Lichtspruch nach Tau
taumelte zum Tisch und
hielt mich fest. Endlich fand ich die Kraft, mich vom Tisch zu lösen, machte zwei Schritte und fiel in den Feldstuhl.
»Sie haben diesen Mann umgebracht«, keuchte ich. Es war albern, aber ich mußte etwas sagen, um Zeit zu gewinnen. Ich hoffte, daß sich dann die Nebelschleier hoben, die in meinem Gehirn wogten.
»Sollte ich warten, bis er Bella umbringt?« fragte Skiff.
»Sie hätten ihn nicht schicken dürfen, den Sender zu zerstören.«
»Tja, das war ein Fehler. Mister Yomo war Leiter der Station, ein intelligenter Mann. Ich konnte nicht ahnen, daß noch der Geisterglaube seiner Vorväter in ihm spukte.«
»Man wird ihn suchen. Wenn man ihn gefunden hat, wird man seinen Mörder suchen.«
»Niemand wird ihn finden. Sie, mein Freund, bringen ihn unter die Erde.«
»Ich denke nicht daran.«
»Dann werden Sie sorgfältig alle Spuren beseitigen, den Geländewagen nehmen und nach Kampala fahren: Im TranskoBüro liegt ein Flugticket auf Ihren Namen.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Bella braucht noch ein paar Wochen Schonung. Schweigen Sie solange. Es ist der letzte Dienst, den Sie ihr erweisen.«
»Nein.« Ich sah mich suchend um. Der Sender und die beiden Gewehre waren nur noch Schrott.
»Wir gehen, Bella. Und Sie sollten keine Zeit verlieren.«
Ich sprang auf. »Bella bleibt. Sie gehört zu mir!«
Der Gelbe stieß ein zufriedenes Knurren aus. Es klang fast wie ein Lachen. Früher hatte ich Skiff niemals lachen hören.
»Ab heute ist Bella meine Frau«, sagte er. »Unwiderruflich.«
Ich warf meine Arme um Bellas schöngestreiften Hals. »Du darfst nicht mit ihm gehen. Begreifst du nicht, daß er wahnsinnig ist?«
Bella schwieg.
»Komm mit mir zurück. Im Institut gibt es noch andere, die ihr Fach verstehen. Sie werden uns helfen.«
»Leb wohl, Liebster«, sagte Bella. »Es gibt keinen Weg zurück.«
Der Gelbe erhob sich. »Seien Sie nicht kindisch. Gehen Sie aus dem Weg.«
Ich rührte mich nicht. Er schob mich zur Seite wie ein welkes Blatt.
In federnden Sprüngen liefen sie über die Steppe. Ich sah ihnen nach. Am Rand der offenen Savanne blieb Bella stehen und schaute zurück.
Der Gelbe setzte sich und wartete geduldig. Endlich stieß er seinen Kopf zärtlich in ihre Flanke, und sie verschwanden im hohen Elefantengras.
Ich raffte ein paar Konserven zusammen und holte den Wagen. Eine wütende Entschlossenheit trieb mich vorwärts, nur ein Gedanke beherrschte mich: Wenn es für Bella keinen Weg zurück gab, dann gab es für mich einen Weg nach vorn.
Bald würde ich wieder dasein. Und dann würde es keine Schonung geben für den Schwächeren, wie es sonst unter Tigern üblich ist.
Dmitri Bilenkin
Das gibt’s nicht
Wenn er experimentierte, war Professor Arzinowitsch durchdringend wie Schwefelsäure und hart wie Molybdänstahl. Aber selbst Stahl ermüdet einmal. An jenem Tag setzten ihm die vor seinen Augen flimmernden schwarzen Pünktchen so zu, daß er gegen seine Gewohnheit nach dem Fahrrad griff und losradelte, um frische Luft zu schnappen.
Vom Wissenschaftlerstädtchen war es nur ein Katzensprung bis hinaus zu den Feldwegen der umliegenden Dörfer, und schon nach kurzer Zeit befand sich der Professor in einer ihm unbekannten Gegend. Die Sonne schien friedlich; links von dem staubigen Weg wuchsen kleine Kiefern, rechts grünte Hafer, und ihm entgegen kam ein Mensch geflogen.
Genauer gesagt: Der Mensch ließ sich von dem leisen Windhauch treiben und ruderte, ausgestreckt wie ein Frosch, nur ein wenig mit Armen und Beinen. Seine zerdrückten Hosen beulten sich über den Knien.
Der Professor bremste. Da sieht man mal wieder, wie überarbeitet ich bin, schoß es ihm durch den Kopf. Jetzt habe ich schon Halluzinationen.
Als der Wind abflaute, blieb der Mensch in einer Höhe von etwa anderthalb Metern über Arzinowitsch hängen. Der Professor betrachtete ihn mit zurückgeworfenem Kopf. Dabei tat er sich selbst furchtbar leid. »Sagen Sie«, fragte er schließlich, »können Sie Halluzinationen deuten?«
»Nein«, erwiderte der Mensch heiser, »das kann ich nicht.« »Ja, natürlich«, stimmte Arzinowitsch zu. »Da Sie selbst eine Halluzination sind, können Sie das begreiflicherweise nicht. Mir geht es leider nicht anders, denn ich bin kein Fachmann auf diesem Gebiet.«
»Ich bin keine Halluzination«, entgegnete der Mensch. »Ich bin Sidorow. Ich kann Ihnen meinen Ausweis zeigen.«
Er klopfte gegen die Taschen seiner herabbaumelnden Kutte, und seine Miene verdüsterte sich.
»Hab’ ihn
Weitere Kostenlose Bücher