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Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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über deine Sorgen.«
»Du läßt dir von Skiff Blumen schenken. Schon zum dritten
Mal.«
»Du weißt, er züchtet sie selbst. Ich kann sie nicht ablehnen,
ohne ihn zu kränken.«
»Er stellt dir nach. Oder willst du mir erzählen, du hättest
es nicht bemerkt?«
»Er ist nicht der erste, der mir nachstellt. Ich kann es nicht
ändern, also muß ich mich damit abfinden.«
»Kein Grund, ihn auch noch zu ermutigen.«
Sie lachte. »Ich habe ihn niemals ermutigt.«
»Wie soll man es nennen, wenn du seine blöden Orchideen
annimmst?«
»Soll ich unser Arbeitsklima verderben wegen so einer
Lappalie?«
»Es ist keine Lappalie. Der Mensch liebt dich.«
»Er kann gar nicht lieben. Was er Liebe nennt, ist allenfalls
der Ehrgeiz, leistungsfähigen Nachwuchs zu züchten.« »Woher weißt du?«
»Er hat mir einen Heiratsantrag gemacht.«
Ich sprang auf. »Was? Wann war das?«
»Vor ein paar Wochen.«
»Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
»Es schien mir nicht der Rede wert. Ich bekomme öfter einen Antrag. Wir haben uns doch genug über diesen Unfug
unterhalten.«
»Was hast du ihm geantwortet?«
»Ich habe sein Ansinnen abgelehnt.«
»Das war alles?«
»Ich habe ihm gesagt, daß ich dich liebe. Dich und keinen
anderen. Ich habe ihm gesagt, daß er bei mir niemals Erfolg
haben wird. Niemals.«
»Wie hat er es aufgenommen?«
»Er ist kein Dummkopf. Er hat es mit Fassung getragen.« »Vielleicht solltest du dir einen anderen Arbeitsplatz suchen.«
Bella kam zu mir, legte die Arme um meine Schultern und küßte mich auf die Stirn. »Skiff ist ein Neutrum«, sagte sie. »Er ist so unfähig, ein Gefühl zu entwickeln, wie ein Destillierapparat. Selbst wenn ich wollte, ich könnte wirklich nichts für ihn empfinden. Außer Respekt natürlich vor seiner wissen
schaftlichen Leistung. – Weitere Fragen?«
Ich schüttelte den Kopf. Ihre warmen Lippen berührten die
meinen. Ein Schauer von Wohlbehagen durchrieselte meinen
Körper. Ich zog sie fest an mich.
Bella sprang auf die Füße. »Ich habe Hunger«, sagte sie.
»Wollen wir kochen, oder gehen wir ins Restaurant?« Ich entschied mich für das Restaurant.
    Zwei Stunden später waren wir wieder in der Wohnung, und ich war ziemlich benebelt. Wir hatten Hammelfleisch, Auberginen, Reis und Tomaten gegessen, scharf gewürzt, und viel Rotwein dazu getrunken.
    Bella ging in die Küche. Sie bestand darauf, mein Frühstück vorzubereiten, obwohl ich ihr erklärte, ich könnte genausogut in der Flughafenkantine frühstücken.
    Um vier Uhr früh mußte ich aufstehen. Ich packte rasch meinen kleinen Reisekoffer, dann begab ich mich ebenfalls in die Küche, um Bella davon zu überzeugen, was für ein Unsinn es war, das bißchen Zeit, das uns noch blieb, mit der Herstellung von Kräuterquark zu verschwenden.
    Kaum in der Küche, blieb ich ruckartig stehen.
Der eigentümliche Geruch war wieder da. Nur ein Hauch, doch unverkennbar. Ich sah mich um. Blitzende Sauberkeit bis in den letzten Winkel. Bella hatte die berufsbedingte Gewohnheit, ihren Arbeitsplatz keimfrei zu halten, auf unseren Haushalt übertragen, soweit es den Bereich der Nahrungsaufnahme betraf. Ich sah mich genauer um.
Die Orchideen waren vom Fensterbrett verschwunden.
»Suchst du etwas?«
»Wo sind die Orchideen?«
»In den Müllschlucker habe ich sie geworfen.«
»Warum?«
»Ich dachte, sie würden dich stören.«
»Merkwürdig.«
»Was ist daran merkwürdig?«
»Bemerkst du diesen Geruch?«
»Was für einen Geruch?«
»Ich weiß nicht. Irgend etwas Süßlich-Animalisches.«
»Vielleicht waren es die Orchideen. Tropische Blüten bringen die seltsamsten Gerüche hervor.«
»Das ist nicht möglich. Ich habe ihn heute schon einmal im Bad bemerkt, kurz bevor du nach Hause kamst.«
Bella richtete sich auf. In ihren Augen war ein Ausdruck, den ich nicht deuten konnte. Betroffenheit? Wohl eher ein irritiertes Erstaunen. Vielleicht lag es daran, daß ihre Pupillen, die ich immer für schwarz gehalten hatte, einen grünen Schimmer zeigten. Aber das war Einbildung. Oder war es ein Lichtreflex von den grünen Sonnenrouleaus?
Sie blickte auf ihre Hände und schien angestrengt nachzudenken. »Ich habe ein neues Parfüm«, sagte sie endlich.
Sie verschwand im Bad und kam nach einer Minute mit einem Taschentuch zurück. Sie hielt es mir unter die Nase. Kein Zweifel, sie hatte recht.
»Wie heißt das Zeug?«
Sie öffnete die Hand und zeigte mir ein kleines Kristallfläschchen. »Belladonna di Napoli« stand auf dem Etikett.
Meine Beklemmung wich.

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