Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War
ausgetauscht. Das Wrack hat sich in den Datenstrom eingeschleust und übermittelt mir die wichtigsten Details.«
»Ich … verstehe.« Endlich trat Wein und Rosen in das Schiff hinein, und hinter ihm schloss sich die Hülle. Es waren Türen erschienen, die von dem neu gebildeten Korridor wegführten.
»Wie ich bereits sagte, muss ich mit schwerwiegenden Konsequenzen rechnen, wenn ich Ihnen helfe«, verlautbarte Wein und Rosen. »Obwohl es unabhängige Hives gibt, die mich vielleicht aufnehmen werden.«
Dakota nickte. »Darum können Sie sich dann später kümmern. Im Übrigen ist in dem Wrack die Masseträgheit aufgehoben, so wie in den Kernschiffen, deshalb sollten Sie sich eigentlich hier wohlfühlen. Da drüben …« Sie spähte tiefer in den trübe beleuchteten Gang hinein und entdeckte die Umrisse von Türen, die erst während der letzten Minute entstanden waren. Wie immer, hatte das Wrack ihre Gedanken erraten. »Da drüben gibt es einen Raum, der einem Bandati-Habitat gleicht«, beschied sie ihm voller Überzeugung. Wie auf ihr stummes Kommando hin glitt eine Tür auf.
Wein und Rosen ging hin und peilte durch die Öffnung. » Dakota, ich habe in meinem Leben schon viele seltsame Dinge gesehen, und manche haben mir große Angst gemacht. Aber nichts davon hat mir so viel Furcht eingeflößt wie Sie.«
Nachdem Wein und Rosen sich in sein Quartier begeben hatte, wurde es rings um Dakota dunkel. Das Fleisch des Schiffs presste sich von allen Seiten an sie heran, verschlang sie in einem Stück und zog sie in sich hinein. Noch einmal durchlebte sie dieselbe flüchtige Anwandlung von Panik, die sie von ihrer ersten körperlichen Verschmelzung mit einem Schiff der Weisen her kannte. Doch der Schreck verflog schnell, und plötzlich teilte sie den erweiterten
Wahrnehmungsbereich des Wracks. Sie spürte, fühlte und hörte dasselbe wie das Schiff.
Sie war sein Navigator.
Willkommen daheim, sagte eine Stimme.
Ein Tumult aus Bildern und Ideen überrumpelte sie, wobei in dem tosenden Wirrwarr eine Außenansicht des Ringsegments dominierte. Es stand kurz davor, endgültig auseinanderzubrechen, während es auf das schwarze Loch zu raste. Ihnen blieben höchstens noch Minuten.
Der Bibliothekar übermittelte ihr ein Bild davon, wie das Wrack das Ringsegment in Stücke sprengte, um ihnen eine Flucht zu ermöglichen.
Nein, lehnte sie ab. Zuerst müssen wir uns Moss vornehmen und dann den Händler.
»Schwimmer-in-turbulenten-Strömungen.«
Moss öffnete die Augen und schloss sie gleich wieder. Offenbar litt er an Halluzinationen. »Mein Name lautet Hugh Moss«, erwiderte er ruhig.
Unter ihm grollte der Boden. Noch ein paar Sekunden, und der Ring würde …
»Sehen Sie mich an, Schwimmer.«
Er riss die Augen auf und erblickte Dakota, die auf ihn hinabschaute. Sie schien in einer viel besseren Verfassung zu sein als bei ihrer letzten Begegnung.
»Zu spät«, erklärte er.
»Sie müssen Ihre Yacht zurückrufen.«
»In wenigen Minuten wird dieses Ringsegment in tausend Stücke zersplittern. Wenn das passiert, sterbe ich. Meine Yacht wird in den Transluminal-Raum hineingleiten und im Zentrum dieses Sternsystems wieder auftauchen. Und dann … Bumm!«
Er blinzelte zu Dakota empor. Irgendein verborgener Sinn verriet ihm, dass er eine Art Projektion sähe.
»Ich spreche durch Ihre Implantate zu Ihnen, Hugh. Derzeit befinde ich mich an Bord des Schiffs der Weisen. Erzählen Sie mir, wie es weitergeht. Sie zerstören dieses System mit allem, was es darin gibt … und was dann? Sicher, Ihr Wunsch nach Rache wäre befriedigt, aber was genau hätten Sie Ihrer Ansicht nach erreicht? Das Kernschiff wäre längst aus dem Ocean’s-Deep-System verschwunden, wenn die Sonne explodiert. Dasselbe gilt für so ziemlich jeden, der eine Möglichkeit hat, von hier wegzukommen, und das schließt den Händler mit ein.«
Moss, der sich am Boden zusammengerollt hatte und auf seinen Tod wartete, setzte sich nun vorsichtig auf. »Sie würden mir diese Fragen nicht stellen, wenn Sie imstande wären, mich aufzuhalten«, entgegnete er. »Haben Sie versucht, die Systeme meiner Yacht zu korrumpieren?«
Ihre Miene blieb teilnahmslos, und an einem seiner Mundwinkel zupfte ein Lächeln. »Das erwies sich als schwieriger, als Sie gedacht hatten, nicht wahr?«
»Als sehr viel schwieriger. Vergessen Sie nicht, dass der Händler Ihnen das angetan hat, Hugh – und kein anderer.«
Moss schwieg.
Ein fürchterliches Krachen ertönte, wie ein
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