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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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ihn die Toilette hinunter.

    Als sie in den Vorraum zurückging, hatten sich drei einigermaßen hübsche Mädchen in der Nähe von Korchows Kontaktmann an die Bar gesetzt und beäugten ihn wie Krähen, die sich über ein besonders frisches Stück Aas hermachen wollten. Li setzte sich auf den Platz neben ihm, bevor die Mädchen sich an ihn heranpirschen konnten.
    »Wie heißen Sie?«, fragte sie. Als sie sprach, konnte sie die missgünstigen Blicke dreier Augenpaare wie Virustahlklingen im Rücken spüren.
    Korchows Kontaktmann wandte ihr zwei traurige, samtbraune Augen zu und antwortete so ernst, als habe sie eine Frage gestellt, von der das Schicksal der bewohnten Welten abhing. »Arkady«, sagte er. »Freut mich, Sie kennenzulernen. « Er hatte die gleiche etwas förmliche Redeweise wie Bella, die gleiche Ausstrahlung, als hielte er das Leben für eine ernste und heikle Angelegenheit, über die man nicht lachen sollte.
    »Geben Sie mir einen aus?«, fragte Li.
    Sie machten den üblichen Smalltalk. Als die Biere gebracht wurden, wieder warm, wieder schal, tranken sie gemeinsam. Arkady nippte an seinem Glas mit einer skeptisch gerunzelten Stirn, was auf Li den Eindruck machte, als trinke er nur selten etwas.
    »Und?«, fragte er schließlich.
    Li schaute sich um. »Sie verlangen viel von mir.«
    »Tatsächlich?«
    »Vielleicht zu viel.«
    Er machte eine Pause und berührte noch einmal mit den Lippen sein Bier. »Aber vielleicht«, sagte er, »haben Sie einen Freund, der helfen könnte?«
    Einen Freund. Er meinte Cohen. »Vielleicht.«
    »Haben Sie ihn gefragt?«
    »Noch nicht.«

    Arkadys schönes Gesicht erstarrte für einen Moment, und Li sah, was sie schon hätte vermuten müssen – was Cohen ihr zu sagen versucht hatte. Es ging hier nicht um sie. Oder zumindest nicht ausschließlich um sie. Korchow und seine Komplizen brauchten Cohen. Li und ihr schmutziges kleines Geheimnis waren nur der Köder gewesen, um ihn anzulocken.
    »Wir würden seine Hilfe natürlich sehr zu schätzen wissen«, sagte Arkady, »und es ist in sich eine lohnende Aufgabe. «
    »Das reicht nicht …«, wollte Li sagen, verstummte aber plötzlich.
    Es ist in sich eine lohnende Aufgabe. Und was hatte Korchow ihr gesagt? Sie werden einen kleinen chirurgischen Eingriff über sich ergehen lassen müssen.
    Sie wollten Cohen ein funktionsfähiges Intraface zur Verfügung stellen. Und am anderen Ende würde Li hängen.
    Sie schauderte. »Ich werde Ihr Angebot weitergeben«, sagte sie, um nicht über diesen Moment hinauszudenken. »Wie kann ich Ihnen eine Antwort zukommen lassen?«
    »Das ist nicht nötig. Sie müssen einfach nur übermorgen im Shuttle nach Helena sitzen.«
    »Und dann?«
    »Mehr brauchen Sie nicht zu wissen.«
    »Schön«, sagte sie und wollte aufstehen, aber Arkady legte ihr eine Hand auf den Arm.
    »Sie haben mir immer noch nicht gesagt, was Sie wollen. «
    »Mein Leben zurück«, schnauzte sie und konnte nicht mehr verhindern, dass ihre Stimme gereizt klang.
    »Vielleicht haben Sie Interesse an dem, was wir Ihrem Vorgänger geben wollten?«
    Li drehte sich langsam um. »Meinen Sie Voyt?« Aber sie hatte die Frage kaum ausgesprochen, da wusste sie, dass
er Sharifi meinte. Korchow hatte Sharifi bezahlt, nicht erpresst. Und Sharifi hatte ihm die Informationen verkauft, die er wollte – die Informationen, die alle wollten. Sie hatte ihm die fehlenden Datensätze versprochen. »Was hat Sharifi denn verlangt?«, fragte sie beiläufig.
    »Nicht was. Wen.«
    Li drehte sich der Magen um, und eine schwindelerregende Übelkeit machte ihr zu schaffen. Natürlich hatte Sharifi nicht das Geld gehabt, um Bella aus ihrem Vertrag freizukaufen. Sie hatte ein Tauschgeschäft gemacht; sie hatte etwas eingetauscht, das den Syndikaten sehr viel wichtiger war als ein einziges B-Klasse-Konstrukt. Sharifi hatte die Bose-Einstein-Technologie verkauft und damit alle Sicherheitsspielräume übertreten, die sie sich im Laufe ihrer langen und produktiven Karriere erarbeitet hatte. Sie hatte das Gesetz gegen Aufwieglung und Spionage mit Füßen getreten, die UN verraten und jeden, dessen Überleben von der UN abhing.
    Und das alles für Bella.
     
    Auf der Straße stritten sich drei Männer, als Li in die Arkade hinaustrat. Es ging offenbar um einen Hund. Zwei von ihnen sahen wie Brüder aus. Der dritte war ein kleiner, müder Mann, der im grellen Halogenlicht zerbeult und kränklich wirkte.
    Aus den Augenwinkeln sah Li ein dünnes Mädchen, das

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