Lichtschwester
plötzlich in die Hölle gestoßen
hätte. Zuerst dachte sie, der Vulkan sei doch noch ausgebrochen.
Roten Schein sah sie durch ihre geschlossenen Lider, ein Donnern
und Röhren, von Alnaths Schreien durchsetzt, drang in ihre Oh-
ren, und jeder Quadratzentimeter ihrer Haut schien in hellen
Flammen zu stehen . .. Erst Minuten später ging ihr auf, daß je-
mand sie auf der Schulter eilends bergab trug. Dann spürte sie, wie
sie wieder durch die Schranke gezogen wurde, und dann war
schlagartig Schluß mit Lärm und Licht, der Hitze auf ihrer Haut
und der beklemmenden Luft.
Lythande ließ sie sanft auf den Boden gleiten, kniete sich rasch neben sie und fragte besorgt: »Was ist denn geschehen ?«
»Ich weiß nicht recht«, sagte Eirthe zögernd, zitternd, und sah nervös zum Krater empor. »Der Vulkan ist doch nicht explodiert, oder?«
»Nein, bestimmt nicht«, beruhigte Lythande sie. »Er hat das
Opfer angenommen, und der Lavastrom versiegte. Aber dann be-
gann Alnath zu schreien, und du bist zusammengeklappt und um-
gefallen. Da habe ich dich gepackt und rausgebracht.«
Eirthe erschauerte. »Ich glaubte schon, ich wäre statt der Figur
hineingeworfen worden«, sagte sie und wandte den Kopf zur Seite,
um Alnath anzusehen - und da spürte sie zum erstenmal die Hitze,
die von der Feuersalamanderin ausging. »Alnath, ist bei dir alles in
Ordnung?«
»Ja, sicher«, erwiderte die, »aber ich fühlte mich wirklich wie im
feurigen Schlund des Vulkans!«
Nun nickte Eirthe. »Vielleicht, weil in der Figur zu viel von mir
war oder ... hoffentlich ... weil das zur Reinigung von dem Fluch
gehörte!« sagte sie und richtete sich etwas wackelig auf. »Wo ist
nur mein Gürtelbeutel geblieben? Ah, da ist er ja!« Sie holte den
Feuerstein und den Stahl heraus und schlug sie gegeneinander. Da flogen die Funken nur so, und einige landeten auf dem Saum ihres Umhangs ... Eirthe schlug sie hastig aus, fuhr dann aber mit einem Schrei zurück. »Autsch! rief sie und besah die kleine Brandwunde an ihrer Hand. «Nun, der Fluch ist offenbar aufgehoben, und ich muß mich wohl wieder an den Umgang mit Feuer gewöhnen.«
Lythande lächelte und mahnte: »Überleg dir immer genau, worum du betest...«
»... denn dein Wunsch wird in Erfüllung gehen«, schloß Eirthe an ihrer Statt.
LOIS TILTON
Eines habe ich nie von mir behauptet: unfehlbar zu sehr. Als ich diese Geschichte bekam, hieß sie »Edric unter den Trollen«.
Ich war so von ihr fasziniert, daß mir nicht auffiel, keinen Moment, daß sie keine weibliche Heldin hatte. (Ich übersah auch, daß sie für Marion Zimmer Bradley's Fantasy Magazine eingereicht worden war, nicht für die Magischen Geschichten – und legte sie auf den falschen Stapel, wo sie dann auch blieb.) Ich erinnerte mich noch daran, wie sehr mir Lois Tiltons vorige Story (»Hände«) gefallen hatte (Band VI dieser Reihe). Als ich nun ihr neues Werk bei der Endauswahl zum zweitenmal las, war ich etwas entsetzt. Aber Frau Tilton hat sie mir dann, sie ist ja ein Profi, freundlicherweise umge-schrieben. Und ich freue mich, Ihnen ihre Story nun in dieser neuen Fassung vorlegen zu können.
Lois hat schon etliche Kurzgeschichten verfaßt (Science-fiction, Horror und Fantasy) und auch einen Roman veröffentlicht (Vampire WinterJ. Sie unter-richtet auch das »schöne« Fach Philosophie (wenn sie es so unterrichtet wie ich seinerzeit ... sind das wirklich »schöne« Stunden) und hat sich »neuerdings an Science-fiction-Rezensionen versucht«. Nun, besser sie als ich.
Lois Tilton hat einen Mann und zwei Kinder, »die wir die >Kräfte des Bösen< nennen« (so hieß auch ich die, die mich beim Schreiben störten), sowie »zwei Katzen, die nicht eben die Kräfte des Guten sind«. (Aber welche Katzen wären das schon?)-MZB
LOIS TILTON
Edyth bei den Trollen
Den drei massigen Kerlen, die da in der düsteren Höhle unweit des Ausgangs hockten, hingen die lehmverkrusteten Schmerbäuche schwer über ihre verschrumpelten, stechend roten Genitalien.
Schmatzend und kauend, daß die gewaltigen Kinnladen nur so krachten, zerrten sie mit ihren riesigen Pranken an dem halb verwesten Kadaver, der zu ihren Füßen lag. Einer schnappte sich in seiner Gier ein Stück Oberschenkelknochen, an dem noch einige Fleischfetzen hingen, biß ihn mitten entzwei, daß es laut knackte, und machte
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