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Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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Klassiker beweisen würden, habe er plötzlich vier Freunde gehabt. Er sprach das Wort Freunde leise, ja behutsam aus; offenbar war er damals sehr einsam gewesen.
Die anderen habe es sehr amüsiert, daß er dieses wahnwitzige Gewirr von Drähten, Schaltelementen und Analysatoren als Geschmacksroboter bezeichnet hatte. Im Nu wäre eine richtige kleine Party in Gang gekommen, mit Musik und Tanz. In dieser Nacht hätten die anderen beschlossen, ihrem »Roboter« ein möglichst naturgetreues Aussehen zu geben.
»Ich muß zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich betrunken gewesen sein, denn ich habe den Hintersinn ihrer Absicht erst Wochen später kapiert, als ich vor dem fertigen Werk stand, und auch da nicht sofort. Dabei hatte ich sie selber auf die Idee gebracht, denn ich hatte ihnen natürlich nach dem vierten Doppelten einen langen Vortrag gehalten über die Bedeutung der linguistischen Forschungen von Professor Hoffmeister, seiner Arbeit über die…«
Die Erinnerung hatte ihn jetzt ganz in ihrem Bann, seine Augen waren fest geschlossen, seine Stimme wurde noch leiser. »Als ich in den Raum trat, saßen sie zu fünft um einen Tisch. Es war täuschend, Nummer fünf war natürlich der Geschmacksroboter. Die Absicht, ihm ein naturgetreues Aussehen zu geben, war ihnen geglückt, das war unverkennbar, obwohl ich ihn von der Tür aus zunächst nur von hinten sehen konnte. Ich blieb stehen und beobachtete, wie meine Kollegen abwechselnd verschiedene Meßleitungen in den Mund nahmen und aus demselben Reagenzglas einen Schluck von der Flüssigkeit tranken, von der sie gerade dem Roboter mit einer Pipette etwas ›in den Mund‹ gespritzt hatten – die Greifwerkzeuge funktionierten an diesem Tag noch nicht.«
In diesem Augenblick begannen die Küchenhelfer die Vitrinenregale zu füllen, die Küchenstörung war beseitigt. Mir war klar, gleich würde er das merken, denn sofort standen auch die ersten Hungrigen von den Tischen auf, also ein ziemlicher Lärm.
Aber der Alte achtete nicht darauf. »Der Physiker hatte mich eintreten sehen«, fuhr er fort, »und machte mir ein Zeichen, still zu sein. Wie gebannt blickte ich auf den fünften Mann, der mit deutlicher Stimme sagte: ›Bitter!‹ Ich trat so weit vor, daß ich ihn von vorn sehen konnte. Mir lief es kalt über den Rücken – es war mein alter Ordinarius, täuschend nachgebildet, nur mit einer anderen Stimme. Ich fühlte in mir ein Grauen aufsteigen. Mir war natürlich klar, er konnte es nicht sein, aber einen Moment lang sah ich ihn lebend vor mir. Die anderen bemerkten meine Verwirrung nicht, und der Mathematiker sagte: ›Seine Fehlerquote liegt schon unter acht Prozent. Versuch’s selber mal!‹ Er schob mir einen Stuhl hin, und ich setzte mich, genau ihm gegenüber. Ich wagte nicht hochzublicken, weil ich fürchtete, ich würde ohnmächtig werden, wenn ich ihn ansah.«
Der Alte lachte krampfhaft und stoßweise, kalter Schweiß war ihm auf die Stirn getreten, seine Hände zitterten. Um es zu unterdrücken, krampfte er sich mit beiden Händen am Tisch fest. Ich zweifelte auf einmal daran, ob ich ein Recht hatte, in ein Geheimnis einzudringen, das diesen Mann noch nach Jahrzehnten so tief erschütterte. Ich versuchte ihn abzulenken, fragte, ob wir nicht erst einmal an die Essentheke gehen wollten, aber er hörte nicht, was ich sagte, und berichtete hastig weiter.
Um seine Schwäche vor den anderen zu verbergen, habe er ihre Arbeitsmethoden angegriffen, aber sie hätten ihm demonstriert, daß der Roboter nicht auszutricksen war. »Es stimmte jedesmal. Mir wurde schwindlig.« Seine vier Freunde hätten ihm erläutert, wie es weitergehen sollte. Der Mathematiker hatte ein Programm ausgearbeitet, das die vier Grundgeschmackseindrücke – bitter, süß, sauer, salzig – mit den Begriffen aus einem alten Kochbuch kombinierte. Er scheiterte im Augenblick nur an der Fülle der Duftstoffe, die offensichtlich bei der Geschmacksidentifikation eine wesentliche Rolle spielten. Darüber war es zu einem Streit mit der Chemikerin gekommen, deren Duftfilter bei gleichen Probestoffen immer wieder zu unterschiedlichen Ergebnissen führten. »Ich war froh, daß sie mich nicht beachteten, und allmählich stabilisierte sich mein Kreislauf wieder. An diesem Tag feierte ich noch einen Triumph bei meinen Freunden, denn als sich herausstellte, daß die Ursache ihrer Analyseversager an der geringen Kapazität des Institutscomputers lag, versprach ich ihnen, eine Zugriffsleitung zum

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