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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Beinarbeit im Auge und ließ ihn glauben, dass er ein paar Treffer gelandet hatte. Angesichts seiner Reichweite war
es ein notwendiges Opfer, aber bei jedem Schlag, der sie traf, bereute Li die Pfunde, die sie seit Metz verloren hatte – Pfunde, die ihre Rippen geschont und es ihr ermöglicht hätten, ihn zurückzustoßen, wenn er ihr zu nahe kam.
    Aber mit der Zeit fiel ihr etwas auf, das sie gegen ihn verwenden konnte. Kintz schlug bevorzugt mit der Rechten zu, und seine Beinarbeit war besonders ungeschickt, wenn sie ihn nach links zurückstieß. Der Trick bestand natürlich darin, diese Schwäche auszunutzen, ohne ihn darauf aufmerksam zu machen. Und um das zu erreichen, musste sie außerhalb seiner Reichweite bleiben, ihn in Bewegung halten, ab und zu ein Manöver einstreuen. Und natürlich diese fiesen Schläge einstecken.
    Sie lockte ihn in die Mitte der Matte und tanzte um ihn herum. Er landete einen Tritt, verfehlte zwar ihr Knie, brachte sie aber für einen Moment aus dem Gleichgewicht. Gerade lang genug, dass er nachsetzen konnte.
    Sie rangen miteinander, versuchten beide, einen entscheidenden Griff anzusetzen. Er hatte sie in einer ungünstigen Position erwischt, und sie spürte, dass er sie besser zu fassen bekam und einen Würgegriff versuchte. Sie setzte einen Fuß auf, grunzte vor Anstrengung, drückte sich mit der unverletzten Schulter gegen ihn und warf ihn zu Boden.
    Das Aufblitzen von Zorn in seinen Augen war nicht zu übersehen, aber er fand sein Gleichgewicht und seine arrogante Haltung schnell wieder.
    »Netter Trick«, sagte er. »Sieht so aus, als hätten Sie sich nicht bloß nach oben geschlafen.«
    »Das würden Sie wohl gern wissen«, erwiderte Li und widerstand der Versuchung, ihm auf die Finger zu treten.
    Angelockt von Kintz’ dumpfem Aufprall auf der Matte, waren McCuen und die anderen herübergekommen. »Wenn Sie meinen, dass man sich das hier anschauen sollte, haben
Sie noch viel zu lernen«, sagte Li zu ihnen, und sie zogen sich mit verlegenen Gesichtern wieder zurück.
    Kintz schob sie jetzt vor sich her. Während des ersten Abtastens hatte er ihr Gewicht und ihr Gleichgewichtsgefühl getestet; jetzt ging er mit dem wilden Instinkt eines Straßenkämpfers auf ihren schwachen Arm los. Allmählich ging ihm aber die Luft aus. Jedes Mal, wenn er Atem holte, hörte sie ein leises Pfeifen. Das sollte ich ausnutzen, dachte sie, duckte sich unter seine Deckung hinweg und wagte einen riskanten Angriff.
    Vor fünf Jahren hätte es funktioniert. Aber sie war nicht mehr so schnell wie vor fünf Jahren. Er erwischte sie mit einem Schlag an der Hüfte, der sie zurückstolpern ließ, und in diesem Sekundenbruchteil des Zögerns war er über ihr. Er griff nach ihrem verletzten Arm, und sie versuchte alles, um sich ihm zu entziehen. Als die Aktion beendet war, hatte er ihren Hals im Würgegriff.
    Als er den Mund aufmachte, klang seine Stimme von der Anstrengung so verzerrt, dass sie die Laute anfangs gar nicht als Worte erkannte. Dann verstand sie ihn und spürte, wie ein kalter Adrenalinschub sie durchfuhr.
    »Ich könnte Ihnen jetzt den Hals brechen«, sagte er. »Wer könnte nachweisen, dass es etwas anderes als ein Unfall war? Ich könnte behaupten, dass Sie ohne Sicherheitsvorkehrungen kämpfen wollten und einfach Pech hatten.«
    Sie versuchte ihre Hände unter seinem Arm hervorzuziehen und den Druck auf ihren Hals zu lockern, aber er spannte nur einmal kurz die Muskeln an, und sie gab auf.
    »Sie halten sich wohl für etwas ganz Besonderes, was?«, flüsterte er. »Sie meinen wohl, Sie können einfach so reinmarschieren und die Leute rumscheuchen? Sie glauben wohl, wir fallen alle vor Ihnen auf die Knie? Recht so, Major? Was immer Sie wollen, Major?«

    Li beugte die Knie, versuchte Kintz’ Körperschwerpunkt zu erspüren, wagte einen Versuch und schaffte es noch einmal, ihn zu Boden zu werfen.
    »Verpissen Sie sich, Kintz. Sie und Haas. Sie sind doch sein Laufbursche, nicht?«
    Kintz wischte sich den Mund ab, und seine Hand färbte sich rot. »Wie wollen Sie das beweisen?«, fragte er. Dann war er wieder auf den Beinen, und der Kampf ging weiter.
    Sie kam nie dahinter, wie er sie das nächste Mal überlistete, aber plötzlich hatte er sie im Griff. Seine rechte Hand schnellte nach vorn und erwischte sie unter dem Kiefer. Mit der Linken verdrehte er ihren verletzten Arm so derb auf den Rücken, dass sie Keramstahl über Knorpel kratzen und quietschen hörte. Er hob sie ein Stück an, sodass

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