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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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heftig in die Bredouille gebracht, indem er einen Ball nach dem anderen wegdrosch, obwohl Hamdani alles gab, was er draufhatte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er einen dieser schnellen Bälle warf, die nicht schnell genug waren.
    »Wirf an die erste Base, du Idiot«, brummte Li. »Gib nicht einfach das Spiel ab.«

    Aber Hamdani würde es nicht tun. Er brachte es einfach nicht über sich, obwohl er mit jeder Zelle seines alternden Körpers wissen musste, dass er geschlagen war. Als er warf, wirkte er steifer und älter, als Li ihn je gesehen hatte. Der Ball verließ seine Hand einen Sekundenbruchteil zu früh und flog über die Homebase mitten in die Wurfzone.
    Der Kubaner sah es im selben Moment wie Li. Er riss die Augen auf. Er streckte die Arme aus. Sein breiter Rücken wandte sich der Kamera zu, als er den Ball anvisierte. Das Schlagholz krachte wie ein Gewehrschuss, und Li brauchte nicht das Jubeln der Menge zu hören, um zu wissen, dass es vorbei war.
    Die Wurfbewegung. Der Wurf. Es ist vorbei.
    Sie stand auf, steckte Korchows Karte in die Tasche und spürte die Blicke unsichtbarer Augen im Nacken. Dann ging sie in ihr Quartier zurück – langsam, vorsichtig, ausdruckslos.
     
    Am nächsten Morgen, vierhundertsechsundsiebzig Stunden nachdem die Rettungsmannschaft ihn im Trinidad Süd 12 gefunden hatte, erwachte James Reynold Dawes aus dem Koma und fing an zu reden.
    Sobald sie es erfuhr, setzte Li sich in den Shuttle nach Shantytown, um mit ihm zu reden. Als sie dort eintraf, standen Sharpe und Dawes’ Frau im Korridor vor dem Krankenzimmer und stritten sich mit zwei ABG-Wachleuten.
    »Wir haben Befehle«, sagte einer der beiden Wachmänner. »Niemand darf ihn besuchen, und mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.«
    Li lächelte kurz und hielt ihm ihre ID-Karte hin. »Ich glaube, seine Frau könnten wir wenigstens zu ihm reinlassen, oder?«, fragte sie.
    »Das hat man mir nicht gesagt.«

    »Von wem haben Sie Ihre Befehle? Von Haas? Rufen Sie ihn an. Aber einstweilen ist dieses Krankenhaus eine öffentliche Einrichtung. Die ABG finanziert vielleicht das Bergwerk und die Stadt, aber hier befinden wir uns im Zuständigkeitsbereich der planetaren Miliz. Was bedeutet, dass ich das Sagen habe, bis jemand eine Vollmacht der Miliz vorlegen kann.«
    »Danke«, sagte Sharpe, als Dawes’ Frau ins Zimmer schlüpfte.
    Li zuckte die Achseln. »Ich muss ja auch noch mit ihm sprechen.« Sie ließ Dawes einige Minuten mit seiner Frau, dann klopfte sie an die Tür.
    »Kommen Sie rein«, rief eine junge Männerstimme.
    Sie betrat das Zimmer und sah Dawes in einem hohen Bett zwischen billigen Viruflex-Vorhängen liegen. »Wie fühlen Sie sich?«, fragte sie.
    »Ziemlich gut. Den Umständen entsprechend.«
    »Gut genug, um ein paar Fragen zu beantworten?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Soll ich gehen?«, fragte seine Frau.
    »Nicht, wenn Sie nicht anderswo sein müssen.«
    »Na ja …« Das Paar wechselte einen Blick. Sie verließ das Zimmer, und Li hörte das scharfe Klacken ihrer Absätze, das sich durch den Korridor entfernte.
    »Also«, sagte Li, als sie mit Dawes allein war. »Ich nehme an, das war eine ziemlich harte Nummer, als Sie aufgewacht sind.«
    Er grinste. »Wie bei Dornröschen.«
    »Ich hoffe, Sie haben für Ihre Mühen wenigstens einen Kuss bekommen. Tut mir leid, wenn ich gestört habe.«
    Er lachte darüber, dann keuchte er und wurde blass. »Drei gebrochene Rippen«, sagte er. »Noch eine Woche, meinte der Arzt, und ich hätte mich nach dem Aufwachen nicht einmal mehr daran erinnert.«

    »Nun ja, Sie wissen doch, wie man so schön sagt: Wenn’s kommt, dann kommt’s ganz dicke.«
    »Auwei!«
    »Tut mir leid«, sagte Li. »Erinnern Sie sich an etwas?«
    Sein Gesicht verdüsterte sich. »Woran zum Beispiel?«
    »Das müssen Sie mir sagen.«
    Er sah sie zweifelnd an. »Sie sind nicht von der ABG wie der Typ vorhin?«
    »Welcher Typ?«
    »Der Kerl, den sie mir vorhin runtergeschickt haben. Er wollte unbedingt, dass ich sage, ich sei ausgerutscht, habe mir den Kopf angeschlagen und erinnere mich an nichts.«
    »Und stimmt das? Ich meine, dass Sie sich den Kopf angeschlagen haben?«
    »Die Ärzte haben nichts dergleichen festgestellt.«
    »Und erinnern Sie sich an etwas?«
    Wieder überflog ein Schatten sein Gesicht.
    »Wollen Sie nicht darüber reden?«
    »Doch! Doch, ich will darüber reden. Ich … Ich bin mir bloß nicht sicher, was es war.«
    »Was glauben Sie denn, was es war?«
    »Keine Ahnung«, sagte er

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