Lichtschwester - 8
einem Krieg.«
»Ja, ein Hexer, der sich Grimull nennt«, erwiderte Troy, »etwa ein Freund von dir, Zauberin ?«
»Troy, hör auf damit!« sagte Kayli schneidend. »Ich bin nur eine Feuerzauberin, keine Hexe. Er hat sich mit mir zerstritten, vor gut einem Jahr … etwa vier Monate, bevor du mir Hugh brachtest. Ich dachte, er würde unsere Länder in Ruhe lassen, aber dich hat er ja in drei Tagen aus meinem Land geworfen.« »Ich brauche eure Hilfe«, sagte Troy, »ich brauche mehr Männer. «
»Meine Leute werden nicht kämpfen, können nicht kämpfen«, sprach Kayli. »Sie wären dir mehr Last als Hilfe. Und ich muß jetzt nach Hause, unbedingt, ich kann nicht mehr hier verweilen. Die Geburt hat mich geschwächt … und mein Zauber bei eurem Kampf hat mich zuviel Kraft gekostet.«
Troy setzte zu einer Erwiderung an, besann sich aber und starrte Kayli lange an. »So etwas habe ich doch schon mal gehört … als Hugh wollte, daß du mit uns heimkehrst.« Kayli nickte. »Hughs Mutter ist mir sehr ähnlich.« »Deshalb ist sie auch nicht mitgekommen, obwohl wir um ihr Leben bangten«, sagte Troy ruhig.
»Grimull wird sie bestimmt unbehelligt lassen«, fuhr Kayli fort.
»Sie kann ihm ja nichts anhaben. Und ich hätte zu Hause meinen Herrn und Gebieter an meiner Seite. Du hast es ihm versprochen, Troy, er hat dir in deinen Diensten genug gegeben.« »Ja, doch«, erwiderte Troy und seufzte. »Ich weiß nicht, wie das noch enden wird. Wenn er uns schlägt, wird sein Gebiet vielleicht bis an euren Fluß reichen. Und daß er euch dann ungeschoren läßt, würde ich nicht beschwören.«
»Grimull hat aber gelobt, Riverwer in Frieden zu lassen«, sagte Kayli.
»Dann muß ich euch wohl die Heimkehr gestatten«, versetzte Troy schließlich, »wenn ihr euch dazu in der Lage fühlt.« »Am besten jetzt gleich«, sagte Kayli. »Mit geht es schon wieder recht gut.«
»Bringt Hughs Pferd und auch eines für Kayli!« Roger flog nur so, Troys Befehl auszuführen. Die Menge zerstreute sich schon wieder.
»Nun nehme ich also erneut Abschied von dir, Bruder«, sagte Hugh, »und habe Dank dafür, daß du mir meine Frau wiedergabst.«
Kayli traute ihren Ohren nicht - so sarkastisch hatte sie ihren Mann noch nie reden gehört.
»Komm nun, Kay«, drängte Hugh, »wir sind zu Hause, ehe du dich’s versiehst.«
Da machten sie kehrt und gingen.
DIANA L. PAXSON
Eine regelmäßig in diesen Anthologien vertretene Autorin -die auch in der Science-fiction und anderen Genres großen Erfolg hat — ist Diana. Sie hat nach ihrer Heirat mit meinem Bruder (der unter dem Pseudonym »Jon de Cles« publiziert) offenbar entdeckt, daß das Schreiben gar nicht so schwierig ist, und hat inzwischen einige Romane über das fiktive Land Westria und einen wunderbaren historischen Roman mit dem Titel ( The White Raven) geschrieben. Ihr neuestes und wirklich herzzerreißendes Buch (The Serpent’s Tooth) basiert auf den irischen Legenden, aus denen William Shakespeare seinen König Lear schuf. Ich bin stolz darauf, sie unter meine Schützlinge zählen zu dürfen, und freue mich, jetzt die Kriegerin Shanna, die erste Serienheldin in dieser Reihe, erneut begrüßen zu können. - MZB
DIANA L. PAXSON
Ytarras Spiegel
Es war während der dritten Nachtwache. Der fleckige Spiegel des abnehmenden Mondes warf ein fahles Licht auf den Nebel, der die schiefen Ladenfronten des alten Kaufmannsviertels von Bindir verschwimmen ließ. Als Shanna aus der Tür trat, ließ die feuchte, rauhe Luft sie so sehr frösteln, daß sie am liebsten kehrtgemacht hätte. Früher, als sie die Handelskarawanen noch als Söldnerin begleitete, wäre sie, ohne zu erschauern, in den allerärgsten Sturm hinausgeeilt. Aber vor meiner Gefangennahme durch Sklavenhändler, dachte sie mit einem Funken wiederkehrenden Humors, wäre ich auch kaum so töricht gewesen, eine Einladung zum Essen am warmen Feuer auszuschlagen.
Sie hatte sich schon halb wieder umgedreht, als im Haus der dünne Schrei eines Neugeborenen erklang. Da krampfte sich ihr der Bauch reflexhaft zusammen … und sie ließ die Tür hinter sich zufallen und sog die feuchte Luft mit vollen Zügen ein. Aber als der Mond eine Handbreit tiefer gesunken war, kam Tara aus dem Haus. Sie strahlte vor Freude und Stolz über die geglückte
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