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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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das?«, keuchte sie.
    »Verkehr.« Sie hörte, dass er aufstand und durchs Zimmer ging. Wasser lief, und sie spürte die Nässe, als er ihr mit einem feuchten Tuch über die Stirn wischte.
    Verkehr?
    »Netzwerkverkehr. Meiner. Du hast mich gehört.«
    »Nein«, flüsterte sie. »Hier stimmt etwas nicht, Cohen.«
    »Es ist alles in Ordnung. Korchow hat mich den ganzen Morgen über Tests durchführen lassen. Ich habe auf deine Implantate zugegriffen, Checks durchgeführt, Startroutinen getestet, Daten heruntergeladen. Dein Kommunikationssystem ist übrigens ein Dinosaurier. Eine Schande. Ich habe trotzdem auf deinem Orakel-Arbeitsplatz einen Schor-Test laufen lassen. Und zwar ordentlich. Was diese Idioten auf Alba nie tun. Das sollte ein wenig helfen.«
    Sie schlug die Augen auf und sah, dass er auf sie herablächelte. »Fühlst du dich jetzt besser?«
    Sie musste einen Moment darüber nachdenken. »Ja.«
    »Hmm.«
    »Was soll das bedeuten? Gewöhne ich mich dran?«
    »Nein. Ich habe das Intraface gerade offline genommen. «
    Sie sahen einander an. »Oh«, sagte Li.
    Cohen stand auf und tätschelte ihre Hand. »Mach dir keine Sorgen. Du bist noch kaum bei Bewusstsein. Morgen wird’s richtig laufen.«
     
    Aber am nächsten Tag lief es immer noch nicht richtig. Auch am Tag darauf nicht. Korchow hatte in dem Unterschlupf ein Labor und eine Krankenstation eingerichtet, und in den nächsten drei Tagen zog sich Lis privates Universum auf zwei sterile Räume voller Überwachungsgeräte,
ihre eigene enge Schlafkoje und die leere, widerhallende Kuppel zusammen, die als Versammlungsraum diente.
    Nachdem sie das Intraface zum ersten Mal online gebracht hatten, lag Li mit Krämpfen auf dem Boden, presste sich die Hände auf die Ohren und schrie, dass jemand – oder etwas – das Ding abschalten solle. Cohen brach die Verbindung so schnell ab, dass er eine halbe Stunde brauchte, um sich selbst wieder zu sortieren.
    »Ich drehe durch«, sagte Li, als sie sich genug erholt hatte, dass sie wieder sprechen konnte. »Es ist so, als ob sich hundert Leute in meinem Kopf eine Schlägerei liefern. «
    »Siebenundvierzig«, verbesserte Cohen. »Na ja, in dieser Woche.«
    »Was funktioniert nicht?«, wandte sich Korchow an Cohen. Er sah Li nicht einmal an, sah an ihr vorbei, als sei sie nur ein Stück Technik.
    »Nichts«, sagte Cohen und tippte mit einem Fingernagel auf die Konsole vor ihm. »Es ist ein organisches Softwareproblem. «
    Cohen benutzte gerade Ramirez als Overlay-Medium, und Li bemerkte wieder einmal das kalte Feuer in Leos dunklen Augen, das genau bemessene Maß an Entschlossenheit in seinen ohnehin kraftvollen Bewegungen. Die beiden hätte ich bei einem Kampfeinsatz gern an meiner Seite, dachte sie – und fühlte plötzlich einen rasiermesserscharfen Stich von Trauer um Kolodny.
    »Sharifi hatte diese Probleme nicht«, sagte Korchow. In seiner Stimme schwang ein bedrohlicher Unterton mit.
    Cohen zuckte die Achseln. »Warum sollte sie auch? Sie stand mit einer einfachen Feld-KI in Verbindung. Und sie war nur für Kommunikationszwecke ausgerüstet. Catherines Intraface ist von einem ganz anderen Kaliber. Wenn
man neue Programme gewaltsam in ein militärisches System einzufügen versucht, muss man mit allem rechnen. Das wussten Sie von Anfang an.«
    »Gut, und was tun wir dagegen?«, fragte Li.
    Cohen durchquerte den Raum schneller, als Li es Ramirez’ Körper zugetraut hätte. Er beugte sich über sie und legte ihr eine kühle Hand auf die Stirn. »Du tust gar nichts. Du bringst deinen Puls runter und legst dich ins Bett. Ich werde mir Gedanken machen, wie es weitergeht.«
    Aber die nächste Sitzung war noch schlimmer. Nach drei Stunden brach Li in einem Stuhl zusammen und presste sich die Handballen gegen die brennenden Augen. »Ich kann’s nicht. Ich kann’s nicht noch einmal ertragen.«
    »Doch, Sie können«, sagte Korchow. Er verhielt sich immer noch geduldig. »Warum hat die Pulsdrosselung nicht funktioniert?«, fragte er Cohen über ihren Kopf hinweg.
    »Wenn ich es wüsste, könnte ich etwas dagegen tun.«
    Li brauchte Cohen nicht zu sehen, um sich sein abschätziges Schulterzucken vorstellen zu können.
    »Und was jetzt?«
    Cohen schüttelte den Kopf. »Ich muss nachdenken.«
    »Überprüfen wir die Einstellungen und versuchen es noch mal.«
    Li wollte nein sagen. Dass sie sich übergeben würde, wenn sie es noch einmal versuchten. Dass ihr alles, was sie in den letzten zwei Tagen gegessen hatte, wieder

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