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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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wollen. Oder sind Sie so jung und idealistisch, dass Sie das noch nicht begriffen haben?«
    Ramirez errötete.

    »Hören Sie«, sagte sie. »Das war eben nicht böse gemeint. Aber ich habe schon so viele junge Idealisten erlebt, die in dieser Stadt zum Teufel gegangen sind. Und sie alle haben an das Gleiche geglaubt. Dass sie nur an die richtigen Medientypen herankommen, auf den richtigen Spinvideo-Kanälen senden, die richtigen Bücher publizieren müssen, und schon verschwinden auf magische Weise alle Ungerechtigkeiten des Systems. Nun, das ist aber leider nicht so. Das System ist so, wie es ist, weil die Leute es so haben wollen. Weil es für die meisten Menschen die meiste Zeit funktioniert. Zumindest für die meisten Menschen, die die Möglichkeit hätten, etwas dagegen zu unternehmen. «
    »Das ist ziemlich zynisch.«
    »Nur realistisch.«
    »Es ist außerdem ein guter Vorwand, um gar nichts zu tun.«
    »Sparen Sie sich die Predigt, Leo.« Li klopfte die Asche von ihrer Zigarette und sah zu, wie sie vom Wind davongetragen wurde. »Es steht Ihnen gar nicht. Und außerdem habe ich meine Verpflichtungen.«
    »Ich weiß, woher Sie kommen. Sie haben hart gearbeitet für das, was Sie erreicht haben. Sie wollen es nicht aufs Spiel setzen …«
    »Sie verstehen überhaupt nichts«, schnauzte sie.
    »Aber …«
    »Nichts aber. Ich habe mein Leben lang mit solchen reichen Kindern wie Ihnen zu tun gehabt. Sie kommen aus den Schlafsälen ihrer Universitäten oder aus Mamas Haus oder woher auch immer. Sie wiegeln die Leute auf, treiben es so weit, bis ein paar Bergleute erschossen werden, dann kaufen sie sich frei, bevor sie ernsthaft in Schwierigkeiten kommen, und kehren nach Hause und zu einem angenehmen Job in einem netten Büro zurück. Aber die Bergleute,
die wegen ihres kleinen Egotrips erschossen wurden, sind und bleiben tot. Und ihre Eltern und Kinder und Brüder und Schwestern müssen weiter Sauerstofftanks herumkarren, bis sie fünfzig sind.«
    »Tut mir leid, dass Sie das so sehen«, sagte Ramirez. Er schüttelte den Kopf, und etwas an dieser Bewegung machte auf Li einen seltsamen Eindruck. »Wissen Sie, dass im Trinidad die Arbeit wieder aufgenommen wurde?«, fragte er plötzlich.
    »Nein«, sagte Li, die diesmal wirklich überrascht war.
    »Ändert das nichts an Ihrer Meinung?«
    »Nein. War das alles, was Sie wollten, als Sie mich hier rausgezerrt haben, oder gibt es sonst noch etwas?«
    »Ja, allerdings.« Er lehnte sich gegen die Treppe der Feuerleiter und verschränkte die Arme. »Hören Sie zu. Neulich sind wir angesprochen worden. Ich will nicht sagen, von wem. Aber im Wesentlichen geht es darum, dass es Parteien gibt, die wissen wollen, woran Dr. Sharifi vor dem Feuer gearbeitet hat. Und diese Parteien wären bereit, die … äh, Maßnahmen zu unterstützen, die wir neulich besprochen haben. Finanziell und auch auf andere Weise.«
    »Ich nehme an, Sie reden über Andrej Korchow«, sagte Li. »Und, nein, ich bin nicht daran interessiert, mit ihm irgendetwas zu besprechen. Und mit Sicherheit nichts, was in TechComms Zuständigkeit fällt.«
    »Nicht einmal, wenn …«
    »Nicht einmal dann.«
    Ramirez zuckte die Schultern, fuhr plötzlich zusammen und fasste sich an den Hals. Und plötzlich begriff Li, was sie an seinen Bewegungsabläufen gestört hatte.
    Er ließ sich gerade eine neu installierte Schädelbuchse einwachsen. Der Sockel wurde von einem selbstklebenden Hautpflaster verdeckt, aber die Beule unter dem Pflaster
und die aufgedunsene, gereizte Haut rings um das frische Implantat waren nicht zu übersehen.
    »Ist das hauseigenes Equipment?«, fragte sie und deutete mit der Zigarette auf seinen Hals.
    »Ich weiß nicht, worüber Sie reden.«
    »Diese FreeNet-Buchsen sind auf den ersten Blick ein gutes Angebot, aber die Nebenwirkungen sind verheerend. Haben Sie schon einmal jemanden an einem Wet-Bug sterben sehen?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Nur dass ich an Ihrer Stelle nicht mit illegaler Technik herumspielen würde.« Sie drückte ihre Zigarette auf dem Geländer aus und schnippte sie auf den leeren Platz nebenan. »Und Sie können diesen Rat auch an Daahl weitergeben. Betrachten Sie’s als ein Geschenk.«
    »Wir müssten nichts selbst entwickeln, wenn der Sicherheitsrat kein Monopol auf den Stromraum hätte, nicht wahr?«
    »He, sehen Sie mich nicht so an, ich arbeite nur für die.«
    »Ach so, natürlich.« Ramirez spuckte die Worte schnell und hart heraus. »Nur eine brave, kleine

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