Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War
Verwaltungsstabs.
Alle starrten Dakota mit einer so heftigen Abneigung an, als hätte sie sie an ihre Sitze gekettet und würde sie zwingen, ihr dabei zuzusehen, wie sie lebendige Babys verspeiste.
»Ich danke Ihnen allen für Ihr Erscheinen«, begann sie, als der Lärm sich gelegt hatte, »aber den meisten von Ihnen blieb gar keine andere Wahl, als sich hier einzufinden. Deshalb fasse ich mich kurz. Ich werde nicht länger dulden, dass man versucht, potenzielle Navigatoren daran zu hindern, nach Ocean’s Deep zu reisen. Noch lasse ich es zu, dass man sie erpresst oder ihre Familien bedroht. Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass Sie auf diese Leute angewiesen sind. Jeder weitere Versuch, sie in irgendeiner Weise zu behelligen, wird ohne Erfolg bleiben.«
Sie ließ den Blick von einer Seite des Raums zur anderen wandern. »Wie Sie wissen, verfolge ich ehrgeizige Ziele, um unsere Zivilisation zu retten, und die Gründung einer Transluminal-Flotte ist nur eines davon. Ohne Ihre Kooperation kann ich nichts bewirken, aber viel zu viele von Ihnen scheinen die Absicht zu verfolgen, mein Vorhaben, wo es nur geht, zu blockieren, während es eine große, lautstarke Minderheit gibt, die offenbar überhaupt nicht daran interessiert ist, Vernunft anzunehmen.«
Der Bildschirm an der Wand hinter ihr schaltete sich ein und zeigte eine Reihe von Namen, Gesichtern und Angaben über Personen. »Das meiste hiervon ist streng vertraulich«, fuhr Dakota fort. Sie schmunzelte. »Informationen der Art, die Leute wie ich eigentlich gar nicht wissen dürfen.«
Corso erkannte sofort die Gesichter der Mitglieder des Trupps, der vor kurzem versucht hatte, die Kolonie in die Luft zu sprengen.
»Die Informationen, die Sie auf diesem Schirm sehen, wurden soeben auf Ihre Daten-Pads übertragen«, erklärte sie ihren Zuhörern.
»Sie finden Einzelheiten, wie diese Bombenleger rekrutiert wurden, wer sie anwarb und wer den Auftrag zu diesem Attentat gab – außerdem eine Liste der planetaren Regierungen, die sich dafür starkmachten, dass der Plan in die Tat umgesetzt wurde.«
Corso zückte sein eigenes Daten-Pad und studierte die Angaben, die gerade darauf erschienen. Er blickte hoch und sah, dass die meisten Personen aus dem Publikum gleichfalls auf ihre Daten-Pads starrten. Ihm fiel besonders ein Mann auf, der sein Pad so krampfhaft umklammerte, dass seine Hände zitterten.
»Ich verhänge ein vorläufiges Embargo über alle diese Regierungen, die diese versuchte Gräueltat unterstützten. ›Vorläufig‹ bedeutet, dass das Embargo so lange andauert, bis die neue Behörde etwas anderes beschließt. Die betroffenen Kolonien dürfen an keinerlei Verhandlungen mehr teilnehmen, sie werden nicht durch ihre Repräsentanten in der Behörde vertreten sein, und bis auf weiteres wird kein Schiff der Friedensflotte ihre Welten anlaufen.«
Sie blickte die versammelten Delegierten der Reihe nach an, während sie mit den Händen das Rednerpult umklammerte, als erwarte sie einen persönlichen Angriff. »Betrachten Sie das als Warnung. Auf Wiedersehen.«
Begleitet von einem Sturm aus Fragen, die unbeantwortet blieben, verließ sie unter dem Schutz von Sicherheitskräften den Raum.
Corso schaute ihr hinterher und fragte sich, ob das wirklich dieselbe Frau war, der er erst vor wenigen Wochen begegnet war – am Boden zerstört, unsicher und verletzlich.
Doch dann erinnerte er sich an das, was sie ihm bei mehreren Gelegenheiten gesagt hatte; wenn man mit einem Schiff der Weisen verbunden war, unterlag die Zeit anderen Gesetzen – virtuell konnte man aus den Erfahrungen vieler Lebensspannen schöpfen.
Vor Dakotas Aufbruch traf Corso sich noch ein letztes Mal mit ihr.
Daheim auf Redstone, ohne die unmittelbare Bedrohung einer Einmischung seitens des Konsortiums, hatten die Uchidaner und die Freistaatler ihre alten Aggressionen wiederaufleben lassen. Auf anderen Koloniewelten standen ein Dutzend ähnlicher gegenseitiger Vernichtungskriege, die bis jetzt von der militärischen Übermacht des Konsortiums unterdrückt worden waren, entweder kurz vor dem Ausbrechen oder hatte bereits begonnen. Und all diese Fehden fanden statt vor dem Hintergrund eines viel gewaltigeren Konflikts, der jedoch noch so weit entfernt war, dass es Jahrtausende dauern würde, ehe man seine Auswirkungen am Nachthimmel beobachten konnte …
Der Lange Krieg.
Seit Dakota ihn gebeten hatte, bestimmte Einzelheiten über den Krieg zwischen den Shoal und den Emissären zu
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