Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War
gab endlose Versuche, ihr zu schmeicheln, sie zu bedrohen, zu bestechen oder sie einfach nur zu überreden, aber Dakota beharrte fest auf ihrem Standpunkt. Die Schiffe der Weisen würden ausschließlich das Ocean’s-Deep-System anlaufen; die Schockwelle, die sich von dem zerstörten Night’s-End-System ausbreitete, würde erst in ein paar Jahren ankommen, und hier gab es weder empfindlichen Ökosphären, die Schaden erleiden, noch große Populationen, die leicht angegriffen werden konnten – nur leblose Welten, eine Raumstation und die stetig anwachsende Flotte von Schiffen der Weisen.
Hin und wieder richtete sie ihr Augenmerk auf Ocean’s Deeps Stern, der nun seit über sieben Milliarden Jahren strahlte, eine helle und friedliche Präsenz an den nächtlichen Himmeln anderer bewohnter Welten, die weitab lagen. Auf einmal kam er ihr vergänglich vor, sogar fragil; er erschien ihr wie etwas, das aus einer Laune heraus zerstört oder aber unter dem Vorwand einer politischen oder militärischen Notwendigkeit heraus geopfert werden konnte.
Lucas Corsos Leben wurde hektischer, als er es sich je hätte vorstellen können. Bald traf ein drittes Schiff der Weisen ein, dann
ein viertes und fünftes. Das zweite, das auftauchte – nun von Langley gesteuert – flog in Kürze zu den Territorien des Konsortiums und nahm den größten Teil der Crew der Casseia Andris mit. Es kehrte zurück mit der Ablösung für den militärischen Stab, mit Bürokraten, Unterhändlern, Ingenieuren und Politikern. In der Zwischenzeit nahmen die Crews von den Schummrigen Himmeln die Station für ihren eigenen Hive in Besitz. Ein Ring wurde für die ausschließliche Benutzung durch das Konsortium gesichert, und dort bezog Corso ein privates Quartier.
Fast zwei Wochen nach Corsos Gespräch mit Dakota in der Krankenstation gab es den ersten von mehreren vorsätzlich geplanten Anschlägen, sie beide zu ermorden. Dank Dakota missglückte dieses Attentat völlig.
Ein verdeckt operierendes Team, dem mindestens ein Experte auf dem Gebiet von Sprengungen angehörte, war inkognito eingetroffen und mischte sich unter ein neues Sonderkommando von Sicherheitskräften des Konsortiums, das gerade von Galileo kam. Alle sechs Mitglieder des Teams wurden in letzter Minute dem Sonderkommando zugeteilt, und nachdem sie in der Orbitalstation Posten bezogen hatten, gingen sie unverzüglich daran, an entscheidenden Stellen Sprengsätze zu platzieren, um der bereits geschwächten Station den größtmöglichen Schaden zuzufügen. Offenkundig sollte die Kolonie zerstört werden, während sowohl Dakota als auch Corso in Gespräche mit führenden Repräsentanten des Konsortiums verwickelt waren, denn Verhandlungen dieser Art hatte man mittlerweile von der Casseia Andris auf die Station verlegt.
Anscheinend lief jedoch etwas schief, denn als die Meldung von dem versuchten Attentat endlich publik wurde, erfuhr Lucas, dass sämtliche Fernzünder für diese Sprengsätze auf mysteriöse Weise versagt hatten. Innerhalb von Minuten gelang es den Sicherheitsteams des Konsortiums und der Schummrigen Himmel in einer gemeinsamen Aktion, die meisten Mitglieder
der Terrorgruppe zu fassen, nachdem ihre Identitäten und aktuellen Aufenthaltsorte anonym enthüllt worden waren. Natürlich fand man unschwer heraus, dass Dakota hinter dieser letzten Geschichte steckte.
Zwei der verhinderten Attentäter ließen es auf eine Schießerei in einer Ladebucht ankommen, da sie offenbar den Tod einer Gefangennahme vorzogen. Sie entpuppten sich als Freistaatler, die vorher als Söldner für eine Spezialeinheit gearbeitet hatte, die für den Schutz der Konsortium-Legislatur zuständig war.
Wer sie angeworben hatte und warum, blieb ein Geheimnis. Ihre Auftraggeber hatten sich bemüht, keinerlei elektronische Spuren zu hinterlassen, die sie mit den Terroristen in Verbindung bringen konnten. Allerdings mangelte es nicht an potenziell Verdächtigen.
Während der nächsten Tage scheiterten zwei weitere Versuche, Dakota umzubringen. Einmal war eine technische Beraterin namens Gloria Kjel beteiligt, deren Vater in dem Viertel von Darkwater, in dem Menschen wohnten, die geschäftlichen Interessen der Legislatur vertrat und bei der Zerstörung des Night’s-End-Systems ums Leben kam. Als Kjel verhaftet wurde, auch dieses Mal dank eines anonymen Hinweises, hielt Corso Dakotas Plan, sich für eine Weile abzusetzen, für eine ziemlich gute Idee.
Der nächste Mordversuch war wesentlich arglistiger.
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