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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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starrte er sie an. »Und in welchem Zeitraum soll das alles deiner Meinung nach stattfinden? Es war schon schwer genug, nur diese Behörde zu gründen, und jetzt planst du eine Armada nach dem Vorbild der Kernschiffflotte der Hegemonie.«
    »Dass wir eine solche Flotte nicht bauen können, ist mir auch klar«, beschied sie ihm kurz und bündig. »Deshalb werden wir ein Schiff stehlen.«
    »Wie bitte?«
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. »Wir kapern ein Kernschiff. Vielleicht sogar mehrere.«
    »Dakota …«
    »Hör mir bitte zu. In ein paar Systemen in der Nähe der Gebiete, um die sich die Shoal und die Emissäre streiten, findet man aufgegebene Kernschiffe. Noch viel näher bei uns gibt es eins, das schwer beschädigt wurde. Es schaffte es kaum, aus dem Night’s-End-System herauszukommen, ehe es sich zu einer Nova entwickelte. Das ist das Erste, das wir uns holen. Ungefähr zwanzig Lichtjahre von hier entfernt liegt es in einem unbewohnten System, und es sind immer noch umfangreiche Reparaturarbeiten im Gange. Die Koordinaten habe ich bereits auf dein Daten-Pad übertragen.«
    »Wir sollen ein Kernschiff kapern?« Es war der helle Wahnsinn, eine Verzweiflungstat, etwas schier Unfassbares, trotzdem ertappte er sich dabei, wie er versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken. »Du bist noch verrückter, als ich dachte. Und du glaubst wirklich, dass wir das schaffen?«
    »Nein, Lucas, ich glaube, dass du das schaffst. Du zusammen
mit der Behörde.« Sie lächelte breit. »Und wir beide wissen, dass dir dein Job leichter fallen wird, wenn ich mich eine Weile von hier zurückziehe. Man wird dich nicht mehr behandeln, als seist du mein Untergebener, so eine Art Befehlsempfänger, ein Mittelsmann zwischen der Außenwelt und mir. Sie werden dich fragen, was als Nächstes zu tun ist – und niemanden sonst.«
    Zuerst fiel Corso keine Antwort ein, denn er wusste ja, dass sie die Wahrheit sprach. Ohne Dakota hatte die Friedensbehörde vielleicht eine Chance, mehr Eigenverantwortung zu entwickeln, wichtige Entscheidungen zu treffen, ohne sich ständig zu fragen, ob Dakota sie billigen würde.
    »Na schön«, gab er schließlich nach. »In diesem Fall müssen wir uns auf ein offizielles Statement bezüglich deines Aufenthaltsortes einigen – die Verlautbarung muss so formuliert sein, dass die Politiker und die Presse sie uns abkaufen.«
    »Ich danke dir.«
    Er lehnte sich zurück, zu müde, um noch klar denken zu können. »Manchmal weiß ich nicht, ob ich dich hassen oder dir dankbar sein soll, weil du mich dazu gebracht hast, diesen Job anzunehmen.«
    »Niemand hat dich gezwungen, Lucas. Denk daran, dass ich dich nur gefragt habe. Du hättest auch Nein sagen können.«
    »Um dir als einziger Person diese heiklen Aufgaben zu überlassen?« Er grinste und schüttelte den Kopf. »Das wäre für mich niemals infrage gekommen.«
    »Mittlerweile muss dir doch klargeworden sein, dass du hier viel mehr Gutes bewirken kannst, als es dir daheim auf Redstone je möglich gewesen wäre …«
    »Ich weiß, ich weiß«, murmelte er.
    Ein peinliches Schweigen trat ein. Das war’s dann, dachte er.
    Sie stand auf und wirkte einen Moment lang verlegen. »Auf Wiedersehen, Lucas. Pass gut auf alles auf. Und gib gut acht auf die Piri Reis.«

    »Manche Leute reden davon, hier in der Station ein Museum einzurichten«, erzählte er. »Mitglieder irgendeines Unterkomitees, die anscheinend zu viel Zeit haben. Vielleicht könnten wir das Schiff dort aufstellen.«
    »Tatsächlich?« Sie strahlte. »Ich hätte nichts dagegen.«
    Dann verschwand sie durch die Tür, lächelnd und mit einem kurzen Winken; Lucas Corso blieb noch lange auf dem Sofa sitzen und starrte in die Dunkelheit und Stille.

Epilog
    Eiskalte Luft wälzte sich von den hohen Berggipfeln herab und strömte über eine karge Ebene, die sich bis an einen fernen Horizont erstreckte; hier und da wirbelte sie kleine Sandfontänen auf und zerstreute die zarten, nadelähnlichen Blätter eines in der Nähe wachsenden Igelbusches. Eine Straße durchschnitt das Plateau in einer langen, geraden Linie, ehe sie in einem Industriesmog verschwand, der die tief stehende Sonne verfinsterte.
    Eine Atmosphärenanlage, die dem Haus von Attar gehörte, ragte aus dem Dunst auf wie die abstrakte Skulptur einer aus Stahl und Eisen gefertigten Kröte und spie Mengen von Gas aus, die das Klima veränderten. Um ihren Sockel drängten sich Verwaltungsgebäude und die Wohnquartiere der Arbeiter, errichtet aus

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