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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Entbindung, und in dem Lederbeutelchen an ihrem Gürtel klimperte leis ihr Hebammenlohn.   
    Als sie nun den Heimweg antraten und überaus erleichtert die gepflasterte Straße hinabschritten, hörte Shanna das Baby erneut schreien. Da hakte sie Tara unter und trieb sie zur Eile. »Tut mir leid, daß ich dir das zugemutet habe«, sagte Tara, schon etwas außer Atem, »aber wir brauchen das Geld, und ich mußte dem Ruf gehorchen.« Sie faßte sich an die linke Brust, wo sie, unter dem Hemd verborgen, die Halbmondtätowierung der Mondmütter trug.  
    Auch als entflohene Sklavin, die sich vor den Häschern verbergen mußte, konnte sie noch einen Teil der Arbeit leisten, zu der sie geboren worden war, und ihr Heilerinneneid verbot es ihr, denen Hilfe zu verweigern, die ihrer bedurften.
    Und ich? dachte Shanna. Welcher Eid bindet mich denn noch? Aber sie unterdrückte den Gedanken und faßte Tara noch fester unter. »Nein … ich muß mich entschuldigen, dafür daß du jetzt meinetwegen im Dunkeln heimgehen mußt. Dabei hatte ich gedacht, diesmal würde ich es ertragen können. Wenn ich die Schreie der Gebärenden höre, bin ich immer froh, daß die Dunkle Mutter mich unfruchtbar gemacht hat. Aber bei dem Geschrei der Neugeborenen ist das anders.«
    Sie schämte sich. Tara hatte sie aufopfernd gepflegt während der Entziehung von der Droge, mit der die Adlige, an die man sie verkauft hatte, sie sich hatte gefügig machen wollen. Nein, sie hatte nicht geschrien, obwohl sie sich vor Schmerzen die Lippen blutig gebissen hatte. Aber in den vergangenen Monaten hatte sie wieder gelernt, eine Frau zu sein. Vielleicht tat es ihr deshalb so weh. »Schon gut, bald sind wir ja in unserem warmen Bett«, sagte Tara, nahm fröhlich summend ihr Kopftuch ab und schüttelte ihr blondes Haar aus.
    Der Nebel wallte immer dichter durch die Gassen. Nun war es nicht mehr weit bis zu ihrer Unterkunft nahe beim Hafen, in den auf den brackigen Wassern des Weltflusses die Schiffe einliefen, die die Schätze des Reiches nach Bindir brachten… Aber da spähte Shanna mißtrauisch ins Dunkel und entspannte sich erst, als jenes Etwas, das sie huschen gesehen hatte, sich als eine harmlose Wanderratte erwies, die ihr Loch suchte, jetzt sondierte sie mit ihrem Stock eine Pfütze und setzte mit einem großen Schritt darüber, verfing sich dabei aber erneut in ihren langen Röcken und verfluchte sie laut.
    Tara drückte ihr aufmunternd den Arm. »Wir sind bald da, Liebste … sieh, dort ist schon die Schenke Zum Pelikan!« »Ich bin nicht müde!« knurrte Shanna. Der Krückstock diente ihr seit geraumer Zeit nicht mehr als Stütze, sondern als Teil ihrer Verkleidung. »Das sind diese verdammten Röcke, die du mich tragen läßt.« Tara schwieg gekränkt. Da biß Shanna sich zerknirscht auf die Lippen, wußte sie doch gut, daß Tara sich mit der Entbindung fast die ganze Nacht um die Ohren geschlagen hatte - während sie selbst am Kaminfeuer gedöst hatte.
    »Entschuldige …«, fügte sie verlegen hinzu. »Aber ich werde sie mir ja schon bald ausziehen … und dir die deinen auch!« Da kicherte Tara erschrocken - nicht über diese Idee erschrocken, sondern darüber, daß Shanna sie jetzt in Worte zu fassen vermocht hatte. Die Liebe zwischen ihnen war noch so ganz neu … Manchmal dachte Shanna, Taras körperliches Verlangen nach ihr sei einfach aus der Intimität der Pflege damals erwachsen. Aber ihre eigene Empfänglichkeit dafür war ihr immer noch ein Schrecknis … und ein Wunder, das sie selbst nicht verstand. Da flog die Tür der Kneipe auf, und aus der Schankstube fiel ein rötlicher Lichtschein auf die Gasse, drang das Grölen betrunkener Männer, die ein Lied auf Belisama anstimmten, jene Kriegsgöttin, die stets für Bindirs Kurzweil sorgte, indem sie für die Kämpfe in der Arena immer neue Streiter lieferte.
    »Ich trinke auf die Rote Hand!« schrie einer dort drinnen. »Und wette meine Kröten darauf, daß er bei seinem nächsten Kampf die Freiheit erringt…«
    »Niemals«, rief ein anderer. »Er war ein Rebell. Hätte mit seiner Armee beinahe Teyn eingenommen. Warum sollte man ihn freilassen ?«
    »Das müssen sie«, schnauzte ein dritter. »Ob er Sklave, Verrräter oder sonst etwas war … wenn ein Gladiator den Sieg erringt, ist er frei und ledig.«
    Nun kamen die drei, noch immer streitend, aus der Tür geschwankt. Sie faßten aber Tritt, als ihnen die kalte Luft ins Gesicht fuhr. Shanna blieb abrupt stehen; aber Tara ging ruhig

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