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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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entfernte.
    »Es ist spät«, sagte sie. »Du brauchst vielleicht keinen Schlaf, aber ich. Konzentrieren wir uns nur auf morgen, ja? Am besten erledigen wir einfach unsere Arbeit und gehen nach Hause.«
    Etwas blitzte hinter Arkadys Augen auf.
    Gemeinsam ?
    »Damit werden wir uns morgen noch nicht beschäftigen.«
    Pass auf, Catherine.
    »Du auch.«

Tödliche Vektoren
    ► »Was werden jetzt für Mittel, ganz moderne, Für Seelenheil und Kriegsgebrauch empfohlen, Aus purer Menschenlieb, ich glaub es gerne.«
     
    LORD BYRON

Anakonda-Lagerstätte: 8.11.48.
    D ie Ratten flohen, quollen aus der Grube wie Überlebende eines Napalmbomdardements.
    »Sie wissen, dass die Decke festhängt«, sagte Daahl zu Li, als eine in den Raum flitzte, in Panik geriet und ihr über den Fuß lief, bevor sie einen Weg nach draußen fand. »Es wird einen großen Einsturz geben. Ich würde nicht länger unten bleiben als unbedingt nötig.« Er warf ihr einen Blick zu, und seine blassen Augen blitzten blau auf wie Grubenlampen in einer Gaswolke unter Tage. »Offen gestanden, würde ich gar nicht runterfahren.«
    Sie befanden sich in der De-facto-Streikzentrale in der Kaue der Grube 2. Es hatte Li und Bella einen langen, schweren Tag und den Großteil der Nacht gekostet, um hierherzukommen, und dazu hatten sie den Weg durch die Tunnel unter den Geburtslabors nehmen müssen.
    Cohen war während der ganzen langen Nachtreise Lis stiller Begleiter gewesen – wenn man es so nennen konnte. Er hörte jeden Gedanken, spürte jedes Zwicken und jeden Fehltritt. Sie spürte ihn, kannte ihn fast so gut wie sich selbst. Endlich verstand sie Cohens gewohnheitsmäßige Verwechslung der Pronomen. Ich, du, wir. Dein. Mein. Keins dieser Worte bedeutete für ihn das Gleiche wie für sie. Und keins bedeutete länger als ein paar Atemzüge dasselbe.
    Es gab immer noch Grenzen zwischen Cohen und Li, auch wenn das Intraface inzwischen störungsfrei funktionierte. Es gab Türen und Wände, einige davon stabil genug, um ihn von ihr fernzuhalten – oder, eher noch, sie
von ihm fernzuhalten. Aber keine Trennlinie zwischen ihnen war stabil genug, dass sie sich darauf beziehen und sagen konnte: Hier höre ich auf, hier fängt er an. Am Ende erinnerten die Wände sie nur daran, wie sehr sie mit ihm verstrickt war, dass sie nichts denken, fühlen oder auch nur atmen konnte, ohne an ihn zu stoßen.
    Die Kaue hatte sich seit Lis letztem Besuch verändert. Streikende belagerten die knirschenden Korridore. Jemand hatte eine Wagenladung Matratzen und Mikrofaserdecken gebracht. In den Fluren und Umkleideräumen schlugen die Leute ihre Nachtlager auf und kochten sogar auf selbst gebauten Methanöfen. Alle bewegten sich zu schnell, redeten zu laut, und ihre Stimmen klangen etwas zu schrill. Li kannte diese Stimmung. Sie hatte sie bei Studenten, Kanal- und Fließbandarbeitern erlebt. Es war die typische Stimmung einer bunt zusammengewürfelten, improvisierten Armee, die auf das Eintreffen der Eingreiftruppen wartete. Aber natürlich hatte sie dergleichen bisher immer von der anderen Seite der Kampflinien erlebt.
    Sie verdrängte den Gedanken und trat ans Fenster. Jemand hatte draußen einen Minenlaster so geparkt, dass sein Fahrwerk teilweise das Fenster abschirmte. Sie beobachtete zwischen den Reifen des Lasters den Horizont. Die Nacht war dunkel bis auf das verstreute Funkeln wolkenverhangener Sterne. Über viele Kilometer hin erstreckte sich die flache Ebene des Kohlereviers, aufgelockert nur von den hohen Abraumhalden und den rostzerfressenen Skeletten der Fördermaschinen. In Infrarot war das Gelände ein einziges Chaos. Die Abraumhalden schwelten, so wie immer. Die verschrotteten Maschinen und leeren Ölfässer strahlten auch Stunden nach Einbruch der Nacht immer noch die Wärme der Sonne ab. Aber Li brauchte kein Infrarot, um zu erkennen, wo die Truppen waren: Ihre Augen suchten instinktiv nach jedem Grat und jeder
Vertiefung, in der sich ein Soldat verstecken konnte, und stellten sich scharf, wann immer sich das Licht des Feuers im Sichtgerät eines Heckenschützen spiegelte. Bitte, Gott, dachte sie, lass mich nach unten, bevor ich mich entscheiden muss, ob ich auf diese Kinder schießen werde oder nicht.
    »Wann werden sie angreifen?«, fragte sie Daahl, als Ramirez und Mirce Perkins eintraten.
    Daahl wandte sich ihnen zu. »Was gehört?«
    »Nichts Neues«, sagte Ramirez. Mirce antwortete überhaupt nicht, schüttelte kurz den Kopf.
    »Wir glauben, wir haben noch einen

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