Lichtschwester
Exerzierplatz ... Ich muß jetzt Rüstung und Waffen anlegen«, sagte er, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in seinem Zelt. Und sein Knappe folgte ihm auf den Fersen.
Die Menge begleitete Hugh zu einem Sandplatz nördlich des Lagers.
Als er dort abstieg, stürzte ein Bursche herbei und führte seinen Hengst beiseite. Dann trat ein schlanker, blonder Jüngling zu ihm und verbeugte sich tief.
»Ich werde dein Sekundant sein ...«, sagte er mit scheuem Lächeln.
»Ich habe dich früher schon kämpfen gesehen.« Hugh legte ihm die Hand auf den Kopf und ließ sich von ihm dann helfen, die Rüstung vollends anzulegen. »Ich danke dir. Ja, ich brauche jemanden, der mir zur Seite steht.«
»Aber hier stehen ja alle auf deiner Seite, Herr«, erwiderte der Bursche. »Troy ist grausam und launisch. Neuerdings soll er sogar feige geworden sein. Und die Entführung deiner Gemahlin kann nur das Werk eines Feiglings sein. Als du ihm noch dientest, hast du mäßigend auf ihn eingewirkt.«
Hugh musterte den Jungen interessiert und ließ sich dann von ihm den großen Helm mit dem Bärenfellbusch aufsetzen. Der Junge war doch älter, als er zuerst gedacht hatte. »Und wer bist du denn?«
»Man nennt mich Roger.« »Und wie heißt dein Vater?«
»Das weiß ich nicht, Lord Fitzhugh. Manche sagen, du seist mein Vater. Meine Mutter starb, als ich noch ein kleines Kind war ...
Eine alte Frau hat mich großgezogen. Aber sie wußte nichts über meine Herkunft.«
Hugh starrte ihn eine Zeit forschend an, schüttelte dann den Kopf und sagte lächelnd: »Nein, Junge, ich habe vor meiner Kayli keine ... Frau gehabt. Aber du bist so rank und schlank und blond, wie sie sich ihr Kind erträumt ... Mein Vater ist meiner Mutter nicht treu gewesen, und das war für niemanden ein Geheimnis. Vielleicht bist du ja ein Halbbruder von mir. Wie alt bist du?« »Fünfzehn.«
»Alt genug«, sagte Hugh und reichte ihm seine Linke. »Ich wette, du bist mein Bruder, auch wenn ich das nicht beweisen kann.« »Ja«, erwiderte der Bursche grinsend und schüttelte ihm verlegen und ungeschickt die Hand.
»Nun sage mir, Roger, wie Troy ... der König in diese Lage kam«, fragte Hugh, als der Junge ihm den Helmriemen fester zog.
»Irgendein Hexer mit einem barbarischen Namen«, antwortete Roger, »hat ein Heer auf die Beine gestellt und uns damit aus der Stadt vertrieben. Ich habe mit Troys Männern gekämpft, obwohl ich doch noch so jung und im Kriegshandwerk ungeübt bin. Der König scheint neuerdings nicht mehr so beherzt... und ist wohl in der Schlacht zu keiner rechten Entscheidung mehr fähig. Das war sogar so, als das Los unserer Stadt auf dem Spiel stand.« Er blickte sich um und wies in die Runde. »Daß diese Männer hier sind und nicht in der Armee des Hexers ... ist mehr Loyalität zu deiner Familie als Treue zum König.«
»Weißt du, wo meine Frau ist?« Ich hatte vergessen, daß der Helm so schwer ist, dachte Hugh, aber ich hatte ja auch nicht vor, ihn noch einmal zu tragen.
»Leider nein, Mylord. Aber das Lager ist riesig.« »Hm, hm«, räusperte sich da jemand hinter ihnen. Als Hugh sich umdrehte, sah er Troy gewappnet vor sich stehen. Sein schwarzhaariger, stämmiger Bruder trug nun einen Helm mit Rabenschwingen als Zier und hatte sein großes Schwert gegürtet. Hinter ihm stand nur sein Knappe.
Hugh warf einen Blick in die Runde und sah, daß das ganze Heer um den Exerzierplatz geschart war. »Nun, Bruder, du trittst also zum Zweikampf gegen mich an«, sagte er, zog dann sein Schwert und hob es zum Gruß.
»Ja, Hugh, dabei wollte ich, daß deine Männer für mich kämpfen ... Ich hätte nie geglaubt, daß wir uns einmal so gegenübertreten würden!«
»Du bist eidbrüchig geworden, Troy«, erwiderte Hugh. »Du hattest gelobt, uns in Ruhe zu lassen. Nun weiß ich allerdings, warum du die Männer angefordert hast. Warum hast du nicht gesagt, daß du die Stadt verloren hast?« Er fühlte helle Wut auf seinen Bruder in sich aufsteigen.
Jetzt zog auch Troy seine Klinge und salutierte. »Das verbot mir meine Ehre, die Angst vor der Schmach ... Mit eingezogenem Schwanz zu meinem kleinen Bruder zu laufen ... da hätte ich mich zu Tode geschämt. So kämpfen wir also.« Das machte Hugh nur noch ärgerlicher.
Troy führte den ersten Schlag - aber der Hieb ging fehl und riß ihn mit seinem Schwung an Hugh vorbei.
Der drehte sich schnell um
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