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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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sauerstoffangereicherter Salzlösung gefüllt waren. Sie stellte sich vor, dass sie die Smart Bugs spüren konnte, die durch ihre Organe und Membranen schwärmten, obwohl sie natürlich wusste, dass sie es nicht konnte.
    Zum ersten Mal seit dem Einsatz auf Metz war ihr Arm frei von Schmerzen, aber an ihre Stelle war ein neuer Schmerz getreten. Er strahlte vom hinteren Teil ihres Gehirns aus und zuckte heiß durch ihre Augen und Schläfen.
    Das Intraface.
    Sie hatte verschwommene Erinnerungen an Cohen, als er ihr den Eingriff und die Risiken erklärte, aber sie hatte ihm keine große Aufmerksamkeit gewidmet. Es war ein Hardware-Upgrade. Eine routinemäßige Wartung. Man verließ sich darauf, dass die Techniker kein kostspieliges Stück Technik beschädigten, und hoffte, dass sie einen länger betäubten, als der Schmerz anhielt. Wenn man es nicht dabei beließ und nachzudenken anfing, entwickelte man schnell eine Phobie gegen Wetware, die das Ende der Karriere bedeuten konnte.
    Sie verlor mehrmals das Bewusstsein und erwachte wieder, bevor sie wirklich wieder zu sich kam. Irgendwann ging das Licht an. Jemand in einem abgenutzten Anzug schaute auf sie hinunter und unterhielt sich mit jemandem,
den sie nicht sehen konnte. Sie versuchte zu fragen, wo sie war, aber ihre Lungen waren voller Salzlösung. Später stieß etwas gegen sie, Wasser spritzte, und sie spürte die beißende Kälte von Luft auf ihrer Haut. Dann ein Gefühl, als würde sie unter helles Licht gerollt, in Decken gehüllt, und eine gnädige Stille trat ein.
     
    »Catherine«, sagte Bella und fasste Li an den tropfenden Händen. »Bist du wieder bei uns?«
    Allerdings steckte nicht Bella hinter diesen violetten Augen. Bella hatte sie nie so angesehen. Es war Cohen. Wo waren sie hier? Was war auf Alba passiert? Erinnerte sie sich überhaupt noch daran?
    »Shantytown«, beantwortete Cohen ihre unausgesprochene Frage. »In Daahls Unterschlupf. Arkady und ich haben es geschafft, dich einzufangen, nachdem du dich rausgesprengt hattest. Das war, äh, charakteristisch grob von dir. Und sehr eindrucksvoll.«
    »Wie lang … wie lang war ich drin?«
    »Fünf Tage.« Er legte eine Hand an ihre Stirn und strich ihr Haar zurück. »Du hast geträumt. Erinnerst du dich?«
    Sie schüttelte den Kopf. Ihr Schädel summte, brummte, dämpfte seine Worte.
    »Von einem Mann. Dunkel. Dünn. Er hatte eine blaue Narbe im Gesicht.« Cohen fuhr mit einem Finger über Bellas glatte Wange.
    »Mein Vater«, sagte Li.
    »Du hast deinen Vater umgebracht?«
    »Was?«, fragte Li, und plötzlich hämmerte ihr Herz in der Brust. »Bist du verrückt?«
    Er blinzelte. »Ich habe es gesehen.«
    »Du … das ist ein Traum. Ein Albtraum. Es ist nie passiert. «
    »Woher weißt du das?«

    »Weil … ich weiß es einfach. Meine Güte!« Li schloss die Augen und versuchte zu erreichen, dass sich das Zimmer nicht mehr um sie drehte.
    »Du liebst ihn«, sagte Cohen nach ein paar Minuten.
    »Ich erinnere mich nicht einmal an ihn.«
    »Trotzdem.«
    Sie schüttelte wieder den Kopf. Der Lärm dröhnte weiter in ihren Ohren. Wie Regenwasser, das durch ein Abflussrohr lief. Als ob sie in einem Zimmer voller Menschen stand, die sich in einer fremden Sprache unterhielten.
    »Aha.« Cohen sprach langsam, als ob er über eine komplexe Gleichung nachdachte. »Wie hältst du auseinander, was ein Traum ist und was nicht?«
    »Träumst du nicht? Ich dachte, alle empfindungsfähigen Systeme träumen.«
    »Nicht auf diese Art.« Er schien entsetzt. »Wenn ich an ein Geschehen denke, selbst wenn ich schlafe, ist es auch passiert. Genauso, wie ich es in Erinnerung habe. Aber dein Gehirn … lügt dich einfach an.«
    »Cohen«, fragte Li, als das Summen in ihrem Kopf auf eine höhere, drängendere Tonhöhe kletterte. »Wie hast du diesen Traum gesehen?«
    Die violetten Augen funkelten. »Dreimal darfst du raten.«
    Sie wollte antworten, aber der Lärm in ihrem Kopf explodierte und verdrängte alle Gedanken, nur den Schmerz nicht. Sie fasste sich an den Kopf und kauerte sich auf dem schmalen Bett zu einer fötalen Haltung zusammen. Rote Flecken tanzten vor ihren Augen, bluteten aus, überströmten ihr Sichtfeld. Das Summen steigerte sich zu einem hohen Geheul. Ihr Sichtfeld verengte sich zu einem Tunnel, zu einem Nadelstich aus Licht und verlosch ganz.
    »Psst«, sagte Cohen und beugte sich über sie.

    Langsam verebbte das Geheul zu einem tiefen Wummern, und ihre Sicht klärte sich wieder. »Was zum Teufel war

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