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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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umschlingenden Körper: ein von Taras Locken vergoldetes und durch ihre schwarzen Strähnen schattiertes Wogen milchweißer Rundungen.
    »Ytarra vom Spiegel …«, sagte sie sanft. »Mein Leib spiegelt den deinen und dieser Spiegel alle beide. Birgt irgendein Tempel denn ein schöneres Bild der Göttin als dieses?«
    Tara lächelte und streckte sich, um die Geliebte anzublicken, und so lagen sie dann Brust gegen Brust und Schenkel an Schenkel. »Ich glaube nicht, daß der Matrose das so gemeint hat. Kennst du jene alte Geschichte nicht? Man sagt, daß es weit im Westmeer eine Insel gibt, wo die Frauen einander ansehen, wie Ytarra sich in ihrem Spiegel ansieht … voll Entzücken und Verlangen.« Nun lachte Shanna. »Ob uns wohl eines der Schiffe, die im Hafen liegen, dorthin brächte? Lady Amniset liebt nichts und niemanden. Sie würde uns nie folgen.«
    Tara schüttelte den Kopf. »Der Weg dorthin ist in Vergessenheit geraten«, seufzte sie und schmiegte sich an Shannas Schulter. Shanna blickte wieder in den Spiegel und verdrängte alle anderen Bilder, die in ihrem Inneren aufschienen - das einer Falkin und eines Pferdes, das einer Frau mit verwittertem Gesicht und eines rothaarigen Mannes … und das hinter allen anderen stehende Bild eines Jungen mit einem Gesicht wie dem ihren. Ja, sie verdrängte sogar den Gedanken daran, warum sie und Tara noch immer in Bindir weilten.
    »Meinst du?« fragte sie und fuhr der Geliebten durch ihr seidiges Haar. »Ich glaube, wir haben genau diesen Weg entdeckt…«
    Shanna schob sich mit einem Geschick, das sie sich in den letzten Monaten notgedrungen erworben hatte, zwischen zwei Händlern durch und an einigen um Fisch feilschenden Frauen vorbei und eilte dann weiter - zum Kräuterstand am anderen Marktende. Früher, als sie noch ihr nietenbesetztes Panzerhemd aus scharlachrotem Leder und ihr Schwert am Gurt getragen hatte, da hatten die Leute ihr Platz gemacht … Aber jetzt lagen ihre Klinge und ihr Panzer, in Rupfen gewickelt, unter ihrem Bett versteckt. Denn sie jetzt zu tragen, würde sie in tödliche Gefahr bringen, anstatt ihr Sicherheit zu geben.
    An einem grellbunten Stand, dicht bei dem der Waffenhändler, nahm man Wetten auf die anstehenden Spiele an. Es wurde hoch gewettet für diesen letzten Kampf der Roten Hand, der am nächsten Feiertag in der Arena hinter dem Marktplatz, die jetzt noch leer und öd in der glühenden Sonne lag, stattfinden sollte. Schon manche hatten dort die Freiheit errungen, viele aber auch bei dem letzten Kampf den Tod gefunden: vielleicht, weil die Aussicht auf ein Leben, in dem ihnen statt der klaren Risiken des Rings eine Unzahl diffuser Gefahren drohte, ihren Siegeswillen geschwächt hatte.
    Als nun in der Menge vor ihr Unruhe entstand, richtete Shanna sich in ihrer ganzen Länge auf, um zu sehen, was dort vorging. Da stachen ihr ein paar violette Uniformen ins Auge, und sie duckte sich und zog sich blitzschnell den Schal ins Gesicht. Lord Irenos Aberasis Garde! Die Soldaten würden sie nicht erkennen, weil sie ja damals als Sklavin ständig im Frauenflügel gewesen war, zu dem sie keinen Zugang hatten - aber der fette Eunuch, der da in ihrer Mitte in der Sänfte daherkam, hatte sie gut gekannt. Sie musterte den vorbeiziehenden Trupp hinter ihrem Schal hervor: die Wächter, die ihre Blicke so professionell wachsam über die Menge schweifen ließen, und den Eunuchen, der verächtlich, wie abwesend über das Meer der Köpfe hinwegstarrte. Aber dann wurde sie gewahr, daß sie den Griff ihres Krückstocks wie ein Schwertheft gefaßt hatte.
    Nur eine Trau … Shanna bemühte sich, nur diese Worte zu denken. Ich bin nur eine Frau, die die Mühsal eines Frauenlebens vor der Zeit altern ließ … Hier in Bindir hatte sie Frauen ihres Alters gesehen, die so alt wirkten, wie sie zu wirken suchte. Nach ihrem Entzug war sie so schwach und hinfällig gewesen wie jene Ärmsten, aber nun war sie erneut stark; denn sie hatte nach diesem Vorfall mit den Matrosen ihr Kampftraining wieder aufgenommen und seither jeden Tag geübt, sobald Tara aus dem Haus gegangen war. Aber nun zitterte sie vor Anstrengung, den Kopf gebeugt zu halten: auf daß niemand die in ihren Augen lohende Wut gewahre.
    Aber dann war der Trupp vorüber, und sie konnte tief Luft holen, staubige, stinkende Luft, und sich einzureden versuchen, daß sich nichts geändert habe. Aber sie wußte, daß sie und Tara Sklavinnen blieben, solange sie Flüchtlinge wären.
    Nun eilte sie zum

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