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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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»Jemand nennt den Bergleuten und der ABG-Hauptverwaltung unterschiedliche Zahlen. Und irgendwo dazwischen werden kommunikationstaugliche Kristalle beiseitegeschafft.« Sie sah Daahl an. »Wer steckt dahinter?«
    »Sagen Sie’s mir.«
    Li runzelte die Stirn und sah noch einmal die Unterlagen durch. »Es könnte beinahe jeder sein«, sagte sie schließlich. »Die Grubenchefs. Jemand am Füllort. Oder an den elektromagnetischen Katapulten. Jemand in der Aufbereitungsanlage oder den Ladebuchten. Alles, was sie brauchen, sind ein paar Leute, die im richtigen Moment in die andere Richtung schauen. Das und ein paar Freunde an Schlüsselstellen in der ganzen Hierarchie.«
    »Solche Freunde muss man bezahlen«, betonte Daahl.
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie wissen, wer der Mann mit dem Köfferchen ist?«
    »Sehen Sie sich die Einsatzprotokolle an.«
    Sie sah nach. Und fand einen Namen, der immer wieder auftauchte. Daahls Name. Alle getürkten Ladungen waren rausgegangen, wenn er als Grubenchef Dienst hatte. Und er hatte jede einzelne Sendung abgezeichnet.
    »Warum zeigen Sie mir das?«, fragte sie.
    »Weil Sharifi deswegen gestorben ist. Zwei Tage vor dem Feuer habe ich sie mit Voyt reden hören. Sie haben sich gestritten. Sie sagte Voyt, dass sie ihm auf die Schliche gekommen sei, und drohte, sich an Haas zu wenden. Und über Haas’ Kopf hinweg an die großen Tiere beim Geheimdienst, fall es nötig sein sollte. Sie hat mit großen Namen um sich geworfen. Von Fünf-Sterne-Generälen.«
    »General Nguyen?«

    Daahl nickte.
    »Und was hat Voyt gesagt?«
    »Nicht viel. Ich glaube, sie hat ihn überrascht. Und Voyt war nicht der Typ, der mit einem diskutierte, wenn er einem auch ein Messer in den Rücken stechen konnte, um zu bekommen, was er will.«
    Li nahm ihr vergessenes Bier in die Hand und trank einen Schluck. Es war bitter wie abgestandener Tee und warm wie Blut, und es erinnerte sie an Dinge, über die sie jetzt besser nicht nachdenken sollte. »Sie meinen also, dass Sharifi ihm mit Haas drohte und Voyt sie deswegen umgebracht hat? Und was ist mit dem Feuer? Wollte er damit die Spuren verwischen? Haben Sie einen Beweis für all das?«
    Daahl zuckte die Achseln. »Das ist Ihre Arbeit.«
    Li überflog noch einmal die Zahlen. »Voyt kann das nicht allein gemacht haben. Wer hat ihn unterstützt?«
    »Irgendjemand. So viel weiß jeder, der schon einmal in seine Nähe gekommen ist. Aber wer es war … das ist Ihr Problem.«
    »Was hat dieser Jemand Ihnen bezahlt?«
    »Nichts. Er sagte mir nur, dass ich die Protokolle unterschreiben und den Mund halten soll.« Daahl grinste. »Er machte mir, wie man so sagt, ein Angebot, das ich nicht abschlagen konnte. Außerdem hätte ich’s sowieso getan. Es ist mir ganz recht, wenn das Sicherheitspersonal etwas Dreck am Stecken hat.«
    »Kann ich mir vorstellen«, sagte Li. Sie betastete mit der Zunge das Loch in ihrem Kiefer und dachte daran, dass Daahl jetzt auch etwas gegen sie in der Hand hatte.
    »Ich habe diese Daten zusammengestellt, weil ich genau weiß, wem man die Schuld geben wird, wenn die Sache je rauskommt.« Er zuckte die knochigen Schultern. »Den korrupten Grubenchefs. Die älteste Geschichte in
unserem Gewerbe. Außerdem wollte ich genug Informationen zur Hand haben, um Voyt mit Dreck zu bewerfen, wenn es nötig sein sollte. Damit auch an ihm etwas hängen bleibt.«
    »Sehr gerissen«, sagte Li. »Aber warum erzählen Sie mir das? Und behaupten Sie nicht, dass es Ihnen nur um die Bergleute geht. Tote Bergleute bringen Gewerkschaftsfunktionäre genauso wenig um den Schlaf wie tote Soldaten einen Politiker.«
    Daahl warf einen Blick aus dem Fenster. Seine Augen sahen im schwachen Tageslicht wie trübes Eis aus. Wie die Augen eines Schäferhundes. Oder eines Wolfes.
    »Sharifis Tod kam zu einem ungünstigen Zeitpunkt«, sagte er langsam und bedacht, als versuche er eine komplizierte Botschaft über einen unzuverlässigen Kanal zu übermitteln. »Es ist uns wichtig, dass UN-Leute sich nicht längere Zeit in der Grube aufhalten. Wenn wir das erreichen, indem wir Sie bei Ihrer Untersuchung unterstützen, dann tun wir’s eben. Auch was Sie persönlich angeht … wäre es wohl ratsam, wenn Sie nicht mehr lange hier sind. Nicht länger als«, er warf Ramirez einen Blick zu, »zwei Wochen?«
    »Höchstens«, sagte Ramirez.
    Li hielt den Atem an und sah zwischen den beiden Männern hin und her. »Sie verdammten Idioten«, sagte sie. »Sie planen eine Blockade. Glauben Sie

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