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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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erwarten Sie?«, fragte Li und stellte amüsiert fest, dass sie das wiederholte, was sie vor ein paar Wochen von Haas gehört hatte. »Versprechungen?«
    Unter seinen Sommersprossen errötete McCuen. »Das habe ich nicht gemeint. Es geht nur darum … Der Krieg hat vielen Kolonisten eine Gelegenheit gegeben, sich zu bewähren. Leuten wie Ihnen. Leuten, denen man in Friedenszeiten nie ein Kommando anvertraut hätte. Das ist jetzt vorbei. Und in der Heimat ist es noch schlimmer geworden. Die multiplanetaren Konzerne machen inzwischen Geschäfte mit den Syndikaten und verschachern die wenigen Jobs, die es auf Compsons Planet für Einheimische noch gab. Es gibt auf der südlichen Halbkugel bereits Bergwerke, wo D-Klasse-Konstrukte unter Tage arbeiten. Als Ersatz für Bergleute. Mein Vater sagt mir immer wieder, dass ich zu Hause bleiben und den Laden führen soll, aber hat das noch Zukunft? Wenn die multiplanetaren Konzerne begriffen haben, dass sie die Arbeitskraft der Syndikate nutzen können, sind die Unabhängigen und Schwarzhändler am Ende. Und wenn es keinen Schwarzmarkt mehr gibt, ist hier auch kein UN-Geld mehr im Umlauf. Und ohne UN-Dollars müssen wir uns mit den Berechtigungsscheinen der Firma begnügen, und das bedeutet, dass die firmeneigenen Läden auch noch das Letzte
aus uns herauspressen können. Wenn das alles so weitergeht, gibt es irgendwann nur noch die im Ring ansässigen Multis und die Syndikate, und das war’s dann. Nichts übrig für den kleinen Mann außer ein paar Regierungsposten. Wenn man einen bekommt.«
    »Es arbeiten tatsächlich D-Klasse-Konstrukte in den Bose-Einstein-Lagerstätten?«, fragte Li. Sie hatte noch nie davon gehört und konnte sich nicht vorstellen, dass TechComm das zulassen würde.
    »Sie arbeiten überall«, sagte McCuen. »Wo Sie wollen. Warum sollte man einen normalen Arbeiter einstellen, wenn man einen 30-Jahre-Vertrag unterschreiben kann und dafür jemanden bekommt, der genetisch darauf konditioniert ist, die Arbeit umsonst zu erledigen und jederzeit durch einen anderen Klon ersetzt werden kann, wenn er krank ist oder Ärger macht?«
    Ja, warum eigentlich?, dachte Li.
    »He«, sagte McCuen. »Entschuldigen Sie mein Gemecker. Hätten Sie Lust, heute Abend mit einigen Jungs von der Tagschicht zu essen? Und zusammen ein paar Spiele anschauen?«
    »Geht nicht.« Li grinste. »Ich habe eine heiße Verabredung. «
    McCuen sah sie an und biss sich auf die Lippe.
    »Was soll das bedeuten?«, fragte Li.
    »Nun ja … treffen Sie sich etwa mit Bella?«
    »Wie bitte?«
    »Wissen Sie, es ist eine kleine Station. Gerüchte machen schnell die Runde.«
    »Nun, in diesem Fall sind sie unbegründet. Was immer sie behaupten.«
    »Gut«, sagte McCuen. Er schien noch etwas hinzufügen zu wollen, ließ es aber. »Ich möchte nur nicht, dass man Sie verletzt«, sagte er schließlich.

    Li wollte noch fragen, wer sie seiner Meinung nach verletzen könnte, aber in diesem Moment kam Kintz mit seinem üblichen Tross von Kumpanen in die Sporthalle.
    »Morgen«, sagte er zu Brian. »Kriegen Sie ein bisschen Privatunterricht?«
    McCuen wurde rot, was Kintz wohl auch beabsichtigt hatte, und Li knurrte innerlich; McCuen würde niemals eine Grundschulklasse, geschweige denn eine Gefechtstruppe befehligen, wenn er es nicht lernte, solche Schwachköpfe abblitzen zu lassen.
    »Fühlen Sie sich vernachlässigt?«, fragte sie Kintz mit einem bissigen Unterton. »Da kann ich helfen.« Und binnen einer Minute hatten die anderen ihre Winks mit dem Zaunpfahl begriffen und begaben sich an die Trainingsgeräte, während sie und Kintz sich auf der Übungsmatte, die am weitesten von der Tür entfernt war, gegenseitig aufs Kreuz legten.
    Kintz bewegte sich schnell und präzise, und selbst mit ausgeschalteten Implantaten hatte er die leichtfüßige Gewandtheit eines Profis. Normalerweise wäre es ein reines Vergnügen gewesen, einem ebenbürtigen Gegner gegenüberzustehen. Aber Kintz hatte etwas an sich, das Li vor einem Nahkampf zurückscheuen ließ. Sie wollte ihn nicht einmal berühren.
    Sie fand ihren Rhythmus, sondierte ihren Gegner, suchte nach jeder Schwäche, die sie gegen ihn ausnutzen konnte. Kintz war gut. Weit besser als jeder andere auf der Station. Aber er war nicht so gut, wie er sich selbst einschätzte, und diese Spur von Selbstgefälligkeit verschaffte Li einen Vorteil, der ihn unter anderen Umständen das Leben gekostet hätte.
    Sie scheuchte ihn über die Matte, behielt weiter seine

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