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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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hochgewachsene Gestalt erschien in der Luftschleuse hinter ihm, das Gesicht im Schatten der Sonnenstrahlen, die durch die streifigen, geodätischen Elemente drangen. Ramirez.
    Aber er wirkte geschmeidiger, glatter, feingliedriger. Er hatte sich bisher nie mit dieser traumwandlerischen, wie auf Eierschalen balancierenden Eleganz bewegt. Seine Augen hatten nie mit diesem kalten Feuer geglüht, das jetzt hinter ihnen brannte.

    Er beugte sich über Li und berührte einen Fleck aus getrocknetem Blut an ihrem Mundwinkel. »Catherine«, sagte er. »Alles in Ordnung? Wenn ich befürchtet hätte, dass es so abenteuerlich wird, hätte ich dich auf eine andere Weise herbringen lassen.«
    »Cohen«, flüsterte sie und wusste nicht, wie sie ihn fragen sollte, was hier vorging.
    Ramirez war so viel größer als Li, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm in die Augen zu sehen. Es war ihr unangenehm. Sie war daran gewöhnt, dass sie Cohen auf Augenhöhe begegnete und ihm körperlich überlegen war – eine Überlegenheit, die ihr sehr wichtig war, wie sie jetzt begriff, obwohl sie für ihn völlig bedeutungslos war.
    »Sie wollten ihn aus der Sache raushalten«, sagte Korchow zu Daahl und Cartwright.
    Daahl zuckte die Achseln. »Die EBKL ist an uns herangetreten. «
    »Die EBKL!« Korchow spuckte das Wort aus wie einen Fluch.
    »Gott wirkt durch die unwahrscheinlichsten Hände«, sagte Cartwright.
    »Ach, zum Teufel«, schnauzte Korchow. »Was haben die KIs Ihnen versprochen?«
    »Ein planetares Netzwerk«, antwortete Daahl. »Unter Aufsicht der Gewerkschaft.«
    »Dann haben sie gelogen. Das können sie Ihnen mit Sicherheit nicht liefern.«
    »Das haben sie aber schon«, sagte Cohen. »Jedenfalls die Anfänge. Was glauben Sie, wie mein Overlay zustande kommt?«
    »Ich habe Sie angeheuert, um einen Job zu erledigen«, sagte Korchow zu Cohen. »Was Sie hier machen, ist etwas anderes.«

    Cohen machte eine ungeduldige Geste, eine flüssige Handbewegung, die so charakteristisch für ihn war, dass es Li den Atem verschlug. »Ich werde Ihren kleinen Job schon erledigen, Korchow. Aber nicht über Ihre Netzwerke. Ich habe drei Jahrhunderte gebraucht, um dafür zu sorgen, dass niemand diese Macht über mich hat. Und ich habe nicht vor, Ihnen diese Macht zu geben.«
    »Und warum wenden Sie sich an die?« Korchow riss Bellas Kopf in Richtung von Daahl und Cartwright herum. »Und erzählen Sie mir nicht, dass es selbstloses Interesse an der Sache ist. Oder sind diese Typen in dieser Woche Ihre Lieblingsterroristen?«
    Cohen knetete Ramirez’ große Hände, bis Li die Knöchel knacken hörte. »Sie hatten, was ich brauchte«, sagte er. »Eine Emergente vor Ort, mit Bose-Einstein-Kapazität.«
    Korchow zuckte zusammen.
    »Ja.« Cohen lächelte. »Die Feld-KI.«
    »Wie …«
    »Ich weiß es nicht. Aber wer oder was auch immer die Feld-KI benutzt … Cartwright behauptet, dass er mit ihm sprechen kann. Dass er es kontrollieren kann.«
    »Und darauf wollen Sie sich verlassen?«
    »Es ist mir lieber, als mich auf Sie zu verlassen.«
    »Warum?«, fragte Korchow und wandte sich Daahl zu. »Wozu das Ganze? Warum er?«
    Daahl zuckte die Achseln. »Es ist nicht sonderlich kompliziert, Korchow. Wir halten nicht viel davon, uns von der UN abzuwenden und den Syndikaten gleich in die Arme zu laufen. Wir wollen Compsons Planet im Interesse der Einheimischen, der Bergleute verwalten. Und dazu benötigen wir ein planetares Netzwerk, das wir kontrollieren. Wir brauchen Zugriff auf den Stromraum, auf Freetown und Freenet, ohne über die UN-Relais gehen zu müssen, ohne von der Gnade des Sicherheitsrats
und der multiplanetaren Unternehmen abhängig zu sein. Und wir brauchen ein intaktes Bose-Einstein-Relais in unserem Netzwerk. Und das kann uns nur die EBKL bieten.«
    »Kommen Sie, Korchow«, sagte Cohen. »Wir können gemeinsam einiges auf die Beine stellen. Eine Bresche für Freiheit und planetare Selbstbestimmung schlagen. Schließlich muss man doch einmal im Leben auch etwas auf die Habenseite seines persönlichen Kontobuchs schreiben können.«
    »Unser Geschäft hat sich also erledigt?«, fragte Korchow, kreidebleich vor Wut.
    »Aber nicht doch«, erwiderte Cohen und lächelte strahlend. »Nur der Preis ist gestiegen.«

Feld-Array, Bernards Stern: 28.10.48.
    S ie sprangen nach Alba in einem Starling des Knowles-Syndikats, einem schnittigen Schiff mit Schwalbenflügeln, dessen Kabine man bis auf die Verbundkeramikstreben ausgeweidet und neu

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