Mutter das Leben gekostet. Er hat sie getötet, weil sie sie vor ihm versteckte. Und jetzt will er, daß ich an ihre Stelle trete und mich für ihn verkaufe.« Sie reckte ihr Grübchenkinn. »Ich bin keine Diebin«, wiederholte sie, »und auch keine Hure.« »Nein«, erwiderte er ruhig, »und ich bin kein Mörder.« Sie öffnete ihren geschwollenen Mund um einen Hauch, ihre Nüstern blähten sich und bebten, und in ihren schwarzen Augen erlosch das Feuer. »Aber … du bist doch hier!« Er wußte wohl, was sie meinte. Hier, das war diese Bruchbude, die sich als Schenke ausgab. Das Strohdach war schwarz vom Rauch und fettig vom Küchendunst, der Fußboden aus gestampftem Lehm voller Schmutz und Schmiere. Im Gastraum stank es nach schlechtem Wein, schalem Bier, angebranntem Fleisch und ungewaschenen Männern.
    »Ich bin hier«, erwiderte er gelassen, »weil dies das einzige Gasthaus am Ort ist. Ich bin auf der Durchreise.« Ihre schmutzigen Finger griffen sich die Münze. Aber er packte blitzschnell ihre zurückzuckende Hand und umklammerte sie eisern.
    Nach einem vergeblichen Versuch, sie ihm zu entreißen, hielt sie ganz still. In ihrer Faust war das Dreipennystück, die Münze des Großkönigs.
    Aber diese schmutzige und schwielige kleine Hand mit den bis aufs Blut abgekauten Fingernägeln war in seiner Faust und offenbarte ihm alles über ihre Welt. »Oh«, sagte er leise, »jetzt verstehe ich.«
    Ihr zartes Kinn zitterte; aber schon hatte sie es wieder in ihrer Gewalt. »Wirklich?« fragte sie heiser, trotzig. »Du bist doch ein Mann. Wie könntest du das?« Und dann wurden ihre schwarzen Augen stumpf. »Aber vielleicht willst du mich ja …«
    »Nein …«, fiel er ihr ins Wort und ließ sie los. »Bring mich zu ihm, Safiyah.«
    Sie starrte ihn verdutzt an. »Woher weißt du … ?« Aber sie verbiß sich den Rest der Frage und sah ihn, die Münze fest umklammernd, zweifelnd an. »Einfach so?« Er erhob sich ruhig. »Einfach so.«
    »Aber …« Verblüfft biß sie sich auf die Lippen. »Ich dachte, das müßte in aller Heimlichkeit… im Dunkel der Nacht…« »Duldet es denn so lange Aufschub?«
    »Nein!« zischte Safiyah und schluckte krampfhaft. »Aber … jetzt gleich? Und ich soll dabeisein?«
    Er strich ihr sacht über den Kopf. »Ist es denn nicht für dich?« Sie bleckte die Zähne. »Für meine Mutter!«
    »Deine Mutter ist tot, Safiyah. Es wird sie nicht wieder lebendig machen. Ich tue es also für dich.«
    »Ja denn«, stieß sie hervor, »für mich!«
    Er lächelte verhalten. »Dann ist es wohl auch der Mühe wert.« Sie hielt ihm die Münze hin; aber er schüttelte den Kopf. »Willst du das Geld erst danach?« Enttäuschung malte sich in ihren Zügen. »Es ist nicht genug, ja? Du hast mir bloß etwas vorgemacht, damit ich gehe …«
    »Bat ich dich nicht, mich zu ihm zu führen?« Verwirrt hielt sie ihm das Geld wieder hin. »Danach«, versetzte er ruhig. Da war sie es zufrieden.
    Eine Bruchbude, so wie erwartet. Und der Vater ganz entsprechend: schlechte Kleidung und Gewohnheiten, aber bereit, die Tochter für Hurenlohn feilzubieten, damit er sich besaufen konnte.
    Der Vater war beim Anblick seiner Tochter ganz selig, glaubte er doch, sie wollte sich fügen und endlich das Gewerbe ihrer Mutter übernehmen. Aber dieses Mißverständnis wurde schnell ausgeräumt.
    Der gestampfte Boden war noch glitschig vom Blut. Aber die Leiche war nicht mehr da. »Du hast deine Frau ermordet.«
    Seine dunklen Augen waren glasig vom Wein. Er entblößte ein paar faulige Zähne. »Sie hatte mir mein Geld gestohlen und es vor mir verborgen.«
    »Durch Hurerei verdientes Geld. Sie war eine Hure, weil du sie dazu gezwungen hast. Weil du sie sonst geschlagen hättest.« Seine trüben Augen flackerten. »Ein Mann macht mit seiner Frau, was er will.«
    »Schlecht fürs Geschäft, um nur soviel zu sagen. Eine tote Hure bringt nichts mehr ein.«
    Der Vater wies leichthin auf Safiyah. »Dafür habe ich ja jetzt die da.«
    »Willst du sie auch schlagen, wenn sie sich weigert? Vielleicht gar töten, wenn sie sich wie ihre Mutter etwas beiseite schafft, um eines Tages fortlaufen zu können?«
    »Ein Mann macht mit seiner Tochter, was er will«, erwiderte der Vater träge und böse, »genau wie mit seiner Frau.«
    »Und vergewaltigt sie sogar? So, wie du heute Safiyah geschändet hast?«
    Der trunkene Vater spuckte dem Fremden vor die

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