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Lichtschwester

Lichtschwester

Titel: Lichtschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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mit einem Gesicht wie dem ihren. Ja, sie verdrängte sogar den Gedanken daran, warum sie und Tara noch immer in Bindir weilten.
      »Meinst du?« fragte sie und fuhr der Geliebten durch ihr seidiges Haar. »Ich glaube, wir haben genau diesen Weg entdeckt...«
      Shanna schob sich mit einem Geschick, das sie sich in den letzten Monaten notgedrungen erworben hatte, zwischen zwei Händlern durch und an einigen um Fisch feilschenden Frauen vorbei und eilte dann weiter - zum Kräuterstand am anderen Marktende. Früher, als sie noch ihr nietenbesetztes Panzerhemd aus scharlachrotem Leder und ihr Schwert am Gurt getragen hatte, da hatten die Leute ihr Platz gemacht ... Aber jetzt lagen ihre Klinge und ihr Panzer, in Rupfen gewickelt, unter ihrem Bett versteckt. Denn sie jetzt zu tragen, würde sie in tödliche Gefahr bringen, anstatt ihr Sicherheit zu geben.
      An einem grellbunten Stand, dicht bei dem der Waffenhändler, nahm man Wetten auf die anstehenden Spiele an. Es wurde hoch gewettet für diesen letzten Kampf der Roten Hand, der am nächsten Feiertag in der Arena hinter dem Marktplatz, die jetzt noch leer und öd in der glühenden Sonne lag, stattfinden sollte. Schon manche hatten dort die Freiheit errungen, viele aber auch bei dem letzten Kampf den Tod gefunden: vielleicht, weil die Aussicht auf ein Leben, in dem ihnen statt der klaren Risiken des Rings eine Unzahl diffuser Gefahren drohte, ihren Siegeswillen geschwächt hatte.
      Als nun in der Menge vor ihr Unruhe entstand, richtete Shanna sich in ihrer ganzen Länge auf, um zu sehen, was dort vorging. Da stachen ihr ein paar violette Uniformen ins Auge, und sie duckte sich und zog sich blitzschnell den Schal ins Gesicht. Lord Irenos Aberasis Garde! Die Soldaten würden sie nicht erkennen, weil sie ja damals als Sklavin ständig im Frauenflügel gewesen war, zu dem sie keinen Zugang hatten - aber der fette Eunuch, der da in ihrer Mitte in der Sänfte daherkam, hatte sie gut gekannt. Sie musterte den vorbeiziehenden Trupp hinter ihrem Schal hervor: die Wächter, die ihre Blicke so professionell wachsam über die Menge schweifen ließen, und den Eunuchen, der verächtlich, wie abwesend über das Meer der Köpfe hinwegstarrte. Aber dann wurde sie gewahr, daß sie den Griff ihres Krückstocks wie ein Schwertheft gefaßt hatte.
      Nur eine Trau ... Shanna bemühte sich, nur diese Worte zu denken. Ich bin nur eine Frau, die die Mühsal eines Frauenlebens vor der Zeit altern ließ ... Hier in Bindir hatte sie Frauen ihres Alters gesehen, die so alt wirkten, wie sie zu wirken suchte. Nach ihrem Entzug war sie so schwach und hinfällig gewesen wie jene Ärmsten, aber nun war sie erneut stark; denn sie hatte nach diesem Vorfall mit den Matrosen ihr Kampftraining wieder aufgenommen und seither jeden Tag geübt, sobald Tara aus dem Haus gegangen war. Aber nun zitterte sie vor Anstrengung, den Kopf gebeugt zu halten: auf daß niemand die in ihren Augen lohende Wut gewahre.
      Aber dann war der Trupp vorüber, und sie konnte tief Luft holen, staubige, stinkende Luft, und sich einzureden versuchen, daß sich nichts geändert habe. Aber sie wußte, daß sie und Tara Sklavinnen blieben, solange sie Flüchtlinge wären.
      Nun eilte sie zum Kräuterhändler, zählte ihm die Pennies für das von Tara gewünschte Fünffingerkraut und Aloepulver vor, steckte ihre Besorgung ein und machte sich dann auf den Weg zurück über den Marktplatz.
      »Für diese Klinge würde selbst die Rote Hand töten, und er war ja oft genug hier, um bei uns einzukaufen ... Nur das Allerbeste für die Herren der Arena von Bindir!«
      Der Waffenhändler hob das Schwert ins gleißende Sonnenlicht, und da funkelte und blitzte es, daß Shanna blinzeln mußte. Aber dann sah sie, daß es nur aufpoliert war ... Das Heft war neu vergoldet, aber die Schneide hatte eine Unebenheit - der Rest einer schlecht ausgewetzten Scharte, die ein Hieb auf einen Helmbusch oder einen Schildrand verursacht haben mochte. Als nun ein junger Soldat die Klinge ergriff, lächelte Shanna grimmig und wünschte ihm, daß er damit mehr Glück hätte als der frühere Besitzer.
      Da sah sie an einem Stand hinter dem Soldaten Dolche in der Sonne glitzern und ging wie gebannt darauf zu. Der Händler musterte sie abschätzig - denn was sollte sich eine Frau schon für edle Waffen interessieren?! Die meisten der kleineren Klingen waren gebraucht - Beutegut aus Schlachten in allen Teilen dieses Reichs. Da lagen lange Dirks

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