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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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herunterließ. Es wurde dunkel.
    »Setzten Sie sich«, sagte er und drückte einen Schalter, der die einzige düstere Glühbirne in der Werkstatt einschaltete.
    McCuen setzte sich. Li blieb stehen.
    »Aha«, sagte der Schweißer. »Das ist sie also.«
    »Ja«, sagte McCuen.
    »Wird Zeit, dass sie den Worten Taten folgen lassen«, erwiderte der Schweißer.
    Li streckte ihren linken Arm aus und rollte den Ärmel bis zum Ellbogen hoch. Der Schweißer legte ihr einen Druckverband an, holte aus seinem Schürzenbeutel eine Nadel und zapfte ihr mehr Blut ab, als nötig gewesen wäre, selbst beim inkompetentesten Arzt. »Sie wollen auch einen Zahn«, sagte er.
    »Um Gottes willen«, brummte Li. »Bloß nicht.«
    »Das haben Sie vorher nicht gesagt«, bemerkte McCuen.
    »Na gut, dann sage ich’s eben jetzt. Blut kann man manipulieren. Ein Zahn erzählt die ganze Geschichte.« Er wandte sich Li zu. »Wollen Sie mit dem Mann sprechen oder nicht?«
    Li zuckte die Achseln und machte den Mund auf.
    Die nächste halbe Stunde saß sie auf einer Werkbank und versorgte die blutige Wunde an der Stelle, wo sich einer ihrer Backenzähne befunden hatte, während McCuen ungeduldig auf und ab ging. Es schmerzte nicht annähernd so stark, wie sie gehofft hatte. Ein wenig mehr, und ihre Implantate hätten genug Endorphine ausgeschüttet, dass ihr wohler gewesen wäre. Unter den gegebenen Umständen
ignorierten sie den Schmerz aber, und Li musste allein damit fertig werden.
    Schließlich kam der Schweißer zurück, begleitet von einem zweiten Mann, der sie auf den abschüssigen Hof und zu der Treppe führte.
    »Hier?«, fragte Li.
    Aber er öffnete eine schmale Tür, die sich unter der Treppe verbarg, duckte sich in einen weiteren Korridor und führte sie in eine noch schmalere und dunklere Gasse als die, durch die Li und McCuen gekommen waren. Fünf Ecken nach rechts, zwei nach links und drei weitere Innenhöfe später kamen sie in eine breitere Gasse, überdacht mit schmierigem, vom Regen fleckigem Gewächshausblech. Sie verlief eben, die Wände aber waren gebogen wie ein Schneckenhaus, als folgten sie einer strukturellen Logik, die Li nicht durchschaute.
    Nachdem sie der spiralförmigen Gasse ein paar Dutzend Meter nach unten gefolgt waren, blieb ihr Führer an einer unscheinbaren Tür stehen, klopfte an und trat ein.
    Das Zimmer dahinter roch nach alten Zeitungen und gekochtem Kohl. Ein mit Kohlekrümeln gespeistes Feuer schwelte auf dem Rost und erfüllte das Zimmer mit einem schmierigen Rauch. Eine Frau saß an einem splittrigen Hartfasertisch, hielt ein Kind im Arm und las ihm mit gedämpfter Stimme etwas vor. Mutter und Kind blickten kurz auf, schienen aber uninteressiert und steckten die Nasen wieder in ihr Buch.
    »Wo ist er?«, fragte der Führer.
    Die Frau deutete mit dem Kinn auf die Tür des Hinterzimmers. Als Li am Tisch vorbeiging, bemerkte sie, dass mit der Oberlippe des Jungen etwas nicht stimmte und seine Beine verkümmert waren.
    McCuen wollte ihr zur Tür folgen, aber der Führer versperrte ihm den Weg. Er sah sie fest an, dann zuckte er die
Achseln und setzte sich an den Tisch. Li betrat das Zimmer allein und hörte, wie hinter ihr die Tür zuschwang.
    Sie stand in fast völliger Dunkelheit, erhellt nur von einem staubigen Lichtstrahl, der durch eine Jalousie hereindrang. Als Li sich umschaute, begriff sie die seltsame Biegung der Gasse draußen. Das Haus war auf der Außenhülle einer der alten Lebenserhaltungskapseln gebaut; die drei neueren Wände dieses Zimmer bestanden aus handgefertigten Lehmziegeln, aber die Rückwand war eine glänzende, gewölbte Fläche aus Verbundkeramik. Mitten in der alten Wand gähnte die Luke einer Luftschleuse, aber das Bedienpult war schon vor langer Zeit herausgerissen und die Kabel kurzgeschlossen worden. Die schillernden Türplatten aus Virustahl waren zu zwei Dritteln aufgezogen; jemand hatte eine Decke vor das Loch gehängt und verwehrte Li einen Blick in die geodätische Kuppel, die sich dahinter befinden musste.
    Vor der defekten Luftschleuse stand ein durchhängender, mit Notizblöcken und Datenkuben beladener Tisch. Hinter dem Tisch saß ein drahtiger, zerknitterter Mann. Daahl, der Schichtvorarbeiter, den Li bei ihrem ersten Besuch im Bergwerk kennengelernt hatte.
    »Nun«, sagte Daahl und sah sie direkt an. »Sie werden immer neugieriger.«
    »Sie auch.« Li setzte sich zu Daahl an den Tisch und blätterte durch die Unterlagen und E-Papiere, die den Tisch bedeckten. Sie sah

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