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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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diese Lebensversicherung hat ihr wohl nichts genützt, was?«, sagte Cohen und schien selber erschrocken über die Härte in seiner Stimme. »Arme Hannah. Was für ein verdammter Mist.«
    »Ich versteh’s nicht«, fuhr er nach einer kurzen Pause fort. »Sharifi bekommt ihre Resultate. Dann verschlüsselt sie die Daten und schickt unlesbare Versionen an Nguyen, Korchow und nach Freetown. Dann löscht sie jede Spur ihrer Arbeit aus den ABG-Systemen. Dann bittet sie Gould – zumindest müssen wir annehmen, dass sie es war –, nach Freetown zu fliegen. Und schenkt Bella ihren verbrauchten Kristall, nachdem sie Bella das Versprechen abgenommen hat, niemandem etwas von der verschlüsselten Nachricht zu sagen. Warum? Warum hat sie zuerst einen solchen Aufwand getrieben, um Informationen zu schützen, und schickt
sie dann an so viele Leute? Und wenn sie den Datensatz über den ganzen UN- und Syndikatsraum verteilen wollte, warum hat sie dann die Kristalle benutzt? Warum hat sie die Daten so verschlüsselt, dass man sie nur mit Goulds Kristall lesbar machen kann?«
    »Es ist wie die Medusa «, sagte Li. »Eine Art Datendepot. Sie wollte die Informationen in Umlauf bringen. Man könnte sagen, glaube ich, sie wollte Redundanz. Aber sie wollte, dass niemand in der Lage ist, die Daten wirklich zu lesen. Jedenfalls noch nicht.«
    »Und worauf hat sie gewartet?«
    »Das wüsste ich auch gern«, sagte Li. Sie ließ sich in ihre Koje sacken und rieb sich die Augen mit Fingern, die noch immer nach dem Bier im Molly rochen. »Was soll das heißen, wir gehen morgen?«
    »Daahl hat aus einer Quelle erfahren, dass für die nächsten achtundvierzig Stunden etwas geplant ist, und er macht sich Sorgen, dass eine Aktion jetzt uns davon abhalten könnte, unsere Arbeit zu erledigen. Offen gestanden neige ich auch zu dieser Ansicht. Es nützt uns nichts, das aktive Feld zu starten, wenn wir die Daten hinterher nicht rausschaffen können. Oder uns selbst nicht. Und je eher ich die Bergleute mit FreeNet in Kontakt bringen kann, desto besser. Es wäre nicht das erste Mal, dass TechComm die Presse ausgesperrt hat und eine planetare Miliz praktischerweise Amok laufen lässt.«
    Amok laufen ist wahrscheinlich die richtige Bezeichnung dafür, dachte Li. Sie fragte sich, was Nguyen, wenn überhaupt, mit diesen forcierten Einsatzplänen zu tun hatte. War dies eine subtile Aufmunterung, ihre Arbeit zu beenden, bevor Goulds Schiff in Freetown eintraf?
    »Was meint Ramirez?«, fragte sie und unterdrückte den Gedanken, hoffte, dass Cohen ihn nicht mitbekommen hatte. »Ist das Netzwerk einsatzbereit?«

    »So bereit, wie es sein kann.« Er löste sich vom Türrahmen und kam in die Kabine. »Korchow ist fast durchgedreht, als er nach dir gesucht hat. Weißt du, es gibt etwas, das man Glück nennt; aber das kann einen auch einmal im Stich lassen. Selbst dich. Wo warst du?«
    »Ich habe meine Mutter besucht.«
    Cohen hatte die Wand angesehen, aber als sie dies sagte, zuckte sein Blick in ihre Richtung. »Erzähl mir davon.«
    »Werde ich machen«, sagte Li. Auch wenn ihr schon der Gedanke unangenehm war, ihm davon zu berichten, wusste sie, dass sie es wollte. »Aber nicht jetzt. Ich muss mich erst einmal auf morgen konzentrieren. Und du auch.«
    Mach dir keine Sorgen um mich. Der Gedanke ging ihr so leicht und natürlich durch den Kopf, als sei es ihr eigener, und erst nach einem Atemzug begriff sie mit Erstaunen, dass Cohen ihr seine Gedanken übermittelte. Du kannst die Verbindung herstellen. Du hast gewusst, dass du es schaffen kannst. Den Rest werden wir zusammen irgendwie hinbekommen.
    Sie schickte ihm ein vorsichtiges Ja zurück und spürte, dass er es hörte.
    »Hast du die Techniker danach gefragt?«, sagte Cohen laut. »Er schmerzt wie der Teufel.«
    Li begriff, dass er ihren Arm meinte, dass er ihn offenbar über das Intraface wahrnahm, dass er alles fühlen konnte, was sie fühlte. Sie beugte den Arm vorsichtig. Ziemlich steif. Nicht besonders gut. Aber sie würde schon zurechtkommen. Hoffte sie.
    »Kein Problem«, sagte sie.
    »Es ist schrecklich. Ich weiß nicht, wie du das aushältst.«
    Sie überbrückte mit einem Blick die kleine Distanz zwischen ihnen und bekam unversehens einen flüchtigen Eindruck davon, wie er sie sah. Ein wildes, dunkles Geheimnis, auf ruhmreiche Art verstrickt mit einem allzu
zerbrechlichen Körper, ein Mysterium, das sich von ihm durch ein Spiegelkabinett aus zunehmend pessimistischeren statistischen Wellenfunktionen

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