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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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will offenbar, dass sich die Aufregung erst ein bisschen legt. Und als sich dieser … dieser Job auf Compsons Planet anbot, meinte die Kommission, dass Sie genau die Richtige dafür sind.«
    »Soll heißen, dass Sie mich der Kommission empfohlen haben.«

    Nguyen lächelte darüber, aber das Lächeln erreichte nicht ihre Augen. »Hatten Sie schon Zeit, sich ein paar Spinvideo-News anzuschauen, seit Sie vom Eis sind?«
    Li schüttelte den Kopf.
    »Vor zehn Tagen ist in einem der Bergwerke in der Anakonda-Lagerstätte ein Feuer ausgebrochen. Der Direktor des Bergwerks – ich habe seinen Namen vergessen, aber Sie werden mit ihm reden müssen, wenn Sie dort ankommen – hat das Feuer unter Kontrolle gebracht, aber wir haben bei der Explosion unseren Sicherheitschef auf der Station verloren, und wir brauchen umgehend jemanden von unseren Leuten dort, der die Untersuchung leitet und dem ABG-Personal hilft, die Produktion wieder aufzunehmen.«
    Nguyen machte eine Pause, und Li zwang sich, die Pause durchzustehen, ohne die Frage zu stellen, von der beide wussten, dass sie sie beantwortet haben wollte: was das Ganze mit ihr zu tun hatte und warum Nguyen sie ins Syndikatsterritorium geschickt hatte, um einen Unfall zu untersuchen, für den die UN-Bergbaukommission zuständig war.
    »Alles, was ich Ihnen bisher gesagt habe, ist die offizielle Version«, fuhr Nguyen fort. »Was die Öffentlichkeit allerdings nicht weiß: Bei diesem Feuer ist Hannah Sharifi ums Leben gekommen.«
    Li unterdrückte einen Anflug von Angst und Schuldgefühlen, als sie diesen Namen hörte. Nguyen wusste nicht – konnte nicht wissen –, was Sharifi ihr bedeutete. Um dieses Geheimnis zu bewahren, hatte sie ihr halbes Leben verpfändet. Und sie hatte es bewahrt. Dessen war sie sicher.
    Fast sicher.
    Hannah Sharifi war die prominenteste theoretische Physikerin im UN-kontrollierten Raum (gewesen). Ihre Gleichungen hatten Bose-Einstein-Transporte erst ermöglicht und die Organisation der UN-Gesellschaft so tief durchdrungen,
dass es kaum eine Technik gab, die von der Kohärenztheorie nicht beeinflusst war. Aber die Legende Sharifi hatte weit über ihre wissenschaftliche Arbeit hinaus Bedeutung. Sie war ein genetisches Konstrukt – das berühmteste Konstrukt im gesamten UN-Raum. Die Nachricht von ihrem Tod würde den Stromraum überschwemmen, sobald sie der Öffentlichkeit mitgeteilt wurde. Und der leiseste Anflug eines Skandals würde neue Debatten über den Einsatz genetischer Konstrukte im Militär, über die Registrierung genetischer Konstrukte und über die Gentechnik überhaupt nach sich ziehen.
    Li trank noch einen Schluck, hauptsächlich damit sie etwas mit ihren Händen anfangen konnte. Das Wasser war immer noch kalt. »Wie viel Zeit haben wir, bis ihr Tod publik gemacht wird?«, fragte sie.
    »Höchstens noch eine Woche. Länger können wir die Sache wirklich nicht unter Verschluss halten. Und das ist der Grund, warum ich Sie hinschicke. Ich möchte, dass Sie dort weitermachen, wo der letzte Stationschef aufgehört hat, und Sharifis Tod aufklären. Und ich will möglichst bald jemanden dort haben, solang die Spuren noch frisch sind.«
    Li runzelte die Stirn. Seit dem Friedensschluss hatte sie acht Jahre lang Schwarzmarkt-Technik aufgespürt und keinen einzigen Einsatz als Soldatin absolviert, wozu sie eigentlich ausgebildet war. Und jetzt verlangte Nguyen von ihr, dass sie Räuber und Gendarm spielen sollte?
    »Sie haben wieder diesen Gesichtsausdruck«, sagte Nguyen.
    »Welchen?«
    »Den Gesichtsausdruck, den Sie immer haben, wenn Sie denken, dass Sie an meiner Stelle an diesem Schreibtisch sitzen und andere herumscheuchen würden, wenn Sie ein Mensch wären.«

    »General …«
    »Ich frage mich allerdings, Li, ob Sie wirklich damit zufrieden wären, wenn Sie sich mit Hinterbänklerpolitik und Budgetsitzungen herumschlagen müssten.«
    »Ich dachte, es geht gar nicht darum, ob jemand zufrieden ist?«
    »Ah, Sie wollen wohl immer noch die Welt verändern, was? Ich dachte, das hätten wir schon hinter uns?«
    Li zuckte die Achseln.
    »Sie werden schon noch Ihre Chance bekommen, Li, keine Sorge. Aber nicht jetzt. Im Moment ist das wichtiger, was Sie dort draußen zu erledigen haben. Der Krieg ist noch nicht vorbei, das wissen Sie. Er endete nicht mit der Unterzeichnung der Gilead-Vereinbarung und der Handelsakte. Und die Frontlinie des neuen Krieges ist Technologie: Hardware, Wetware, Psychoware und vor allem

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