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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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ernsthaft, dass das Sekretariat tatenlos zusieht, wenn Sie das beste Bose-Einstein-Vorkommen blockieren? Man wird Sie an die Wand nageln!«
    »Könnte die UN uns mit etwas drohen, das schlimmer wäre als das, was die Bergleute an jedem Arbeitstag auf sich nehmen müssen?«, fragte Ramirez. »Außerdem ist das nicht Ihr Problem. Es sei denn, dass Sie es zu Ihrem Problem machen wollen.«

    »Oh nein, das ist Ihr Kampf. So verrückt bin ich nicht.«
    »Dann würde ich vorschlagen, dass Sie diese Untersuchung abschließen und Compsons Planet verlassen, sobald Sie es einrichten können.«
    Li sah noch einmal zwischen den beiden Männern hin und her, trank einen letzten Schluck Bier und stieß das Glas von sich. »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte sie Daahl.
    »Auf eine Abmachung«, antwortete er. »Und wir wollen sicher sein, dass Sie sich daran halten. Ich würde es sehr bedauern, wenn Ihnen etwas Unangenehmes zustößt.«
    Ramirez streckte seine langen Beine aus, und sein Stuhl rutschte quietschend über die nackten Bodenbretter. »Man weiß nie, wen es als Nächsten trifft.«
    »Drohen Sie mir nicht, Leo. Ich weiß sehr viel mehr über solche Dinge als Sie. Und ich habe nicht vor, mich auf der Straße wie ein Hund abknallen zu lassen. Und erst recht nicht von einem rotznasigen reichen Bengel, der sich im Kohlenrevier zum Politiker aufspielt.«
    Daahl lachte unversehens. »Sie haben sich kein bisschen verändert, Katie. Menschen müssen einen Höllenrespekt vor Ihnen haben.«
    Er zog ein E-Papier aus dem Schreibtisch und beugte sich darüber. Ramirez stand auf, stieg durch die Luftschleuse und zog die Decke hinter sich zu. Li wollte zur Vordertür gehen, aber als sie aufstand, kam Daahl hinter dem Schreibtisch hervor und legte ihr eine Hand auf den Arm.
    »Katie«, sagte er so leise, dass Ramirez ihn nicht hören konnte. »Wenn Sie etwas brauchen, sagen Sie mir Bescheid. Ich will nichts versprechen, aber … Brian weiß, wo ich zu finden bin. Verstanden?«
    Li nickte und trat ins vordere Zimmer.
    McCuen saß immer noch am Tisch. Er hielt den Jungen auf dem Schoß, drehte ein Stück farbige Schnur zwischen
den Fingern und zeigte ihm, wie man eine Jakobsleiter machte. Die Frau hatte sich über das Feuer gebeugt und rührte in einem Topf. Sie blickte nicht auf, als Li und McCuen gingen.
    Als sie einige Schritte die Gasse entlanggegangen waren, blieb Li stehen.
    »Warten Sie hier«, sagte sie.
    Daahl kam an die Tür. Als er Li sah, trat er schweigend zur Seite und ließ sie eintreten. Die Frau und das Kind waren verschwunden. Jemand hatte das Kohlefeuer gelöscht. Das Zimmer war dunkel und wurde bereits kühl. Daahl schloss hinter sich die Tür und lehnte sich dagegen, die Hand noch an der Klinke. »Ja?«, sagte er.
    »Mirce Perkins«, sagte sie. »Wo ist sie?«
    »Halten Sie das für klug?«, fragte Daahl ruhig.
    »Sagen Sie’s mir.«
    »Warum?«
    »Ich will sie sehen.«
    »Nein, wollen Sie nicht«, sagte Daahl. Er hatte eine gewisse Schärfe in der Stimme. Misstrauen? Verärgerung? »Sie gehören nicht mehr hierher. Machen Sie einfach Ihre Arbeit und gehen Sie wieder. Woran Sie sich auch zu erinnern glauben, vergessen Sie’s wieder. Sie hat es so gewollt. Und Ihr Vater hat es so gewollt. Sie schulden es ihnen.«
    Li antwortete nicht. Nach einigen Sekunden öffnete Daahl die Tür, und sie trat an ihm vorbei ins wässrige Sonnenlicht.
     
    Eine halbe Stunde später saßen sie und McCuen wieder im Shuttle. Sie schilderte ihm nur eine umsichtig zensierte Version ihres Gesprächs mit Daahl – eine Version, die die angedrohte Blockade oder Daahls letzte Worte an sie aussparte.

    »So ist das also«, sagte er, als sie ihm so viel anvertraut hatte, wie sie für vertretbar hielt. »Voyt hat die Bücher manipuliert. Sharifi findet es heraus, droht ihm mit Haas, und Voyt bringt sie um. Passt doch gut zusammen.«
    »Zu gut. Zunächst einmal spricht nichts dafür, dass Voyt sie wirklich umgebracht hat. Es gibt etwa fünfzehn Leute in der Befehlskette, für die Voyt den Geldboten gespielt haben könnte, und sie hatten alle ein ebenso starkes Motiv wie er. Zweitens: Wer oder was hat Voyt umgebracht? Drittens: Was hat Bella da unten gemacht, und wer hat die Leichen hochgebracht, nachdem sie sie gesehen hat? Viertens: Wer hat das Feuer überhaupt gelegt?«
    »Trotzdem …«, sagte McCuen, der sich so einseitig auf Voyt festlegte wie ein Bluthund, der einer heißen Fährte folgte.
    »Ja«, sagte Li. »Trotzdem.«

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