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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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überschüssiges CO 2 in den Weltraum ab und trieb die Motoren an, die die langen Libellenflügel der Solarsegel steuerten. Luft, Wärme und lebenserhaltende Energie wurden alle von einem System geliefert. Und der Treibstoff, der dieses System antrieb, war jederzeit kostenlos vorhanden: der leere Raum selbst.
    Der Druckunterschied zwischen der äußeren Leere und der Atmosphäre aus atembarer Luft im Inneren saugte frisch mit Sauerstoff angereicherte Luft durch die Station, bis in die fernen Kaltlagerblasen, deren Lagerroboter keinen Sauerstoff benötigten und kein CO 2 absonderten. Wenn die CO 2 -haltige Luft innerhalb der lebenserhaltenden Blase das Ende ihrer Reise erreichte, strömte sie durch Ventile ins schwache Vakuum der Außenblase der Station, eine zweite Haut, die für Isolation und Schutz gegen Strahlung sorgte und damit die lebenserhaltenden Bereiche der inneren Blase vor dem harten Vakuum hinter den Aussichtsluken schützte.
    Die zurückgeführte Luft in der äußeren Blase erfüllte drei Funktionen. Erstens legte sie ein abgeschlossenes Teilvakuum um die lebenserhaltende Blase – eine Sicherheitsvorkehrung, die bei UN-Stationen so weit verbreitet war, dass man die verheerenden Luftdurchbrüche der Kolonialzeit fast vergessen hatte, an die heute nur noch traurige kleine Ansammlungen von Trümmern in den Umlaufbahnen vieler entlegener Planeten erinnerten. Zweitens trieb der Strom verbrauchter Luft, der durch die Türmchen an der Außenseite geleitet wurde, die großen Turbinen
an, die die Solaranlagen steuerten. Drittens wirkten die Ventiltürme als eine letzte Verteidigungslinie gegen die parasitäre Plage, die alle geschlossenen Systeme, Orbitstationen und Siedlungsbiosphären gleichermaßen heimsuchte: Schimmel.
    Der Schimmel gedieh in der recycelten, feuchten Luft der Orbitstationen prächtig, und ein ungebremster Befall konnte eine Station binnen weniger Monate unbewohnbar machen. Einige Epidemien – und jede Station mit einer gewissen Geschichte hatte schon ein paar davon erlebt – waren so widerstandsfähig, dass den Verantwortlichen nichts anderes übrig blieb, als die Station zu evakuieren, die Atmosphäre abzupumpen und den O/CO 2 -Kreislauf mit frischer Flora neu aufzubauen. Albas Belüftungstürme waren unter diesem Aspekt entworfen worden. Jedes Türmchen verfügte über eine innere und eine äußere Belüftungsöffnung. Die äußere öffnete sich in den ungenutzten Raum um den Außenrand der Station. Die innere öffnete sich in die riesigen Algenbecken, die frischen Sauerstoff produzierten. Sollte ein Schimmelbefall sich nicht mehr eindämmen lassen, konnten die Stationstechniker die inneren wie die äußeren Ventile öffnen und Algen, Luft, Kondensation und Schimmel in den offenen Weltraum abpumpen.
    Was Lis Soldatenaugen sofort erkannt hatten, war die Tatsache, dass das Notbelüftungssystem im Grunde eine Luftschleuse war. Das innere Ventil isolierte die lebenserhaltenden Bereiche vom schwachen Vakuum der äußeren Blase; das äußere Ventil schirmte gegen die Leere außerhalb der Station ab. Im Normalbetrieb öffnete man die äußeren Ventile nur, wenn Energie für die Turbinen benötigt wurde. Wenn es aber gelang, für einen kurzen Moment ein inneres Ventil zu öffnen, während das äußere geschlossen war, würde auf den Stationsmonitoren nur ein
kaum merklicher Druckabfall registriert werden, wenn ein paar Kubikmeter Luft in das geöffnete Türmchen strömten. Und wem es am Ende der letzten Betriebsphase gelungen war, sich durch die Turbinenarme zu zwängen und in den Schacht zu gelangen, konnte einfach das Gehrungsventil aufdrücken und in die innere Blase der Station eindringen.
    Falls sie klein genug war, um sich durch das Ventil zu zwängen. Falls sie in den wenigen Minuten zwischen den Belüftungszyklen schnell genug durch das Türmchen kletterte. Falls sie stark genug war, das innere Ventil gegen 1 g Rotationsschwerkraft aufzudrücken und sich selbst durchzuziehen.
    Aber all das traute sich Li durchaus zu.
    Es war ein riskanter Einstieg. Aber wenn es klappte, würde Li unbemerkt in die Station gelangen und hätte bereits die bemannten Checkpoints hinter sich, die die streng gesicherten Labors von den frei zugänglichen Bereichen der Station trennten.
    Korchows Kontaktmann auf der Station würde die innere Luke für sie öffnen. Dieser Teil des Plans behagte Li am wenigsten. Er war mit einem großen Risiko menschlichen Versagens verbunden. Er legte ihr Leben in die Hände

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