Lichtschwester
protestieren - bekam dabei
aber so viel Schwefel in die Lungen, daß sie keuchte und hustete
und eine Weile lang kein Wort mehr hervorbrachte. Doch sie
nutzte ihren Hustenanfall, um nachzudenken: Sie war keine Jung-
frau mehr, Alnath ebensowenig (was aber nur von Bedeutung war,
wenn sich der Berg bei Salamanderinnen darum scherte, ob sie
jungfräulich seien oder nicht). Was ja sein konnte. Wer hätte denn
sagen können, was so ein Vulkan für wichtig hält? Aber hieß das
etwa, daß Lythande nach einem Leben, das schon wer weiß wie
viele Menschenalter maß, noch immer unberührt war?
»Wie kommst du darauf, daß wir eine Jungfrau unter uns hätten?«
fragte Eirthe, als sie ihre Stimme wiederhatte. »Oder hier sind, um
dir eine darzubringen ?«
»Nur ein Opferzug mit einer Jungfrau kann durch meine Schranke
schlüpfen«, erklärte der Vulkan geduldig. »Ich nahm an, das sei
euch bekannt. Alier es ist ja schon viel Zeit vergangen, seither.«
Eirthe hörte den Magier murmeln — es klang ganz nach einem
Fluch. Aber sie kümmerte sich nicht darum und fragte den
Feuerspeier:
»Du hast diese Barriere errichtet? Und warum?«
»Weil ich es satt hatte, für den ganzen Bezirk den Müllschlucker zu spielen!« erwiderte der Vulkan. »O ja, diese Leute schleppten,
was ... oder wen sie bei sich nicht brauchen konnten, hier herauf
und kippten mir das in den Schlund: kranke Tiere und uner-
wünschte Neugeborene, Ermordete und ähnliches ... und da kam
dann noch die Pest ... Diesen Narren war wohl nicht klar, daß
Seuchenopfer einem Vulkan schreckliches Sodbrennen bereiten
können.«
»Oh, das kann ich mir schon vorstellen«, warf Lythande ein, der
sich hinter Eirthe gestellt hatte. »Daher also diese Schranke ...«
»... die nur eine Jungfrau in Begleitung irgendeines Bittstellers
überwinden kann«, schloß der Berg an seiner Statt und fragte, an
Eirthe gewandt: »Nun, junge Frau, was ist dein Begehr?«
»Muß ich es . .. gleich sagen?« fragte Eirthe. »Oder habe ich noch
Zeit, darüber nachzudenken und, äh, meine Bitte in die richtigen
Worte zu kleiden?«
»Ich dachte, das hättest du schon vor dem Aufstieg getan«, meinte
der Vulkan. »Aber sei's drum, laß dir alle Zeit, die du brauchst.
Aber nur bis Sonnenuntergang!«
»Wieso?« knurrte Lythande.
»Wenn mir bis dahin keine Jungfrau geopfert wird«, versetzte der
Vulkan, »breche ich aus, speie ich wieder Lava und Asche.«
»Oh!« seufzte Eirthe. Sie war sich bewußt, daß das kein besonders
schlauer Kommentar zu ihrer Lage war, hatte aber nichts Besseres
zu bieten. So stiegen die beiden wieder etwas bergab und setzten
sich auf einen Felsblock, um ungestört darüber nachzudenken, wie
sie jetzt vorgehen sollten.
»Tut mir leid, daß ich dich da hineingezogen habe, Lythan-
de...«
»Das ist doch nicht deine Schuld«, erwiderte der Magier, fair wie
immer. »Ich hätte mir diesen Sperrzauber schon ein wenig ge-
nauer ansehen sollen.«
»Dann ... bist du also Jungfrau ?!« staunte Eirthe. Anstandshalber
kämpfte sie gegen ihre Neugier an - gab das aber schnell auf und
fragte: »Mußt du jungfräulich sein, damit dein Zauber wirkt, oder
hattest du als angeblicher Mann einfach keine Gelegenheit, deine
Virginität loszuwerden?«
Lythande warf ihr einen bösen Blick zu. »Woher willst du wissen,
daß ich kein Mann bin?«
»Ich weiß nicht so recht«, versetzte Eirthe achselzuckend. »Aber
ich wußte es von Anfang an, bei unserer ersten Begegnung, habe
es aber für mich behalten, weil du das wohl geheimhalten woll-
test. «
»Tu mir den Gefallen«, sagte Lythande finster, »es auch weiter so
zu halten! Und was deine Frage angeht ... ich muß für meine Magie zwar nicht unbedingt jungfräulich sein, verlöre aber meine ganze Macht, wenn ein Mann herausfände, daß ich eine Frau bin ...
Daher habe ich mir die Männer immer vom Leib gehalten und
bin Jungfrau geblieben.«
»Nun, damit ist dieser Punkt ja geklärt«, erwiderte Eirthe. »Aber
zum nächsten: Ist dir schon ein Ausweg aus unserer ... mißlichen
Lage eingefallen?«
»Ich darf doch wohl davon ausgehen«, versetzte er leicht gereizt,
»daß du nicht erwägst, mich diesem Vulkan zu opfern?«
»Natürlich nicht!« entrüstete sie sich. »Ich ... könnte niemanden
umbringen. Den Kältefluch verdanke ich ja meiner Weigerung,
einem Hexer Kerzen zu fertigen, mit denen er Menschen töten
wollte. Da werde ich doch nicht dich
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