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Lichtschwester

Lichtschwester

Titel: Lichtschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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derweil den Geschirrstapel und sagte zu Sharik: »Ich stell das eben mal in den Ausguß, damit die Mädchen es in der Frühe gleich spülen können, und bin gleich wieder da, um euch eure Zimmer zu zeigen.« Sharik überlegte gerade, ob sie dem Stallburschen zur Hand gehen sollte, als der Wind die Läden so rattern ließ, daß sie sich doch lieber zu Ressa an den warmen Ofen stellte. Und als der Junge nun hinausging, kam durch die offene Tür eine so kalte Bö herein, daß sie sich zu ihrem weisen Entschluß beglück-wünschte. Da gähnte sie herzhaft und blickte Ressa neugierig über die Schulter. »Bäh!« raunzte sie und zog eine Grimasse. »Das vor allem verbinde ich mit Babys. Das und den Geruch.«
      »Wenn es deines wäre, würde es dich nicht so stören«, versicherte Ressa ihr lächelnd.
      »Oh, verschone mich damit, junge Frau«, versetzte Sharik lachend.  
      »Ich habe meinen Teil davon schon als kleines Mädchen abbekommen. Ich mußte ja nicht nur auf mein Brüderchen aufpassen, wenn meine Mutter zu viel zu tun hatte, sondern auch jedesmal die Gören der Nachbarn hüten, die zu uns zu Besuch kamen. Nie wieder!«
      »Hier«, sagte Ressa nur und hielt ihr Dreyan hin. »Halte ihn, bis ich das Zeug hier weggebracht habe.«
      Sharik zögerte kurz und nahm den jungen dann. Aber es verging ein peinlicher Moment, ehe ihr wieder einfiel, wie man einen Säugling richtig hält. Dreyan strampelte und wand sich in ihren Armen und fuchtelte mit seinen Fäustchen nach ihr, schmiegte sich aber dann doch an sie, schloß die Äuglein und schlief ein. Und Sharik hielt ganz still, damit er bloß nicht wieder aufwachte und zu schreien anfinge.
      Er sieht aus wie ein winziger Greis, dachte sie, so krebsrot und so runzlig.
      »Vielleicht bekommst du ja selbst mal eines«, neckte Ressa sie.  
      »Wohl kaum«, erwiderte Sharik, setzte dann jedoch hinzu: »Derlei kommt bei uns schon vor. Aber nicht eben oft. Man kann sich nach fünf Jahren aktivem Dienst zur Reserve versetzen lassen. Was du dann mit deiner Zeit anfängst, das ist deine Sache ... solange du dich ans Gesetz hältst und den Orden unterrichtest, wo du denn im Bedarfsfall zu erreichen bist. Manche werden häuslich und gründen eine Familie.«
      »Sind dir noch nie Zweifel gekommen?« fragte Ressa. »An so einem Leben als Falkin, meine ich.«
      »Nein«, erwiderte Sharik rasch. Aber das war gelogen. Sie hatte sich mit derlei Zweifeln herumgeschlagen. Und der Anblick dieses schlafenden Kindes frischte einige davon wieder auf. Alle meine Freundinnen aus Kindertagen sind jetzt verheiratet, dachte sie, und, zum Teufel, die meisten von ihnen haben wahrscheinlich auch schon Kinder. Ich werde wohl nie ein eigenes in den Armen halten, so wie dieses jetzt.
      Jetzt trat Trin, mit einer Laterne in der Hand und einem dicken, wollenen Umhang um die Schultern, aus der Küchentür, musterte mit zuckenden Mundwinkeln Sharik und Dreyan und sagte: »Ich bin bald zurück. Ich besorge nur noch etwas Feuerholz für unser Frühstück morgen.« »Soll ich dir helfen?« fragte Sharik.
      »Nein, nein. Ich hole nur einen Armvoll rein, damit es über Nacht trocknen kann.« Trin bemühte sich, die Tür so schnell wie möglich hinter sich zu schließen, aber auch der kurze, eisige Luftschwall genügte, um Dreyan aufzuwecken. Er begann gleich zu wimmern, und so schmiegte Sharik ihn fester an sich, bis Ressa ihn ihr wieder abnahm, um sich mit ihm auf den Ofensims zu setzen und ihn sanft zu wiegen.
      »Was meinst du, können wir morgen weiter?« fragte sie nach einer Weile.
      Sharik zuckte die Achseln. »Das hängt vom Wetter ab. Vielleicht ist der Schnee morgen früh schon zu tief zum Reiten«, versetzte sie und fügte, Trins Verdacht eingedenk, dann hinzu: »Der Tempel der Erntegöttin in Tarzy's Forge böte dir Obdach, und er wird von einer Schwadron Falkinnen beschützt.« Ressa wurde plötzlich ganz starr. 
       Aber Sharik ließ nicht locker und fuhr fort: »Wenn du in irgendwelchen Schwierigkeiten steckst ...« Da flog die Tür auf, und herein stürzte Emry, in einem Wirbel von Schnee. »Er hat sie geholt«, schrie er verstört. »Ein Dämon hat Trin in seiner Gewalt!«
      Sharik sprang hoch, ganz Reflex und ohne Besinnen, und stand, das Schwert in der Hand, einen Sekundenbruchteil später schon draußen vor der Haustür. Ein Wind so schneidend wie eine Stahlklinge fiel über sie her, und das wilde Schneegestöber, das auch der aus der Gaststube

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