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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Personal. «
    Sie sah dem Jungen in die Augen und merkte seinen geschwollenen Augen an, dass er in den letzten Stationszyklen mehr als eine schlaflose Nacht hinter sich gebracht hatte. »Schon gut«, sagte sie milde. »Wenigstens haben Sie dafür gesorgt, dass mein Gepäck hergebracht wird.«
    Er räusperte sich, als sie das sagte, und Li sah ihn erröten. »Das geschah auf Haas’ Befehl«, sagte er, nachdem er einen Blick durch die Gitterplatten geworfen hatte, um sich zu vergewissern, dass in den Nebenräumen niemand mithörte. »Ich hatte nichts damit zu tun.«
    »Haas? Ist er der Stationsleiter?«
    McCuen nickte.

    »Läuft das hier so bei der Miliz, Brian? Sie bekommen nebenher noch einen Gehaltsscheck vom Militär?«
    »Nein! Schaun Sie in meine Akte. Ich will einfach nur hier raus und die Militärakademie besuchen.«
    Aha. McCuen wollte eine Eintrittskarte für die Anfängerklasse auf Alba. Auf einem Randplaneten wie Compson war das alles andere als eine unvernünftige Idee. Bose-Einstein-Transporte waren der Treibstoff einer interstellaren Ökonomie, in der Daten, Handelsgüter und einige entsprechend ausgestattete Menschen praktisch augenblicklich interstellare Entfernungen überbrücken konnten. Aber Uplinks, VR-Kits und Spinstrom-Zugänge waren immer noch so teuer, dass die meisten Kolonisten auf ihren Planeten festhingen, in den Hinterhöfen der interstellaren Ökonomie. Für ehrgeizige Kolonisten war der Militärdienst der naheliegendste Ausweg – manchmal sogar der einzige. Jedenfalls war es der Ausweg, den sie selbst gewählt hatte.
    Li ließ McCuens Dateien von ihrem Orakel durchsuchen und bekam einen Strom von Daten geliefert, von seinen Grundschulnoten über seine Leistungen in einer öffentlichen Schule in Helena bis hin zu einer Reihe von Bewerbungen für Alba, die alle abgelehnt worden waren.
    »Es scheint Ihr großer Wunsch zu sein«, sagte sie. »Sie haben sich dreimal beworben.«
    McCuen stutzte. »Das steht nicht in meiner Akte. Woher wissen Sie …?«
    »Voyt wollte Sie nicht empfehlen«, sagte sie und bohrte damit noch etwas tiefer. »Warum nicht?«
    Er errötete noch mehr. Li sah ihm ins Gesicht und entdeckte Qual, Verlegenheit und ernste Hoffnungen.
    »Ist ja egal. Wenn Sie gut arbeiten, solange ich hier bin, kommen Sie nach Alba.«

    McCuen schüttelte wütend den Kopf. »Sie brauchen mir nichts zu versprechen, damit ich meine Arbeit anständig mache.«
    »Ich verspreche Ihnen nichts«, sagte Li. »Es ist Ihre Entscheidung. Arbeiten Sie schlecht, kriegen Sie einen Tritt von mir. Arbeiten Sie gut, werde ich die richtigen Leute darüber unterrichten. Haben Sie ein Problem damit? «
    »Natürlich nicht.« Er wollte noch etwas sagen, aber Li hörte es nicht, weil in diesem Moment jemand über die Gitterplatten im Gang angelaufen kam.
    Die Schritte verstummten, und Kintz steckte den Kopf herein. »Haas will Sie sehen. Sofort.«
     
    Haas’ Schreibtisch schwebte über einem Sternenmeer.
    Die Tischplatte hatte man aus einem einzigen, zwei Meter langen, aktiven Bose-Einstein-Kondensat herausgeschnitten. Nicht für Kommunikationszwecke geeignet, mehr eine Kuriosität als sonst etwas, aber vermutlich unbezahlbar. Seine polierte Oberfläche enthüllte die schieferartige Struktur der Lagerstätte, in dem das Stück entstanden war. Seine diamantartigen Facetten spiegelten die Sterne hinter dem durchsichtigen Verbundkeramik-Bodendisplay wider, sodass der Schreibtisch in einem Becken von reflektiertem Sternenlicht im leeren Raum zu schweben schien.
    Haas war ein großer Mann mit Stiernacken, breiten Schultern und einer Ausstrahlung von beherrschter Gewalttätigkeit. Er schien ein Mann zu sein, der gern einmal die Nerven verlor, aber mit eiserner Disziplin gelernt hatte, sich diesem Vergnügen nur noch gelegentlich hinzugeben. Und er sah nicht gerade wie der Mann aus, den Li sich als Leiter des profitträchtigsten Bergwerks der ABG vorgestellt hätte.

    Er hatte es gut drauf, den Boss zu spielen. Sein Anzug saß auch bei Stationsschwerkraft sehr ordentlich. Sein aggressives Gesicht mit den kantigen Kieferknochen, das sich jeder Norm widersetzte, musste ein stattliches Sümmchen für Gentherapie und kosmetische Chirurgie gekostet haben. Aber seinem Körper war die schwere Arbeit anzumerken, und sein Händedruck, als er hinter dem Schreibtisch aufstand, um Li zu begrüßen, war der eines bärenstarken, unsensiblen Mannes, der bei erhöhter Schwerkraft geschuftet hatte.
    Li warf einen Blick auf die

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