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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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die Grubenvorschriften, UN-KBS-Briefköpfe, Memoranden des Generalrats, Prozessakten. »Sind Sie so was wie der Grubenanwalt, Daahl?«
    »Könnte man so sagen. Lust auf ein Bier?«
    »Danke.« Sie holte ihre Zigaretten hervor. »Darf ich?«
    Daahl rief ins Vorderzimmer nach einem Bier, dann nahm er sich eine angebotene Zigarette. Als Li sich über den Tisch beugte, um sie zu anzuzünden, packte er sie am
Handgelenk, drehte ihre Hand um und betrachtete die blassen Linien unter ihrer Haut. »Man sagt, Sie sind eine Heldin, Katie. Nicht schlecht für einen Grubensprössling. Sagen Sie mir, war es das wert?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich kann mich nicht dran erinnern. «
    Sie rauchten schweigend. Jemand öffnete die Tür, stellte drei Biere auf den Tisch und setzte sich zu Daahl. Als der Mann sich setzte, leuchtete die Lampe auf dem Tisch ihm direkt ins Gesicht, und Li erkannte den jungen Labormitarbeiter aus der Nachrichtensendung, über den Haas sich so aufgeregt hatte. »Was soll das?«, fragte sie. »Werde ich von einer Kommission verhört?«
    »Das ist Leo Ramirez, der Vertreter der Internationalen Gewerkschaft in der Stadt. Er wird nur zuhören, wenn wir uns unterhalten. Das heißt, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Warum sollte ich? Laden Sie doch auch die Trotzkisten ein. Oder hängen Sie ein Bild von Antonio Gramsci auf.«
    Ramirez grinste, und in seinem hübschen Gesicht funkelten dunkle Augen. »Ich dachte, Leute wie Sie dürften gar nicht wissen, wer Gramsci war.«
    »›Leute wie Sie‹?«, brummte Li und rollte mit den Augen.
    Daahl lächelte nur und rauchte weiter.
    Als er die halbe Zigarette geraucht hatte, die Li ihm gegeben hatte, zog er aus seiner Hemdtasche ein Taschentuch, drückte die Zigarette aus, wickelte den halb gerauchten Stummel ins Taschentuch und steckte es in die Tasche zurück.
    Die Aktion beanspruchte fünfzehn Sekunden lang Daahls volle Aufmerksamkeit, und als er schließlich etwas sagte, klang seine Stimme so ruhig, als diskutierten sie übers
Wetter. »Warum haben Sie veranlasst, dass Haas die Kristalldruse leer pumpen lässt?«
    Li zuckte die Achseln. »Ich dachte, er wollte etwas verbergen, was mit dem Feuer zu tun hat. Ich wollte der Sache auf den Grund gehen, bevor er jemand anderen runterschickt. «
    »Das ist sehr rücksichtsvoll von Ihnen«, sagte Ramirez.
    »Aber klar. Ich bin eine echte Heldin.«
    »Warum hat das Sekretariat Sie wirklich geschickt?«
    Li trank einen Schluck Bier, würgte und zuckte zusammen, als die Flüssigkeit den bloßen Nerv umspülte, dort, wo man ihr den Zahn ausgerissen hatte. »Um Voyt zu ersetzen und um den Vorfall zu untersuchen. Wenn es noch einen Grund gab, hat man mir nichts davon gesagt. Aber eigentlich dachte ich doch, dass Sie mir etwas erzählen wollen.«
    »Dazu kommen wir noch. Aber vorher brauche ich ein paar Antworten.«
    »Ich kann Ihnen die Antworten, die Sie hören wollen, vielleicht nicht geben, Daahl.«
    »Aber natürlich. Sie haben bloß noch nicht lang genug darüber nachgedacht, um zu merken, dass Sie die Antworten kennen. Also, warum hat die UN Sie geschickt?«
    Li zuckte die Achseln. »Sharifi war berühmt. Wenn jemand wie sie stirbt, wollen die Leute Köpfe rollen sehen. Und ich muss die Axt schwingen.«
    Ramirez unterdrückte ein Lachen. Daahl starrte sie nur mit seinen blassen, scharfen Augen an. »Wenn jemand, sagen wir ein Freund, über Informationen verfügen würde, die Ihnen die Arbeit erleichtern, was würden Sie dafür geben?«
    »Wenn Sie wissen wollen, ob ich bereit bin, Sie für Informationen zu bezahlen, dann ist die Antwort nein.«
    »Nicht bezahlen.« Daahl stand auf und ging durch das Zimmer zum einzigen kleinen Fenster. Die Jalousie warf
Streifen von grasgrünem Licht auf sein Gesicht und ließ sein dünnes Haar wie einen Heiligenschein leuchten. »Geld wäre eine Kleinigkeit verglichen mit dem, was wir wollen. Wir müssten uns sicher sein, dass Sie eine Person sind, mit der man Geschäfte machen kann. Wir brauchen … Garantien. «
    Ramirez schien sich aus dem Gespräch zurückgezogen zu haben, und als Li ihm einen Blick zuwarf, saß er nach vorn gebeugt da und starrte sie beide an wie eine Ratte, die von einer Grubenlampe geblendet wurde. Vielleicht kannte er dort unten die Geografie, wurde ihr klar, aber in diesem Zimmer war er fehl am Platze. Dies war das Territorium der Bergleute, das Territorium der Soldaten. Hier wurde mit Blut bezahlt.
    »Warum sagen Sie mir nicht gleich, was Sie verlangen?«, sagte

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