Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
Vom Netzwerk:
flackerte, strich sie mit den Fingern sacht über die Stühle, die Bücherregale, die Lehne eines Sofas. Li schauderte und hatte das Gefühl, als ob Bella ihre eigene Haut streichelte, keinen toten Stahl oder Zuchttankleder.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte Bella.
    Li setzte sich.
    Bella hielt vor dem schnittigen schwarzen Gehäuse von Haas’ Stromraum-Terminal inne. Sie warf einen Blick darauf, und ihr schwarzes Haar ergoss sich über ihre Schultern wie Wasser über eine Kohleader. Sie ließ einen Riegel aufschnappen, öffnete das Terminal und enthüllte ein dichtes Gespinst von Spintronik, das sich um glänzende Scherben von kommunikationstauglichem Bose-Einstein-Kondensat wickelte.
    Sie steckte einen blassen Finger in das Kabelgewirr und strich über die Kondensate. »Sie sind kalt«, sagte sie. »Nach der Formatierung sind sie immer kalt. Es ist schon seltsam. Unten im Bergwerk sprechen sie zu mir und niemandem sonst. Hier oben sprechen sie zu jedem … und für mich sind sie nur tote Steine.«
    Li schaute in die Innereien des Terminals und wartete ab, was Bella ihr sagen wollte.
    »Können Sie sie hören?«, fragte Bella. »Im Bergwerk, meine ich.«
    »Eigentlich nicht«, erwiderte Li. »Sie beschädigen nur meine Implantate, das ist alles.«

    »Für mich singen sie. Ich kenne nichts Größeres im Leben, als ihnen zuzuhören. Dafür wurde ich geschaffen. Auf eine Weise, wie es kein Mensch verstehen kann.«
    »Haben Sie das auch für Sharifi getan? Kristalle gesucht? «
    Statt zu antworten, beugte Li sich über das Ansibel und zog eine der durchsichtigen Kondensatscheiben heraus. Sie glitzerte im schwachen Licht. Bella hielt sie zwischen den Fingerspitzen hoch, schaute hindurch, und Li sah den blau-violetten Schimmer ihrer Augen gebrochen durch den Kristall.
    »Wissen Sie eigentlich, wie sie funktionieren?«, fragte Bella.
    Li zuckte die Achseln. »Ich weiß, was ich für meinen Einstellungstest lernen musste. Darüber hinaus … nun, wer weiß schon, wie sie wirklich funktionieren?«
    Bella schaute weg, ihre Augen beschattet von ihrem dunklen Haar. »Hannah wusste es. Sie wusste alles über die Kristalle.«
    »Bella«, fragte Li ganz ruhig, »was hat Hannah an dem Tag, als sie gestorben ist, im Bergwerk getan?«
    »Gearbeitet.«
    »Nein. Sie wollte dort unten jemanden treffen. Wer war es?«
    Bella griff in das Gewirr aus Chips und Drähten, um die Kristalle wieder einzusetzen. »Wenn ich mich daran erinnern würde … Glauben Sie nicht, dass ich es Ihnen schon gesagt hätte?« Aber ihr Gesicht war von Li abgewandt und lag im Dunkeln.
    »Ich versuche die Person zu fassen, die Hannah umgebracht hat, Bella. Ich brauche Ihre Hilfe. Ich brauche jede Hilfe, die ich bekommen kann.«
    Bella sah Li für einen Moment wortlos an, dann schritt sie durch die Kabine, kniete sich vor ihrem Stuhl zwischen
ihre Füße und legte ihre glatten, blassen Hände auf Lis Schenkel. »Ich möchte helfen«, flüsterte sie. »Das müssen Sie mir glauben. Ich würde alles tun, um Ihnen zu helfen.«
    Bellas Hände waren heiß, selbst durch den dicken Stoff von Lis Uniform. Li wusste, dass sie etwas Distanz wahren sollte, aber es war einfach zu verlockend, sich in den tiefen Sessel zurücksinken zu lassen.
    Aber darum ging es Bella nicht. Sie brauchte Hilfe. Sie suchte jemanden, der für sie Partei ergriff, ihr ein Freund war, so wie Sharifi ihr eine Freundin gewesen zu sein schien. Sie wollte nicht, dass Li nach Haas und wer weiß wie vielen anderen die Nächste war, die sie ausnutzte. Und die bloße Tatsache, dass sie offenbar meinte, ihr ein eindeutiges Angebot machen zu müssen, machte Li krank.
    Sie fasste Bella an den Händen und schob sie weg. Sie stemmte sich aus dem Sessel und ging um die kniende Frau herum. Bella machte keine Anstalten, sie aufzuhalten.
    »Haben Sie je mit Andrej Korchow zu tun gehabt?«, fragte Li, als sie weit genug auf Abstand gegangen war, um wieder klar denken zu können.
    Hinter Bellas Augen schien etwas aufzublitzen. »Mit wem?«
    »Korchow.«
    »Nein. Warum?«
    »Ich glaube, er hat Sharifi für Informationen über ihr Projekt bezahlt.«
    »Nein!« Bella fuhr hoch. »Das hätte Hannah nie getan. Sie machte sich nichts aus Geld.«
    »Für jemanden, der sich nichts aus Geld machte, hat sie eine Menge Zeit damit verbracht, Gelder aufzutreiben.«
    »Das musste sie tun. E-Papiere in die Drucker und Datenkuben in die Computer stecken. So hat sie es ausgedrückt. Aber es war ihr nicht wichtig.«

    »Was war ihr dann

Weitere Kostenlose Bücher