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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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große Stück Viruflex, das vors Fenster geklebt war, flatterte und bauschte sich wie ein Schiffssegel. Bella fuhr zusammen und zitterte. »Warum glaubst du mir nicht?«, flüsterte sie.

    »Ich glaube dir«, sagte Li. »Wirklich. Ich … Ich weiß nur nicht, was es bedeutet.«
    Li legte eine Hand auf Bellas Schulter, während sie redete, und auf einmal warf sich Bella in ihre Arme und schmiegte den Kopf in ihre Halsgrube. Li wollte zurückweichen, merkte dann aber, dass Bella weinte. Sie legte zögernd einen Arm um sie und ertappte sich dabei, dass sie ihre zarten Schultern tätschelte.
    »Es tut mir leid«, sagte Bella. »Es ist nur …«
    »Nein, mir tut’s leid«, sagte Li. »Es geht mich nichts an, was du tust. Du hast mir nichts versprochen.«
    »Aber ich würde es tun.« Bella blickte zu ihr auf. Die violetten Augen waren wieder klar, obwohl immer noch Tränen in den Wimpern hingen. Bella streckte einen blassen Finger aus und berührte Li am Mund, an derselben Stelle, wo Cohen sie berührt hatte. »Was ich sagte über … über dich und Hannah. Ich war nur wütend.«
    Oh, Gott, dachte Li. Es wird Zeit zu gehen. Sofort. Warum aber hatte sie das Gefühl, als seien ihre Füße am Boden festgenagelt?
    Jemand hustete. Li schreckte zurück wie ein Hund, den man mit der Schnauze im Mülleimer erwischt hatte. »Arkady«, sagte sie.
    »Nein«, sagte Cohen von der Tür. »Ich bin’s.«
    »Ich …«
    »Ich muss gehen«, sagte Bella. »Korchow wird mich brauchen.«
    Cohen sah ihr durch den Flur hinterher, bis sie beide das Rascheln der Decke vor der Luftschleuse hörten und das Schlurfen ihrer weich besohlten Schuhe, das sich durch die Kuppel entfernte.
    Li wollte etwas sagen, aber er hob eine Hand. »Du schuldest mir keine Rechenschaft.« Er lehnte in einer lässigen Haltung, die Li nur für eine Pose hielt, am Türrahmen, und
als er sprach, schlug er diesen neutralen, nuancenlosen Ton an, von dem Li längst wusste, dass er Ärger ankündigte. »Pass auf, Catherine.«
    »Auf was?«, fragte Li. Aber die Antwort war offensichtlich. Bellas Parfüm hing noch zwischen ihnen in der Luft.
    »Sie ist auf Rache aus. Und Rache ist eine knifflige Sache. Menschen setzten dafür ihre Zukunft aufs Spiel. Sie gehen dafür Risiken ein, die jeden mitziehen können.«
    »Bist du auf einmal ein Fachmann für menschliche Motivation? «
    Cohen zuckte die Achseln. »Na schön«, sagte er so kühl, als ob sie übers Wetter diskutierten. »Tu, was du willst. Aber du bist dir wohl darüber im Klaren, dass sie dich nur ausnutzt.«
    »Dann ist sie doch in guter Gesellschaft, oder?«
    Cohen seufzte nur und inspizierte Arkadys Fingernägel. Wann hatte er gelernt, ihr solche Schuldgefühle einzuflößen, indem er nur dastand und gar nichts tat?
    »Ich bin inzwischen dahintergekommen, was Sharifi vorhatte«, sagte Li. »Jetzt, da man nichts mehr daran ändern kann. Sie war diejenige, die die Nachricht aus Haas’ Quartier geschickt hat. Bella hat ihr sein Passwort gegeben. Nguyens ›beschädigte‹ Datei war in Wirklichkeit verschlüsselt – so verschlüsselt, dass nur Gould sie dekodieren konnte. Sie haben einen Satz dieser dämlichen Anhänger als ihre Verschränkungsquelle benutzt. Ausgerechnet. Ein Stück Modeschmuck.«
    Sie spürte ein seltsames Kribbeln und begriff, dass es von Cohen herrührte, der auf ihre Dateien zugriff, Goulds billige Halskette sah, das Putzmädchen in der Flughafentoilette, Bellas »Geschenk« von Sharifi.
    »Na gut«, sagte er und dachte offensichtlich darüber nach. »Sie hat also eine einsatzbereite Verschränkungsquelle
gefunden. Vielleicht haben sie und Gould diese Halsketten als Scherz in Umlauf gebracht, lang bevor sie die Dinger wirklich brauchten. Sie haben die Halsketten als einmalige Schnittstelle benutzt. Eine nicht zu knackende Verschlüsselung, für die Sharifi sich nicht an TechComm oder einen der kommerziellen Zulieferer wenden musste. Niemand kann Sharifis Nachricht lesen, bis er Goulds Halskette in die Finger bekommt, und praktischerweise befindet Gould sich gerade in Slowtime, bis …«
    »Bis morgen«, unterbrach Li.
    Sie starrten einander an.
    »Das sieht Hannah ähnlich«, sagte Cohen schließlich. »Sie wusste, wonach wir suchen würden, und hat sich einen Spaß daraus gemacht, alles in einem billigen Kinkerlitzchen zu verstecken. Aber wohin führt uns das?«
    »Die Nachricht war Sharifis Lebensversicherung. Zusammen mit dem, was sie in diesem Fach auf der Medusa verstaut hat.«
    »Schön, aber

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