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Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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Professoren saßen bewegungslos und waren leichenblaß, wie mir schien.
    Drei Sekunden später wieder seine Stimme: ›Süß. H 2 O mit fünfzehn Prozent Zusatz von Himbeersaft, null-Komma-nullzwei Prozent Vitamin C‹ usw. bis hin zu den Spurenelementen eine perfekte Analyse. Dann noch die Wertung: ›… das Getränk ist wohlschmeckend und erfrischend!‹
    Muß ich erwähnen, daß die Mitglieder des WR die Kontrollmeßleitungen nicht berührten, nach zwei weiteren Analysen aufstanden, nickten und wortlos verschwanden?
    Am nächsten Tag war die Zugriffsleitung zum HSHauptcomputer abgeschaltet, meine Freundschaft mit der Sekretärin übrigens auch. Meine vier Freunde machten mir keinerlei Vorwürfe. Ich weiß nicht, ob sie mich verstanden hatten. Ein paar Tage später waren sie verschwunden, ich erfuhr nichts von ihnen. Sicherlich haben sie eine andere Aufgabe übernommen.«
    Der Alte schwieg lange. Ich wagte kein Wort zu sagen, ja nicht einmal eine Bewegung zu machen. Er war zusammengesunken, auf seinem haarlosen Schädel standen winzige Schweißperlen. Ich fragte mich, ob der Triumph über den WR den Verlust der Freundschaft der vier wettgemacht hatte. Sie waren einfach gegangen, hatten ihm nicht einmal gesagt, wohin. Für einen offensichtlich so kontaktarmen Menschen wie ihn eine Katastrophe. War ich der erste, dem er sich nach so langer Zeit, es mußten doch viele Jahre vergangen sein, aufschloß? Hatte er einmal sprechen müssen, seine Geschichte erzählen, das quälende Schweigen brechen?
    Plötzlich schien er wie aus einem Traum zu erwachen, sein Gesichtsausdruck bekam etwas Verschmitztes, er stand auf und sagte zu meiner maßlosen Überraschung: »Wollen Sie mitkommen?« Er wartete nicht auf meine Reaktion, ergriff mit großer Selbstverständlichkeit ein Tablett, ging an der Theke entlang, stellte wie gewöhnlich ein einfaches Essen für zwei Personen zusammen und verließ, ohne sich umzublicken, mit seinem beschwingten Gang die Mensa.
    Er ging zur Haupttreppe, dann durch einen langen Gang in einen Nebentrakt. Wieder über eine Treppe abwärts in ein Kellergeschoß. Hier war offenbar der alte Teil des Instituts, ich war noch nie hier gewesen. An den Wänden offen verlegte Rohrleitungen, der Putz abgebröckelt, alles ziemlich verwahrlost. Die halbdunklen Gänge schienen kein Ende zu nehmen. Unsere Schritte hallten hart von den Wänden wider.
    Er blieb an einer Tür stehen und sagte, während er sie aufschloß: »Hierher verirrt sich nie jemand!«
Er verschwand in dem Raum, ohne mich aufzufordern einzutreten. Ich folgte ihm zögernd und mit einer unbestimmten inneren Spannung, ich war noch nicht zum Nachdenken über seine Geschichte gekommen. Soviel war mir natürlich klar, daß man damals disziplinarische Maßnahmen ausgelöst, sie später aber wieder zurückgenommen hatte.
Der Raum war dunkel, ich konnte nichts sehen, hörte ihn nur hin und her laufen und hantieren.
»Schließen Sie die Tür, und setzen Sie sich hierher«, seine Stimme klang beinahe drohend. Täuschte mich die Akustik des Raumes? Ich schloß die Tür, und als ich mich wieder umwandte, hatte er eine kleine Deckenbeleuchtung eingeschaltet und saß mit einem zweiten Mann am Tisch. Das also war sein Partner, für den er immer das Essen aus der Mensa mitbrachte. Daß ich nicht gleich draufgekommen war, ich hatte ihn doch oft genug mit seinem Essen für zwei Personen die Mensa verlassen sehen. So einsam war er also nicht, wie ich mir auf Grund seiner Geschichte eingebildet hatte. Ich trat näher, wollte mich vorstellen und entschuldigen, daß ich so formlos eingedrungen war, als der zweite Mann sagte: »Ich begrüße Sie und bitte um vorurteilsfreie Prüfung der erreichten wissenschaftlichen Fakten. Versuch drei-eins-acht-sieben-zwei.«
Erschrocken blieb ich stehen und spürte, wie sich mir die Haare aufrichteten. Das war der fünfte Mann, der Geschmacksroboter von damals, alias Ordinarius Professor Hoffmeister! Ich kam mir richtig blöd vor, daß ich nicht gleich daraufgekommen war, als er mich aufforderte mitzukommen. Er hatte seine Geschichte in der Mensa noch nicht zu Ende gebracht.
Der Alte bemerkte mein Erschrecken nicht. Er begann zu essen und mit ihm gleichzeitig der Roboter. Drei Sekunden, nachdem er mit knackenden Manipulatoren etwas von den Speisen in den Mund geführt hatte, verkündete er das Ergebnis: »Bitter, Mandelpudding, angebrannt.«
    Der Alte lachte. »Kantinenessen, was erwarten Sie, mein Verehrter!«
Jetzt trank der Roboter

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