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Lichtschwester

Lichtschwester

Titel: Lichtschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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opfern, um ihn wieder los-
zuwerden! Oh, lieber verflucht bleiben, als zur Mörderin zu wer-
den ...«
      Lythande hob die Brauen und sah sie respektvoll an. »Es tut gut,
zur Abwechslung jemanden vor sich zu haben, der bereit ist, für
seine Grundsätze zu leiden. Ich sähe dich nur zu gern von deinem
Bann befreit, habe aber nicht die geringste Lust, dafür in diesem
Vulkan zu landen«, sagte er und runzelte nachdenklich die Stirn.
  »Aber könnte es sein, daß dein Fluch in seiner Nähe irgendwie an
Kraft verloren hat?«
      Eirthe trat zu der Lavarinne, schöpfte eine Handvoll Glut und be-
gann, aus der in ihren Händen schnell erkaltenden Masse eine
kleine Figur zu formen. »Es sieht mir nicht so aus!«
  Lythande starrte das schon recht lebensähnliche Figürchen an und
bat dann plötzlich: »Erzähle mir mal genau, was dieser verdammte
Hexer von dir verlangte!«
      Eirthe hielt inne, um ihre Erinnerungen zu ordnen. »Er hieß Ga-
rak und wollte von mir Figurkerzen, Abbilder der reichen Händler,
die zu jenem Frühjahrsmarkt kamen. Ich hatte den Stand meines
Vaters übernommen, der im Winter gestorben war. Und als Garak
mit diesem Auftrag kam, fiel mir ein, daß mein Vater im Jahr
zuvor so eine Kerze nach einem Goldschmied gemacht hatte ... die
war nach einem seiner Zechgelage mit Garak weggewesen ... bald
danach ist dieser Goldschmied in seinem eigenen Bett verbrannt,
angeblich, ohne daß auch nur die Laken verkohlt wären. Ja, und
danach hatte Garak mit einemmal sehr viel mehr Geld ...«
  »Das Gesetz der Ähnlichkeit«, murmelte Lythande. »Ob der wohl
in Schutzgelderpressung machte?«
      »Das war auch mein Verdacht«, sagte Eirthe. »Aber ich konnte
ihm nichts beweisen. Ich habe mich jedoch geweigert, ihm den
Gefallen zu tun ... und da er ja nicht gerade ein guter Hexer war,
war ich mir ziemlich sicher, daß er es ohne meine Hilfe nicht
durchziehen könnte. Unglücklicherweise lernte er dann eine Sekte
kennen, die verbotene Götter verehrte, und von der bekam er die
Macht für den Fluch.«
      Lythande starrte in Gedanken versunken vor sich hin, als er nun
die kleine Figur einer jungen Frau vervollkommnete, bis sie ganz
lebensecht aussah.
      »Du meinst also«, hob er wieder an, »daß deine Figurkerzen genug
Magie enthalten, um als Smili dieser Menschen dienen zu können?«
      »Ja, wahrscheinlich ... ich habe mir noch nie so Gedanken darüber
gemacht«, erwiderte Eirthe unsicher und musterte das Figürchen
in ihren Händen. »Lythande? Meinst du, der Vulkan würde das
hier als Jungfrau annehmen?«
      »Das Material ist jedenfalls jungfräulich. Etwas Jungfräulicheres
als frische Lava wirst du nie finden!« versetzte der Magier, nahm
Eirthe das Standbild behutsam ab und musterte es sinnend. »Und
es steckt so einiges an Leben darin, von der Essenz des Vulkans wie
von deiner formenden Hand.« Damit gab er ihr die Figur wieder
und meinte achselzuckend: »Es ist einen Versuch wert, denke ich.
  Faß deinen Wunsch in Worte, aber wähle sie gut... Unser Vulkan dürfte zwar kaum so schwierig und boshaft sein wie das Gros der
Dämonen, aber in der Wortwahl sollte man immer sehr präzise
sein.«
      »Überleg dir genau, worum du bittest, denn dein Wunsch könnte
in Erfüllung gehen«, sagte Eirthe leichthin.
      »Wird in Erfüllung gehen, da bin ich fast sicher«, verbesserte Ly-
thande.
      Eirthe nickte. »Ich werde mich bemühen!« versprach sie. »Aber
das ist wenigstens eine Jungfrau, die dem Vulkan wohl kein Sod-
brennen bereitet!«
      So stiegen sie denn zum Kraterrand empor und starrten alle drei,
auch Alnath auf Eirthes Schulter, in die brodelnde Tiefe hinab.
  »Hast du dir deinen Wunsch überlegt?« fragte der Vulkan.
  »O ja«, sagte Eirthe und wählte ihre Worte mit Bedacht: »Ich bin
Kerzenmacherin und stehe unter einem Fluch, der bewirkt, daß
mir das Feuer unter den Händen ausgeht und meine Kerzen nicht
brennen wollen. Ich möchte davon befreit werden, aber nicht so,
als ob es diesen Fluch nie gegeben hätte. Er soll nur von nun an
aufgehoben sein, aber für alle Kerzen weitergelten, die ich früher
gefertigt habe.«
      »Sehr gut«, antwortete der Feuerberg. »Gib mir die Jungfrau, und
ich erfülle dir deinen Wunsch!«
      Da warf Eirthe die kleine Figur, die sie aus Lava geformt, in die
Tiefe, schloß die Augen, hielt den Atem an und begann, auf Teufel
komm raus zu allen Gottheiten zu beten, die ihr zuhören mochten.
  Trotzdem war ihr, als ob man sie

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