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Lichtschwester

Lichtschwester

Titel: Lichtschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sichtlich Cathons Bestürzung. »Aber sei ohne Angst. Dein Geheimnis ist sicher, jetzt wissen ja nur noch du und ich darum.« Cathon kannte in diesem Lande niemanden, der von ihrem besonderen Talent wußte. Und all die, denen sie früher damit geholfen hatte, hatten Verschwiegenheit schwören müssen. Aber vielleicht war die Person, der Isra ihr Geheimnis entrissen hatte, jemand aus ihrer Vergangenheit. Oder jemand, der es zufällig erfahren hatte. Aber mochte dieser Jemand auch Dinge ausgeplaudert haben, die besser für immer unausgesprochen geblieben wären - sie hatte Mitleid mit ihm, denn er mußte furchtbar gelitten haben ...
      »Hör, Hexe«, fuhr Isra fort. »Vielleicht sollte ich dir erklären, was es mit jener leider Tradition gewordenen Geburtstagsfeier auf sich hat. Mein Gemahl lädt zu diesem gottverdammten Fest nämlich immer auch all seine Untertanen ein. Also nicht nur«, betonte sie mit angewiderter Miene, »die Leute von Stand und Wohlstand, auch die gemeinen Bürger und Bauern, die Habenichtse.« Dabei schnaubte sie voller Abscheu durch ihre zierliche Nase. »Ich könnte so viel reicher werden, wenn er als Eintritt eine Gabe in Gold oder auch Juwelen verlangte, aber nein!« Sie verstummte zornig und schritt heftig auf und ab. »Mein Mann ist ein richtiger Schafskopf ... Er löst Streitigkeiten mit Nachbarreichen lieber durch Verhandlungen als mit Waffengewalt und erläßt allen Unter-tanen, die er für arm hält, doch glatt die Steuern, zu deren Einführung ich ihn ja mit großer Mühe überredete.« Wieder schnaubte sie verächt-lich durch die Nase. »Seine ewige Güte und Milde bringt mich noch um!«
      Aber Cathon knurrte bei sich: Mögen die Schicksalsschwestern uns gnädig sein!
      Isra barg das Fläschchen in einem Samttäschchen an ihrem Gürtel und neigte sich zu Cathon vor. »Man hat mir berichtet, es genüge, daß er dein Spezialglas berühre, es in die Hand nehme ... schon raube es ihm sein inneres Wesen. Dann sei er nur noch eine leere Hülse, äußerlich zwar der Mann, der er einmal war, aber nun ein Mann, den ich mit dem kleinen Finger lenken könne«, sagte sie und kicherte böse. »Dann wird das ganze Königreich mein, wie es sich gehört, und doch wird niemand etwas davon ahnen.« Nun schwieg sie nachdenklich und sagte dann lächelnd: »Er wird für immer gefangen sein.«
      Cathon musterte sie und sah flüchtig auf das Gürteltäschchen. Ob die Königin wußte, wie dringend sie ihr inneres Feuer benötigte, um nicht zu vergehen?
      Sie spürte schon, wie ihre Kräfte schwanden und eine eisige Kälte in ihr wuchs. »Du willst dieses Bild also wirklich?« Wieder sah Isra sie finster an. »Ja! Ich, eine starke Frau, muß hier die Zügel übernehmen. So ein Schwächling wie mein Mann taugt nicht zum Regieren«, sagte sie, und ihre dunklen Augen funkelten höhnisch.  
      »Und sollte mir als heimlicher Herrscherin ein kleiner Fehler unterlaufen, muß Seine Majestät dafür bezahlen, aber nicht ich!«
      Nun holte sie das schimmernde Fläschchen hervor und hielt es gut sichtbar empor - und Cathon knirschte in ohnmächtigem Zorn mit den Zähnen.
      »Du wirst mir«, flüsterte die Königin, »dieses spezielle Glasbild machen, Hexe ... Mit schönen Blumen oder dergleichen, damit es mir bis ans Ende meiner Tage ein schöner Anblick sei. Ich will es ihm unter vier Augen überreichen, kurz vor Beginn des Festes. Und das findet, wie ich hinzufügen möchte, in diesem Jahr zum letzten Mal statt«, schloß sie, zog die Braue hoch und sah Cathon fragend an.
      »So ein Buntglasbild braucht aber seine Zeit, Königin Isra.« »Oh, nimm dir alle Zeit, die du benötigst«, erwiderte die Königin flammenden Blicks. »Aber sieh bloß zu, daß es vor dem Fest fertig ist.«
      Cathon zog sich ihren fadenscheinigen schwarzen Umhang fester um die Schultern und beugte sich über ihre Arbeit. Eine innere Kälte quälte sie, sie wurde zusehends blasser und fühlte sich von einer lähmenden Schwäche überkommen.
      Aber als sie auf ihrer Vorzeichnung, die einen fliegenden Falken zeigte, nun die roh zugeschnittenen Glasstückchen anordnete, trat ein spöttisches Lächeln auf ihr Gesicht ... und sie flüsterte bei sich: »Ein Geschenk für den König muß ihm auch gefallen können !«
      Es waren alles farblose Gläser, die sie da zurechtlegte - manche durchsichtig wie Bergkristall, manche opak und manche geriffelt, als ob man Wasser darüber geschüttet hätte ... Aber das Glas, das

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