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Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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»daß ein Zeitfaktor im Spiel ist. Ich brauche Ruhe. Jetzt, bevor es zu spät ist. Wenn wir dann Bella remutiert haben, können Sie mich öffentlich anklagen, soviel Sie wollen.«
»Wie lange brauchen Sie?«
»Vier Wochen. Vielleicht sechs.«
»Unmöglich! So lange kann sie nicht hier in der Wohnung bleiben. Die Nachbarn haben schon Verdacht geschöpft. Wir werden ins Institut kommen.«
»Bella kann ich unterbringen, das ist kein Problem. Fremden ist der Zutritt streng verboten.«
»Ich lasse Bella nicht allein in Ihren Händen. Das könnte Ihnen so passen.«
»Tut mir leid. Auf die Sicherheitsbestimmungen habe ich keinen Einfluß.«
»Dann kommt es nicht in Frage.«
»Bringen Sie Bella in eine natürliche Umgebung. Es würde ihr das Warten sehr erleichtern. Sie hätten auch keine Schwierigkeiten mit der Ernährung und mit neugierigen Nachbarn.«
»Haben Sie einen Vorschlag?«
»Tsavo-Nationalpark. Mein Institut besitzt dort eine Versuchsstation.«
»Warum nicht gleich auf den Mond? Wie komme ich von hier mit einem ausgewachsenen Tiger nach Afrika?«
»Sie sind Pilot, soviel ich weiß. Ich gebe Ihnen eine Transportmaschine meines Instituts.«
»Und was soll ich dem Zoll erzählen?«
Er hob ungeduldig die Brauen. »Mit den Methoden auf dem Flughafen müssen Sie doch vertraut sein. Also lassen Sie sich etwas einfallen.«
Ich dachte nach. Er hatte so unrecht nicht. In der Stadt konnten wir nicht leben ohne das Risiko, entdeckt zu werden. Wenn ich mir einen Transporter meiner Fluggesellschaft beschaffte, müßte es mit etwas Glück möglich sein, Bella durch die Kontrollen zu bringen. »Wie geht es weiter, wenn wir dort sind?« fragte ich.
»Sie landen auf der Piste bei der Station. Ein Geländewagen steht für Sie bereit. Schaffen Sie Bella unbemerkt hinein, und fahren Sie mit ihr in den Busch. Im Wagen finden Sie alles, was Sie brauchen, auch einen Sender. Jeden Dienstag zwischen vier und fünf Uhr morgens nehmen wir Verbindung auf und sprechen über den Stand der Dinge. Also viel Glück.«
»Moment noch«, sagte ich. »Hoffentlich haben Sie sich das alles gut überlegt. Sollte die Idee dahinterstecken, Bella abzuschieben und im Busch ihrem Schicksal zu überlassen, breche ich Ihnen den Hals. Und wenn Sie sich im Tresor der Staatsbank verkriechen, ich erwische Sie. Ist das klar?«
Er rückte mit zwei Fingern an seiner goldgefaßten Brille. Es war das erste Mal, daß ich etwas wie Nervosität an ihm bemerkte.
»Ich bitte Sie«, sagte er beschwörend, »haben Sie Vertrauen! Unter keinen wie auch immer gearteten Umständen werde ich Bella im Stich lassen.«
Er räusperte sich. »Es dürfte Ihnen doch nicht entgangen sein, daß auch ich schon seit längerem zu Bella eine tiefgreifende Zuneigung hege. Bis Dienstag dann.«
Sein Bild verschwand.
Tiefgreifende Zuneigung, dachte ich. Dieser Affe! Unter keinen wie auch immer gearteten Umständen hatte der eine Chance bei Bella.
    Wir saßen die fünfte Woche im Busch. In den ersten vierzehn Tagen hatte ich Gazellen und Antilopen geschossen. Dann waren sie so scheu geworden, daß ich nicht mehr an sie herankam. Große Ausflüge konnten wir uns nicht leisten. Wir durften die Wildhüter nicht aufmerksam machen.
    Seitdem ging Bella allein auf die Jagd. Zu Anfang gab es ein paar Fehlschläge, aber sie lernte schnell, und wir hatten mit dem Fleisch keine Sorge mehr.
    Um so mehr Sorgen hatte ich mit dem Sender. Ich hockte seit Stunden am Gerät. Der Kasten gab keinen vernünftigen Laut von sich. Knattern und Pfeifen, mehr war nicht herauszuholen.
    Dreimal war es bisher gelungen, Skiff zu erreichen. Er hatte versichert, die Arbeit mache Fortschritte, wir sollten den Mut nicht sinken lassen.
    Am vergangenen Dienstag war auch schon keine Verbindung zustande gekommen. Wir hatten atmosphärische Störungen für die Ursache gehalten. Allerdings gab es noch eine andere Möglichkeit. Als wir vor neun oder zehn Tagen von einem Ausflug in unser Zelt zurückgekehrt waren, hatte der Sender am Boden gelegen. Auf den Felsen der Umgebung trieben Paviane ihr Wesen, und die Konservenkiste, auf der das Gerät stand, war etwas wacklig. Vermutlich hatten die Tiere in ihrer Neugier das Zelt heimgesucht.
    Wenn es aber nicht die Paviane gewesen waren? Dann mußte der Sender mit Absicht von der Kiste gestoßen worden sein. Aber von wem und warum? Ich konnte beim besten Willen keine Antwort darauf finden.
    Ich sah auf die Uhr. Es war schon sechs, und Bella war noch nicht zurück. In der letzten Zeit hatten

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