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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Korchow erpresste, Befehle zu erteilen.
    »Sie sind der Chef«, sagte Li. Sie hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst. Stattdessen drückte sie die Flasche, die sie trug, in das Klemmfeld an der Wand, stieß sich ab,
blieb mitten in der Luft schweben und stabilisierte ihre Haltung mit ausgestreckten Armen. »Null, zwei, zwanzig, null, vier, ich springe aufs Schiff«, wiederholte sie. »Null, zwei, dreiundzwanzig, null, acht, ich lande auf der Station und wende mich den Türmen zu.«
    »In welcher Richtung befinden sie sich?«, fragte Cohen.
    »Im Osten«, sagte Li; im Jargon der Raumfahrer bezeichnete man damit die subjektive Richtung, die einen in die Rotationsrichtung der Station brachte, auf den Planetenaufgang zu.
    »Das reicht nicht. Dort, wo du auf die Station aufsetzt, kannst du den Planetenaufgang möglicherweise nicht sehen.«
    »Na gut, vielleicht kann ich ihn nicht sehen, aber ich kann ihn fühlen.«
    »Das innere Ohr kann dich täuschen.«
    »Meinetwegen.« Sie zuckte die Achseln. »Um 02:49 erreiche ich das Ventil.« Sie hatte sich jetzt ganz in den geplanten Ablauf vertieft, arbeitete sich mithilfe ihrer Implantate durch den Plan der Station, berücksichtigte die planmäßigen Touren der Wachleute, durchdachte ihre Vorgehensweise. »Der Belüftungszyklus beginnt um 02:50. Um 02:51 werden die Turbinen ausgeschaltet, und ich schlüpfe durch die äußere Luke. Um 03:00 beginnt der nächste Zyklus. Das verschafft mir eine Minute, um meinen Anzug und die Ausrüstung zu verstecken, und neun Minuten zum Klettern.«
    »Reicht die Zeit?«, fragte Arkady nervös.
    »Sie reicht«, sagte Cohen. Sein Ton – sofern ein Schiffscomputer überhaupt unterschiedliche Töne anschlagen konnte – deutete an, dass die Zeit nur dann nicht reichen würde, wenn das Zahnrädchen namens Li nicht richtig funktionierte.
    Li schloss die Augen, zum Teil, um sich den Lageplan des Belüftungssystems zu vergegenwärtigen, zum Teil
auch, um ein Hier und Jetzt auszuschließen, das kaum geeignet war, ihre Selbstsicherheit zu stärken. »Ich müsste den Durchlass zur Hydrokultur spätestens um 02:59:30 erreichen. Um 03:00:00 beginnt der nächste Zwei-Minuten-Zyklus, also …«
    »Korchows Kontaktmann wird die innere Gehrungsklappe um genau 02:59:30 öffnen. Sie ist so eingestellt, dass sie bis zum Beginn des nächsten Zyklus geöffnet bleibt. Damit hast du dreißig Sekunden, was mehr als genug sein dürfte.«
    »Sofern er sie wirklich öffnet.«
    »Das wird er.« Arkady warf ihr einen düsteren, ernsten Blick zu. »Das verspreche ich.«
    »Danke«, sagte Li und spürte einen Kloß in der Kehle, der ihr peinlich war. Wie hatte sie es nur so weit kommen lassen? Über die Außenhülle einer Station mit voller Rotationsschwerkraft klettern. Durch einen Turbinenschacht klettern und wie eine Ratte in einem verstopften Loch zu sitzen, bis ein Verräter ihr den Zugang zu einer Station öffnete, die sie auch ganz offen hätte betreten können, wäre sie nicht auf einer verräterischen Mission gewesen. Sie überlegte, ob sie einen Rückzieher machen sollte. Aber dafür war es zu spät. Sie befand sich auf Korchows Schiff, mit Korchows Piloten an der Steuerung, der alle Munition unter Verschluss hielt. Sie würde heute Abend auf jeden Fall durch diese Luftschleuse gehen, so oder so.
    Wenn sie sich auf Cohen verlassen könnte – wirklich auf ihn verlassen könnte –, wäre es vielleicht noch nicht zu spät. Aber es wäre verrückt, auf ihn zu bauen. Es war besser, sie riskierte etwas, von dem sie wusste, dass sie es bewältigen konnte, wenn all die kleinen Unabwägbarkeiten sich zu ihren Ungunsten entwickelten. Es war besser, sie beruhigte ihre Nerven, zerbrach sich nicht mehr den Kopf
über Dinge, die sie nicht ändern konnte, und machte sich bereit für einen Spaziergang bei Sternenlicht.
    »Also?«, fragte der Fremde, der Cohen war. »Was hast du vergessen?«
    Li seufzte, stieß sich vom Boden ab und kam hoch unter dem gewölbten Schott des Starling zur Ruhe. »Nichts. Ich werde schon nicht vergessen, mich einzuhaken, bevor sich das innere Ventil öffnet. Ich bin doch keine Idiotin.«
    »Du hast selbst darauf bestanden, dich auf dein Wet-RAM zu beschränken«, beharrte der Pseudo-Cohen. »Du wirst siebenundzwanzig Minuten offline sein. Jede Gedächtnislücke würde einen fatalen Synchronisationsfehler zur Folge haben.«
    Li machte einen Überschlag, sodass sie mit den Füßen an der Decke hing. Sie sah Arkady an, auf Augenhöhe, aber auf

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